Startseite -> Saison 2000/2001 -> DFB-Pokal 2000/2001 -> FCM gegen Köln -> Spielberichte


am 27.08.200, 15.00 Uhr

Tinos Bericht
Es gibt Tage da gelingt einfach alles. Nach gelungener Ehrung der Spieler der 90er, ein gut gefülltes Stadion mit super Stimmung, konnten die Spruchbänder von Sascha voll überzeugen. Die Sprüche „Es ist keine Schande gegen uns zu verlieren“ und „Wir sind Europapokalsieger“ sowie „Wir können unsere Fortuna schlagen“ schüchterten die Gäste scheinbar ein. Das Spiel selbst war eine Galavorstellung der Blau- Weißen, die selbst kühnste Optimisten nicht für möglich gehalten hatten. Wie Maik Franz und Rozgonyi ihre Gegner vernaschten war schon sehenswert. So viele flüssige Kombinationen gab es in den drei Punktspielen zuvor zusammen nicht. Bei den zwei Toren von Chancentod Papic, zeigte die Kölner Abwehr ihr ganzes Unvermögen. Hier hatte nicht ein Viertligist einen Erstligisten rausgeworfen, sondern ein Europapokalsieger einen Aufsteiger eine Lektion erteilt.
MDR - Bericht
KEIN KLASSENUNTERSCHIED BEIM FCM-SIEG
Der FCM hat gegen die drei Klassen hö- her spielenden Kölner hochverdient und mit sehenswerten Toren gewonnen. Vor allem zu Beginn der Halbzeiten legten die Magdeburger die Basis für den Sieg. Bereits nach 13 Minuten stand es 2:1. Zani hatte einen Elfer verwandelt. Han- nemann schoss dann ins linke Eck, nach- dem er Scherz, den 1:1-Schützen, ausge- trickst hatte. Von der Führung beflü- gelt, machten die Magdeburger auch in der zweiten Hälfte das bessere Spiel. Der von Finanzkrisen gebeutelte Viert- ligist kann Erfolge gut brauchen. 8000 Fans sahen den Sieg ihres FCM, der 1974 schon den Pokal der Pokalsieger holte.
Volksstimme - Bericht

Entfesselter 1.FC Magdeburg zieht in die zweite DFB-Pokalrunde ein

Fünf Tore gegen Erstligist 1.FC Köln - Großes Fußball-Fest im Grubestadion

Seit Monaten sorgt Fußball- Oberligist 1. FC Magdeburg wegen des drohenden Insolvenzverfahrens für Wirbel. Auch gestern produzierte der Club wieder Schlagzeilen - diesmal aber im positiven Sinne. Durch einen spektakulären 5:2 (2:1)-Erfolg im DFB-Pokal gegen Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln zogen die Elbestädter vor offiziell 8 004 restlos begeisterten Zuschauern beinahe sensationell in die zweite Runde ein.

Von Uwe Tiedemann
Magdeburg.
Nach langer Zeit gab es mal wieder ein großes Spiel im Grubestadion. Ideale äußere Bedingungen taten ein übriges. Dass es aber letztlich wirklich ein echtes Fußball-Fest wurde, dafür sorgten die von ihrem Trainer Eberhard Vogel glänzend eingestellten und bis in die Haarspitzen motivierten blau-weißen Kicker auf dem Rasen. "Wir wollten Köln ein bisschen ärgern. Dass es so gut läuft, hätte ich auch nicht erwartet", bekannte Vogel nach der Partie und betonte. "Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir eine tolle Leistung gezeigt." Der Club legte los wie die Feuerwehr. Keine 120 Sekunden waren gespielt, da lag der Ball auf dem Elfmeterpunkt.Neuzugang Zani ließ sich die Chance nicht entgehen, vollstreckte halbhoch und unhaltbar. Vorausgegangen war eine Attacke von Keller an Mydlo,die aber nicht unbedingt nach einem Strafstoß aussah. Zwar glich der Erstligist wenig später durch Scherz aus (10.), doch das beeindruckte den Oberligisten wenig. Eine gelungene Kombination über Zani schloss Hannemann überlegt zum 2:1 ab Auch im weiteren Verlauf war kein Klassenunterschied zu erkennen. Im Gegenteil. Der FCM zeigte großen Einsatzwillen, spielte zudem klug aus der Defensive heraus. Besonders Franz tat sich hier gegen Arveladze hervor, kaufte diesem vollständig den schneid ab. Zwar musste Dreszer gegen Springer in höchster Not retten (18.), aber im weiteren Verlauf blieben klare Möglichkeiten für die recht pomadig wirkenden Kölner aus. Dafür hätte Mydlo auf der anderen Seite eignetlich das 3:1 machen müssen, doch er scheiterte am FCK-Keeper Pröll (44.). Zweite Halbzeit: Wer geglaubt hatte, die Gäste würden nun so richtig ernst machen, sah sich weiter getäuscht. Ehe sie sich versahen, lagen sie plötzlich 1:4 hinten. Und das kam so: Zani bedient Papic auf halblinks, der wird nicht angegriffen und zieht flach ins kurze Eck ab - 3:1 (49.). Nur sechs Minuten geht der gleiche Magdeburger nach einem klassischen Konter auf und davon und besitzt dann noch die Kaltschnäuzigkeit, das Leder über Pröll hinwegzulupfen. Der Gäste-Schlussmann erwischt die Kugel erst hinter der Linie. Das Grubestadion steht Kopf, die Fans sind nun endgültig aus dem Häuschen. Und Köln? Der Erstligist antwortet mit dem zweiten Tor. Nach einem Freistoß verlängert Springer per Kopf zum 4:2 (63.). Beginnt jetzt die große Aufholjagd? Nein. Zwar bestimmen die Gäste nun das Geschehen, drängen den FCM, der nur gelegentlich kontern kann, weit in die Defensive. Doch außer einem fulminanten Timm-Freistoß, der an die Latte kracht (77.) und einer Dreszer-Parade gegen Kurth (82.), passiert nichts mehr. Stattdessen sorgt der eingewechselte Ofodile nach einem Sololauf für den endgültigen K.o des Favoriten - 5:2 in der 86.Minute.

Vlado Papic im Interview

"Jetzt wünsche ich mir die Bayern"

Er hatte mit einer starken Leistung und zwei Toren maßgeblichen Anteil am Pokal-Triumph des FCM über den 1. FC Köln: Vlado Papic, der gebürtige Kroate, der im Winter der vergangenen Saison von Eintracht Trier zum FCM kam. Volksstimme Redakteur Uwe Tiedemann sprach mit dem 32-Jährigen.
Volksstimme: Sie sprühten geradezu vor Spiellaune. Woran lag das?
Papic: Zum einen ist man als Außenseiter immer hochmotiviert. Zum anderen macht es gegen einen Bundesligisten einfach mehr Spaß, weil man da im Spiel mehr Platz hat und weil da intelligenter Fußball gespielt wird.
Volksstimme: Trotzdem gehören gute Nerven dazu, wenn man wie bei Ihrem Solo zum 4:1 den Ball ganz cool über den gegnerischen Keeper lupft, oder?
Papic: Ja, das stimmt schon. Aber ich wußte, dass sich die meisten Torhüter in der Bundesliga in solchen Situationen mit einem Torschuss rechnen und sich nach unten orientieren. Dass der Ball dann so gerade eben über die Linie rollte, war natürlich auch ein wenig Glück.
Volksstimme: Gehört dieser Sieg zu Ihren größten Erfolgen im DFB-Pokal?
Papic: Mit Sicherheit. Aber ich erinnere mich natürlich auch noch sehr gut an die Siege mit Eintracht Trier. Da haben wir erst den Karlsruher SC, dann 1860 München ausgeschaltet und sind erst im Viertelfinale an Hansa Rostock gescheitert.
Volksstimme: Haben Sie die tolle Stimmung im Stadion überhaupt registriert?
Papic: Na klar. Die Unterstützung war riesig.
Volksstimme: Wie schwer fällt es denn, nach einem solch großen Spiel wieder umzuschalten auf wesentlich unattraktivere Gegner?
Papic: Das ist nicht zu unterschätzen. Heute sollten wir diesen Triumph aber genießen, dann müssen wir schnell auf den Boden zurück.
Volksstimme: Haben Sie einen Wunschgegner für die nächste Runde?
Papic: Bayern München wäre nicht das schlechteste Los, oder?!

Kölner Pressestimmen

Kölner Express vom 28.08.2000

Deutschland lacht über FC-Versager

Von Arno Schmitz
exp Magdeburg - "Was hier geboten wird, hat nichts mit professionellem Fußball zu tun. Das ist eine Blamage für den FC. Die Spieler wissen scheinbar nicht, wen sie vertreten." Der Mann, der das sagt, ist 79 Jahre alt. In seinen blauen Augen ist mehr Feuer als in denen der Berufsfußballer des 1.FC Köln. Und der Mann weiß auch, wovon er spricht - als Trainer führte Heinz Krügel den 1.FC Magdeburg zu drei Meistertiteln und drei Pokalsiegen in der ehemaligen DDR, und gewann 1974 sogar den Europacup der Pokalsieger. Als Krügel von der Blamage spricht ist Halbzeit, und "sein" FCM - heute nur noch Oberliga - ist gerade dabei, den FC zu demütigen.
Schon nach drei Minuten war zu sehen, dass Köln an diesem Tag lieber den SC West hätte schicken sollen: Manndecker Jens Keller, auch in den folgenden 87 Minuten mit einer unterirdischen Leistung, reißt David Mydlo im Strafraum um - den Elfer verwandelt Armando Zani zum 1:0. Auch der schnelle Ausgleich von Scherz ändert nichts an der völligen Desorientierung der Lienen-Truppe. Nur drei Minuten später schlägt es wieder ein im FC-Kasten: Diesmal lässt Dirk Hannemann mit einer schnellen Drehung Keller ganz alt aussehen und trifft dann frei vor Pröll zum 2:1.
Kein Zweikampf, kein Spielaufbau, keine Ordnung, keine Abwehr, kein Mittelfeld, kein Sturm - einfach gar nichts. Trotzdem ist zur Halbzeit noch alles drin für den FC, weil Mydlo in der 45.Minute völlig freistehend an Pröll scheitert. Und deshalb will sich Erfolgscoach Krügel auch noch nicht festlegen: "Vielleicht fangen sie sich ja noch."
Aber es wird noch schlimmer. Sofort nach dem Wiederanpfiff nimmt das Grauen endgültig seinen Lauf. Innerhalb von zehn Minuten darf sich Vlado Papic völlig freistehend die Ecke aussuchen - bei 4:1 ist das Spiel für die viertklassigen (!) Magdeburger gelaufen. Erst jetzt entschließt sich Ewald Lienen auszuwechseln, bringt Kreuz und Kurth für Lottner und Scherz. Lienen nach dem Spiel zum späten Zeitpunkt seines Wechsels: "Ich habe vorher nicht gewechselt, weil es nicht an einzelnen Spielern lag, es war heute eine Frage der Einstellung der gesamten Mannschaft."
Springer sorgt per Kopf nochmal für einen minimalen Spannungsfaktor, doch es reicht nicht mehr für den FC. Es wäre auch nicht verdient gewesen.
Der eingewechselte Ofodile setzt dann dem FC-Debakel mit dem 5:2 die Krone auf.
Ganz Deutschland lacht über Frankfurt, doch der FC hat gerade alles getoppt - schämt Euch!

Lienen tobte über den "Geißbock-Mist"

exp Magdeburg - Kein schöner Tag für Ewald Lienen. Während des Spiels tobte er an der Außenlinie über die unglaublichen Fehler seiner Spieler. Aber nach dem Spiel lag der FC-Coach bei seiner Analyse auch selbst leicht daneben: "Es gibt nichts zu beschönigen, aber man muss auch sagen, das der Gegner heute absolut zweitligareif gespielt hat."
Aha - spielt der FC dann nicht trotzdem noch eine Klasse höher? Lienen außerdem: "Der Gegner war von Beginn an aggressiver als wir in den gesamten 90 Minuten. Arweladse musste in der Anfangsphase gleich drei gelbwürdige Fouls über sich ergehen lassen. Es ist schon ein Klassiker, wenn wir dann für vergleichsweise harmlose Fouls die Karten bekommen."
Naja, am Schiri hat es nun aber wirklich nicht gelegen, auch wenn Wolfgang Stark manchmal tatsächlich etwas daneben lag. Zum Abschluss seines Fazits dann noch ein Patzer, den man Lienen allerdings verzeihen kann; "So haben wir verdient gewonnen - Glückwunsch an Magdeburg."
Nicht zu entschuldigen ist die Leistung der Mannschaft, das wissen auch die Spieler. Thomas Cichon:"Da fahren die Fans 1200 Kilometer und sehen so einen Mist." Sehr richtig. Ralf Hauptmann:"Wir wussten, dass es hier nicht einfach wird. Aber wir haben hier wirklich sehr viele Fehler gemacht."
Sportmanager Hannes Linßen: "Unvorstellbar!" Und nach dieser Leistung auch schwer vorstellbar, wie der FC nächste Woche in Freiburg bestehen will.

Kölner Stadt-Anzeiger vom 28.08.2000

Fassungslosigkeit nach der FC-Blamage

Der Anhang des Bundesligisten ringt nach dem Debakel gegen den Viertliga-Klub um Fassung

Von Horst Müller-Manz
Magdeburg-
"Unvorstellbar-einfach unglaublich. So etwas kann man nicht fassen." Das waren die einzigen Worte, die FC-Manager Hannes Linßen am Sonntag nachmittag um exakt 16.56 Uhr hervorbrachte. Der sportliche Leiter-und mit ihm Geschaftsführer Wolfgang Loos und der kreidebleiche Trainer Ewald Lienen, der wieder einmal eine Unmenge von Zetteln vollkritzelte, aber nie seine desolate Mannschaft auf Vordermann bringen konnte-waren geschockt, kaum fähig ein paar zusammenhängende Sätze hervorzubringen. Die Kölner Profikicker, denen eine satte Prämie von knapp 10000 Mark in Aussicht gestellt worden war, hatten sang- und klanglos mit 2:5 beim Viertligaklub 1.FC Magdeburg verloren, sich blamiert bis auf die Knochen und waren mit einer amateurhaften Leistung gleich zum Auftakt aus dem nationalen Pokalwettbewerb ausgeschieden. Und die Offiziellen, die mit leeren, glasigen Blicken vor sich hinstarrten, als die knapp 8000 Fans im baufälligen Ernst-Grube-Stadion mit südländischer Begeisterung ihre Helden feierten, hätten sich wohl am liebsten ein Loch gebuddelt und darin vergraben.
"Ich war fürchterlich erschrocken-so eine niveaulose Mannschaft hat das Kölner Publikum doch nicht verdient", urteilte Heinz Krügel, Magdeburgs früherer Meistermacher und Europapokalgewinner von 1974 (2:0 Finalsieg in Rotterdam über den AC Mailand). Und der Fußball-Weise aus Sachsen-Anhalt, der in seiner Glanzzeit ein eisernes Regiment führte, schimpfte munter weiter: "Heute war ein Klassenunterschied zu erkennen - wir haben wie ein Bundesligateam gespielt und die Kölner sahen aus wie Zwerge. Keine Einstellung, kein Aufbäumen. Die haben wohl geglaubt, die könnten hier mit links gewinnen. Wenn diese Spieler nur ein Fünkchen Ehre in sich hätten, dann würden sie jetzt sofort zum Vorstand gehen und auf ein Monatsgehalt verzichten."
Keiner, der dieses Kölner Trauerspiel miterlebte, wird dem 79 Jahre alten Coach widersprechen. Auch Ewald Lienen nicht, der allerdings nach einer schwachen ersten Halbzeit ("Das hatte mit Profi-Fußball nur wenig zu tun - fast jeder hat zehn bis fünfzehn Prozent unter seinem Limit gespielt") bessere Ansätze, mehr Engagement und zahlreiche gute Möglichkeiten gesehen haben wollte. Diese Ansicht zu vertreten, grenzt an Augenwischerei, an Beschönigung eines Auftritts, den der Großteil der mitgereisten 500 Fans als pure Frechheit empfunden haben müssen. "Die tun mir leid", sagte denn auch Thomas Cichon, "die fahren 1200 Kilometer und dann spielen wir so einen Driss." Fürwahr: Schon nach wenigen Minuten nahm das Unheil seinen Lauf: Jens Keller riss den agilen Mydlo mit beiden Händen um und Zani verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:0. Als dann Scherz per Kopf den Ausgleich besorgt hatte, keimte wenigstens etwas Hoffnung auf. Aber Hannemann, sowie Papic(2) und Ofodile nach dem Wechsel rissen die Kölner aus allen Pokalträumen. Ganz schwach präsentierte sich die Abwehr - allen voran Keller, für den eigentlich an diesem sonnig-warmen Nachmittag eine nach unten offene Extra-Benotung hätte eingeführt werden müssen. Scherz und Hauptmann erreichten annähernd ihr Limit, während Torhüter Pröll keine Schuld an den fünf Treffern trägt. Im Gegenteil: Er konnte einem leid tun, weil er mindestens ein Dutzend Mal Kopf und Kragen und seine Gesundheit riskieren musste, damit die Pleite nicht restlos ausufert. Im Grunde verhinderte der 20-jährige eine zweistellige Niederlage. "Wir haben früh gemerkt, dass sich die Kölner schwer tun" witzelte Torjäger Papic, der 1992 unter Ewald Lienen beim MSV Duisburg kickte und kaum Verwendung fand, "und als wir Druck gemacht haben, hatten sie kaum etwas entgegen zu setzen." Ein schlechtes Zeugnis für Lienen und seine Schutzbefohlenen-man darf gespannt sein, wie sie diesen Knockout verdauen.


 

Letzte Aktualisierung Samstag, 09.09.2000 19:08