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Pressestimmen

Volksstimme - Berichte vom 29.11.

Pokal-Sensation perfekt: FCM im Viertelfinale

Der 1. FC Magdeburg hat durch einen 5:3-Sieg gegen den Karlsruher SC den Sprung ins Viertelfinale des DFB-Pokals geschafft. Vor 8629 Zuschauer konnte der FCM dreimal die Führung der Gäste ausgleichen. Dann aber konnten Scholze und Mydlo in der Verlängerung die Sensation perfekt machen. 

DFB-Pokal, Achtelfinale: Elbestädter lieferten erneut denkwürdigen Fußball-Abend

1.FCM bezwang den KSC nach dreimaligem Rückstand mit 5:3

Fußball-Oberligist 1. FC Magdeburg schrieb gestern Abend ein weiteres Kapitel in der Serie „Pokal-Sensationen im Ernst-Grube-Stadion“. Nach Siegen über die Bundesligisten 1. FC Köln und FC Bayern München gewann das Team von Trainer Eberhard Vogel im Achtelfinale des DFB-Pokals vor 8 629 Zuschauern nach einer mitreißenden Partie gegen den Regionalligisten Karlsruher SC nach Verlängerung mit 5:3 (3:3/1:2).

Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. Die Fans hatten sich auf originelle Weise auf diesen erneut denkwürdigen Pokal-Krimi eingestimmt. Während die Magdeburger Anhänger ein Plakat mit der Aufschrift „Wer Pokal sagt, meint FCM“ präsentierten, konterten die Gäste u.a. mit dem provokanten Spruchband „Wer ist schon Bayern?“ Es entwickelte sich von der ersten Minute an eine kampfbetonte Partie, in der die Gäste zunächst unter Beweis stellten, warum sie in der Regionalliga Süd Tabellenführer sind. Die Betonabwehr stand felsenfest, zudem setzte der KSC im Angriff die ersten Achtungszeichen. In der 10. Minute gab Weis den ersten Warnschuss ab, der aber noch abgeblockt wurde. Dann aber schlug es im FCM-Kasten ein. Grimm verwandelte per Kopf aus vier Metern (17. Minute). Wenig später schien sogar das 0:2 fällig zu sein, als Rust auf und davon war (Abseits?), doch Prest beherzt in höchster Not mit einer Grätsche das Leder an den Pfosten lenkte. Der FCM also bis dahin mit reichlich Dusel. Die Elbestädter zeigten sich aber von dem Rückstand überhaupt nicht geschockt. Im Gegenteil: Sie wurden nun mutiger und offensiver. Und sie wurden für ihr Engagement belohnt. Hatte Mydlo nach 28 Minuten noch freistehend verzogen, machte es Maslej besser. Sein Kopfball brachte nach Flanke von Mydlo das vielumjubelte und verdiente 1:1 (33.), denn zuvor hatte es schon mehrfach lichterloh im Gästestrafraum gebrannt. Die Bemühungen des Clubs wurden dann aber im Keim erstickt, als der Unparteiische einen umstrittenen Strafstoß verhängte. Nach einer Attacke von Rozgonyi an Zepek behielt Weis in der 43. Minute die Nerven, verwandelte den Elfmeter sicher zum 1:2-Pausenstand. Auch nach dem Wiederbeginn stand der Schiri im Blickpunkt, zog sich mit seinen Entscheidungen den Zorn der Zuschauer (Gegenstände flogen aufs Spielfeld) und FCM-Spieler zu, die sich mehrere gelbe Karten einhandelten. Der KSC verließ sich immer mehr auf die Defensive, suchte seine Chance in Kontern. Vogel riskierte nun alles. Mit Erfolg. Quadri, der in der 75. Minute als dritter Einwechsler kam, brachte in der 77. Minute eine maßgeschneiderte Flanke in den KSC-Strafraum. Und Maslej traf mit einem spektakulären Fallrückzieher zum 2:2. Doch mitten in den Jubel und die Euphorie der erneute Schock. Mutterseelenallein stand Nagorny vor Keeper Dreszer, versenkte den Ball eiskalt, zum 3:2 (79.) für den KSC. Doch der FCM hatte wieder die passende Antwort. In der 90. Minute zirkelte Hannemann aus 20 Metern Entfernung einen Freistoß zum vielumjubelten 3:3 in die Maschen -Verlängerung. Und da gelang dem FCM dann erstmals die Führung. Die prima Vorarbeit von Holz nutzte Scholze in der 95. Minute zum 4:3. Dann hieß es 24 Minuten zittern, ehe Mydlo mit dem 5:3 (119.) alles klar machte und in Magdeburg eine weitere Fussball-Party begann ...
Magdeburg: Dreszer, Schmidt, Prest (46. Golombek), Rozgonyi, Holz, Maslej, Zani, Hannemann, Zentrich (60. Scholze), Mydlo, Ivanovic (75. Quadri)
Karlsruhe: Walter, Grimm, Seitz (84. Birk), Zepek, Fengler, Rust (103. Fabus), Nagorny, Weis, Cetin (103. Graf), Boehnke, Wa-terink
Schiedsrichter: Gadelmann (Bremen)
Zuschauer: rund 8629
Tore: 0:1 Grimm (17.1.), 1:1 Maslej (33.). 1:2 Weis (43./Foulelfmeter), 2:2 Maslej (77.), 2:3 Nagorny (79.), 3:3 Hannemann (90.), 4:3 Scholze (95.), 5:3 Mydlo (119.)
Gelb: Dreszer, Ivanovic, Hannemann, Mydlo, Golombek / Waterink
Gelb-rot: Golombek (118./Foulspiel)

Volksstimme - Berichte vom 30.11.

Samstag Auslosung im DFB-Pokal-Viertelfinale

Kurz vor Weihnachten das nächste Fußball-Fest ?

Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. Aus zweierlei Gründen warten die Fußball-Fans in und um Magdeburg mit Spannung auf den kommenden Samstag. Zum einen, weil in der Oberliga das nächste Auswärtsspiel beim FSV Zwickau auf dem Programm steht. Zum anderen, weil im Rahmen des Aktuellen Sportstudios im ZDF (Beginn:22.15Uhr) das Viertelfinale im DFB-Pokal ausgelost wird.
Nach Auskunft des Senders ist es allerdings nicht vorgesehen, Trainer Eberhard Vogel live zuzuschalten oder eventuell sogar ins Studio nach Mainz einzuladen. Begründung: Durch das Bundesliga-Spitzenspiel Bayern München gegen Bayer Leverkusen und eine Reihe von Wintersportthemen wird die Auslosung in relativ kurzer Zeit abgewickelt. Trifft der Club auf einen der verbliebenen sechs Erst- oder Zweitligisten, so hat er auf jeden Fall wieder Heimrecht. Es könnte aber auch zur Paarung Union Berlin gegen FCM kommen. In diesem Fall müsste man auswärts ran. Als Termin hat der DFB den 19. bzw. 20.Dezember festgelegt. Spielt Glücksgöttin Fortuna ein bisschen mit, gibt es also noch vor Weihnachten, ein weiteres Fußball-Fest im Grubestadion. Was den Wunschgegner anbetrifft, so sprach Mittelfeldakteur Dirk Hannemann vielen aus der Seele, als er am späten Dienstagabend unter dem Gejohle der Fans via ZDF-Kameras verkündete: "Der Gegner kann uns eigentlich egal sein. Die haben jetzt sowieso alle Angst vor Magdeburg." Eine besondere Überraschung hatte sich der Sportshop Drabe (Oschersleben) einfallen lassen und ein spezielles T-Shirt drucken lassen. Auf der Vorderseite heißt es: "Es ist keine Schande gegen uns zu verlieren." Darunter die bisherigen Gegner Köln, Bayern, KSC. Auf der Rückseite steht: "Der nächste bitte!" Geschäftsführer Bernd Lindner dazu: "Es ist nur ein Unikat. Das heißt, es ist nicht käuflich zu erwerben, sondern nur die Spieler haben als Erinnerung jeweils ein Exemplar erhalten."

Interesse wächst - FCM im Visier der Profivereine

Magdeburg (tn). Mit jedem weiteren spektakulären Erfolg des 1.FC Magdeburg im DFB-Pokal wächst zwangsläufig das Interesse der Konkurrenz an den Spielern. Vor allem die Profivereine informieren sich. So auch Dienstagabend. Von den Ost-Erstligisten Hansa Rostock und Energie Cottbus saßen Co-Trainer Juri Schlünz und Hagen Reeck, von Werder Bremen Beobachter Mirko Votava und von Eintracht Braunschweig Chefcoach Reinhold Fanz auf der Tribüne. Beim jüngsten Oberligamatch gegen Stahl Riesa war Horst Ehrmanntraut (Hannover 96) da. Konkrete Angebote aber liegen dem FCM laut Vereinsführung bislang nicht vor. Auch nicht für Stürmer Adolphus Ofodile, dessen Sportgerichtsverhandlung (Rot gegen Dresden-Nord) nun doch erst am Wochenende stattfinden soll.

Vogel drohte Tribüne Schmidts Kritik am Referee

Magdeburg (tn). Während der packenden Pokalpartie zwischen dem FCM und KSC (5:3) war es mehrfach zu Unterbrechungen gekommen, weil u.a. Feuerwerkskörper gezündet und Gegenstände auf das Spielfeld geworfen wurden. Ferner stand der Unparteiische Gagelmann (Bremen) mit seinen umstrittenen Entscheidungen immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Kapitän Bodo Schmidt: "Das Spiel war geprägt von Hektik, Härte und Emotionen. Der Schiedsrichter hat das wohl so nicht erwartet, mit seiner unglaublichen Arroganz aber selber so viel Brisanz reingebracht." Auch Trainer Vogel protestierte mehrfach heftig. Er stand sogar kurz davor, auf die Tribüne verwiesen zu werden. Schmidt: "Der Schiri hat mich aufgefordert, ihm mitzuteilen, dass quasi seine Karte dunkelgelb sei."

Trainer-Legende Krügel:

Gefragt ist Leidenschaft

Magdeburg (rb). Es gehört fast schon zu den Riten der Pressekonferenz bei FCM-Pokalspielen, dass Trainer-Legende Heinz Krügel das Wort ergreift. Als er diesmal "vom alten FCM-Kampfgeist" spricht, der gegen den KSC wieder deutlich geworden sei, erhält der 79-Jährige spontan Beifall. Krügel ist aber immer noch ein knallharter Analysator. "Leider ist im Oberliga-Alltag von dieser Leidenschaft, die der FCM vor allem in der zweiten Halbzeit demonstrierte, nicht immer viel zu sehen. Wenn dort derart gekämpft und energisch zur Sache gegangen würde wie gegen die Karlsruher, wäre mir um den Aufstieg nicht bange." Gegen die Badener sei deutlich geworden, welch auch technisch gutklassigen Fußball die Vogel-Truppe zu spielen vermöge. "Das haben die herrlichen Tore gezeigt."

Spektakuläre Erfolge zahlen sich für Magdeburger Kicker auch in barer Münze aus

FCM und der Pokal - ein Viertligist mischt die Großen auf

Erst das 5:2 gegen den 1.FC Köln, dann über ein 5:3 nach Elfmeterschießen den FC Bayern München und jetzt erneut mit 5:3 (nach Verlängerung) auch die Betonabwehr des Karlsruher SC geknackt - ganz Fußball-Deutschland staunt über den 1.FC Magdeburg. Ein Viertligist mischt die Großen auf und steht zum ersten Mal überhaupt in einem DFB-Pokal-Viertelfinale - ein Novum.

Von Uwe Tiedemann und Rudi Bartlitz
Magdeburg. Dreimal lag der Club hinten, dreimal glich er aus, bog das Spiel dann in der Verlängerung noch um. Eine unglaubliche Energieleistung. "Riesenkompliment an meine Mannschaft. Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier noch mal so zulegen können, nachdem wir dreimal in Rückstand geraten sind. Wir waren eigentlich schon ausgeschieden. Das zeigt mir aber auch, dass die Truppe intakt und topfit ist", freute sich Trainer Eberhard "Matz" Vogel. Die 8629 Zuschauer waren angesichts der Dramatik total aus dem Häuschen. Verloren hatten eigentlich nur diejenigen, die nicht den Weg ins Grubestadion gefunden hatten. Der FCM im DFB-Pokal - da ist hoher Unterhaltungswert garantiert. Zumal auch die Tore nach dem Motto "eines schöner als das andere" gefallen waren. Mit einem sehenswerten Fallrückzieher hatte Petr Maslej das zwischenzeitliche 2:2 erzielt, Dirk Hannemann mit einem perfekt getretenen 20m-Freistoß in der 90.Minute die Verlängerung erzwungen du David Mydlo mit einem irren Treffer zum 5:3 letztlich für die endgültige Entscheidung gesorgt. Der 24-Jährige Angreifer ließ bei seinem Solo noch mehrere Karlsruher aussteigen und schoss das Leder dann ins verwaiste KSC-Tor, weil Keeper Thomas Walter nach seinem Ausflug in den gegnerischen Strafraum nicht rechtzeitig wieder zurückgekehrt war. "Personell waren wir in der Schlussphase wirklich am Ende. Außer ein paar jungen Leuten hatte ich niemanden mehr zum einwechseln", so Vogel, der seinen Helden spontan zwei freie Tage gestattete. "Es würde nicht viel bringen, jetzt zu trainieren. Der körperliche Substanzverlust wäre zu groß." Der 57-Jährige selbst gönnte sich allerdings keine große Pause. "Wir haben an unserem Haus in Jena gerade den Außenanstrich machen lassen. Da gibt es noch eine Menge nebenbei zu tun." Wie viel Kraft die 120 Minuten gekostet haben, wird sich am kommenden Samstag beim FSV Zwickau zeigen. "Mein Kumpel Konny Weise (Trainer des FSV Zwickau) hat mit Sicherheit zu hause am Fernsehschirm die Daumen gedrückt und gehofft, dass wir noch in die Verlängerung müssen", sagte Vogel mit einem eher gequälten Lächeln auf den Lippen. Hinzu kommt, dass natürlich die Punktspielgegner mit jedem weiteren Pokal-Coup des FCM noch motivierter sein dürften. "Diese Gefahr sehe ich auch. Zumal es für uns ein anstrengendes, kräftezehrendes Match war. Wir hatten nach dem Bayern-Spiel aber eine vergleichbare Situation und dann auswärts prompt verloren. Nun hoffe ich natürlich, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Wir müssen einfach mehr Konstanz in unsere Leistung bringen, in Zwickau die Kräfte bündeln und dieses ,himmelhochjauchzend zu Tode betrübt` so schnell wie möglich ablegen", forderte Kapitän Bodo Schmidt. Aber auch am Dienstagabend im Pokal war natürlich bei weitem nicht alles Gold was glänzte. In der Abwehr gab es diverse Lücken - nur mit reichlich Dusel wurden weitere Gegentreffer vermieden - und im Angriff fehlt ohne Ofodile und Papic oftmals die Durchschlagskraft. Außerdem: Der eingewechselte Abi Quadri schlug zwar die präzise Flanke auf Maslej zum 2:2, steht aber offensichtlich mit der Abseitsregel auf Kriegsfuß. Vogel war mitunter der Verzweiflung nahe. Auf Grund der Verletztenmisere ist zudem die Ersatzbank zu dünn besetzt. Die besten Noten a diesem denkwürdigen Abend verdienten sich laut Vogel Schmidt, Armando Zani und Hannemann. Auch Mydlo, so der Coach, habe später in der Defensive sehr gut gearbeitet. Was beim Club aber ebenso positive Erwähnung fand, war die Tatsache, dass der FCM fünf Tore gegen eine Mannschaft erzielt hatte, die in der Regionalliga in 18 Punktspielen erst sieben Gegentreffer kassierte. "Sensationell", befand Vogel. Genau darin sah KSC-Trainer Stefan Kuntz, der sich im Übrigen als fairer Verlierer erwies, den Knackpunkt: "Unsere Abstimmungsprobleme im Defensivbereich haben den Ausschlag gegeben. Das führt bei der Klasse des Gegners automatisch zu Konsequenzen", analysierte der 38-Jährige. Für die Club-Spieler zahlte sich der Erfolg auf alle Fälle auch in barer Münze aus. Es ist eine Prämie in Höhe von 250 000 Mark im Gespräch. Vogel dazu: "Zur Höhe der Summe sage ich nichts. Aber die Truppe hat sich eine gute Prämie wirklich verdient." Die Gesamteinnahmen für den FCM belaufen sich auf rund zwei Millionen Mark (davon 380 000 Mark TV-Gelder). Die Qualifikation für das Viertelfinale bringt Vogel selbst nun aber in ein privates Problem: Für den 10.Dezember hatte er vor geraumer zeit schon eine Traumreise nach Dubai gebucht. Nachdem der Termin 19.20. Dezember feststeht, "bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die Reise zu stornieren". So ganz traurig klang das jedoch nicht...

Danke an Stephan für die Tipperei !!!!

Mitteldeutsche Zeitung - Berichte vom 30.11.

Auch das noch...
Über Schwaben und Sachsen
Von Axel Meier

Eigentlich kennen wir das ja nur aus den Millionenquiz-Shows. Von Jauch und Pilawa. Kandidaten als Erdkunde-Muffel. Da fließt die Ems ins Stettiner Haff, und Schwerin wandert als Hauptstadt nach Brandenburg. Im Fußballpokal wütet dieser Bazillus besonders gern in öffentlich-rechtlichen Redaktionsstuben. Da spielt Altmark Stendal in Thüringen. Und Geyer erwärmt Chemnitz anstatt Cottbus. Für das ZDF liegt Magdeburg jetzt in Sachsen. Gleich drei Mal beim Pokal-Zusammenschnitt gegen Karlsruhe. Der 1. FCM als Aushängeschild im Freistaat. König Kurt freut sich über die neue Fußball-Herrlichkeit. Der rote Reinhard beißt vor Wut in den blau-weißen Schal. Aber was scheren uns eigentlich diese Geografie-Nullen? Nur eines zählt - diese traumhaft schönen Siege gegen die Westfalen aus Köln, gegen die Preußen aus München und Schwaben aus Karlsruhe.

Blau-weiße Weihnachtsbäume
Eine Stadt feiert ihre Fußballhelden - Trainer-Senior Krügel: Alter Geist wieder da

Von unserem Redakteur Axel Meier
Magdeburg/MZ. Im abendlichen Lichterglanz leuchteten selbst die Weihnachtsbäume am Allee-Center in Blau und Weiß. Fans hängten Fahnen und Schals in die Advent-Dekoration, tanzten auf der Straße und winkten hupenden Autofahrern zu. Magdeburg schien den Europapokal gewonnen zu haben. "Berlin, wir kommen", schrie Einer und nippte freudetrunken am Büchsenbier. Ein Anderer forderte mit der Selbstverständlichkeit des Siegers: "Jetzt holen wir den Pott."
Der 1. FC Magdeburg, siebenfacher Pokalsieger aus DDR-Zeiten, hat ein neues Kapitel geschrieben. Als erster Viertligist steht er nach dem 5:3-Triumph gegen Karlsruhe im Viertelfinale des DFB-Pokals.
Im kalten, stickigen Pressezelt hinter der Haupttribüne wollte niemand nachfragen, als die Trainer Triumph und Debakel hinreichend erklärt hatten. Plötzlich erhob sich ein älterer Herr, strich über das licht gewordene Haar, nahm Eberhard Vogel in den Arm und sprach mit fester Stimme: "Danke, Matz, mit dir ist der alte FCM-Geist wieder erwacht." Heinz Krügel war an diesem Abend mit den Jungs im Reinen. Der Trainer-Altmeister, jetzt 78 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh, hatte die Blau-Weißen einst zu drei Meistertiteln und zum Europacupsieg geführt. "So weit ist diese Mannschaft noch lange nicht, aber sie hat Substanz für als nur Spiele in der Oberliga", erkannte Krügel, denn "mit diesem Potenzial muss sie ganz einfach aufsteigen".
Wer diese Elf gegen Köln, Bayern und nun Karlsruhe kämpfen, spielen, stürmen und insgesamt 15 Tore schießen sah, reibt sich über Ergebnisse gegen die Liga-Konkurrenten aus Bischofswerda, Grimma oder Dessau verwundert die Augen. An diesem Abend war das allen egal. Vogel war nach Fußballkrimi, Sektdusche und zahlreichen Umarmungen "völlig geschafft und unglaublich stolz".
"Mich hat beeindruckt, dass die Mannschaft nach dreimaligem Rückstand jeweils zurückgekommen ist und am Ende konditionell überlegen war", betonte der Coach. Für Vogel stand fest: "Gegen die Bayern war es leichter, denn Karlsruhe hat voll dagegen gehalten. Die Münchner waren in den Zweikämpfen nicht so verbissen." Aber noch einmal müsse er sich ein solches Nervenspiel nicht antun.
"Ich hätte nichts dagegen, wenn das Ende so ist wie gegen den KSC", hielt Dirk Hannemann dagegen. Der ehemalige Hallenser
ist beim FCM so etwas wie der Mario Basler in der Bundesliga. Irgendwie ein bisschen verrückt und dabei unglaublich abgezockt, eben ein Typ, der den Fußball auch so attraktiv macht. "Ich war mir sicher, dass ich das Ding reinhaue", gab "Hanne" nach dem Klasse-Freistoß in der 90. Minute zum 3:3 zum besten. "Dabei hat er in dieser Saison überhaupt noch nicht mit einem Freistoß getroffen, aber dieser war vom Feinsten", fand Torwart Miroslav Dreszer, der den Sieg in der Verlängerung festhielt.
Oben in der Ehrenloge lagen sich Ministerpräsident Höppner und DFB-Vize Moldenhauer in den Armen. Interims-Vereinschef Deumelandt rieb sich die Hände. Durch den Pokal kommen rund zwei Millionen Mark in die FCM-Kasse. 250000 DM soll die Mannschaft für den 5:3-Sieg über den KSC erhalten. Nach der Sensation gegen die Bayern hatte es noch 50000 Mark weniger gegeben.
Nebenan schrien die Fans auf den teuren Tribünenplätzen mit neuem Selbstwertgefühl "OSTDEUTSCHLAND, OSTDEUTSCHLAND". Nur den zweiten ostdeutschen Klub im Wettbewerb möchte bei der Auslosung des Viertelfinales am Sonnabend im ZDF-Sportstudio niemand. "Union Berlin, und dann vielleicht auswärts, das muss nicht sein", flehte Vogel.

Danke an Maik, den Schöpfer der unvergleichlichen Stahl Thale Fanpage für die Tipperei !!!!

Berliner Zeitung vom 30.11.2000

Nacht der Nostalgie

Viertligist 1.FC Magdeburg hofft im DFB-Pokal auf den nächsten Bundesliga-Coup (von Matthias Wolf)

Magdeburg, 29. November. Als die Fragestunde der Trainer mit den Journalisten eröffnet wurde, ergriff Heinz Krügel das Wort. Der 79-Jährige ist zwar kein Reporter, aber ein Magdeburger Zeitzeuge. Eine lebende Legende. Krügel war Trainer des 1. FC Magdeburg, als dieser den Europapokal der Pokalsieger gewann. Das war 1974. Sechsundzwanzig Jahre später gratulierte Krügel seinem Trainerkollegen Eberhard Vogel und sagte: „Der alte FCM-Geist wurde heute wieder wach. Danke dafür.“ Kurz zuvor waren mehrere hundert völlig entrückte Menschen auf den Rasen des Ernst-Grube-Stadions gestürmt und hatten Spieler „bis auf den Schlüpfer“ entkleidet, wie Reservetorwart Christian Beer bemerken musste. Trikots, Stutzen, Hosen, Goldkettchen wurden den Helden vom Leib gerissen. Warum? „Weil wir ein Stück Pokalgeschichte geschrieben haben“, sagte Beer. Und fügte stolz an: „Wie die Alten.“ Als erster Viertligist in der Geschichte des DFB-Pokals erreichte der FCM das Viertelfinale - durch ein packendes 5:3 (3:3, 1:2) nach Verlängerung gegen den Karlsruher SC.

Dreimal in Rückstand

Dreimal hat Magdeburg nun schon überrascht: gegen den 1. FC Köln (5:2), Bayern München (5:3 n.E.) und den KSC, immerhin der Primus der Regionalliga Süd. „Gegen die Bayern war es leichter“, scherzte Eberhard Vogel mit nassem Haar von der Sekt-Dusche. Dreimal war der FCM gegen Karlsruhe in Rückstand geraten, in der 90. Minute hieß es noch 2:3. Was schon traurige Züge hatte, weil sich die Blau-Weißen durch Abwehrfehler ihre wunderbare Arbeit zerstörten. So dürfte Petr Maslejs genialer zweiter Treffer, per Fallrückzieher erzielt, bei der Wahl zum Tor des Monats nicht zu schlagen sein. „Wir waren ausgeschieden und sind noch einmal zurückgekommen“ , sagte Vogel. Dirk Hannemann traf per Freistoß zum 3:3. Der erst 19-jährige Ronny Scholze und David Mydlo gaben dem KSC in der Verlängerung den Rest. „Wir wurden überrannt und niedergekämpft“, resümierte Trainer Stefan Kuntz, als Kollege Vogel noch mit seiner Mannschaft in der Kabine tobte. „Ich habe den Jungs gesagt, sie dürfen das nicht mehr so oft machen, das verkraften meine Nerven nicht“ , meinte Vogel. Darauf würde nun wahrlich keiner mehr wetten beim FCM. Auch der zweifelnde Vogel nicht, der zugeben musste: „Ich habe schon Urlaub in Dubai gebucht ab 10. Dezember, aber ich storniere gerne.“ Denn am 19. oder 20. Dezember könnte der Pokal-Roman im Viertelfinale eine Fortsetzung finden. „Wir fahren nach Berlin“, skandierten die Fans, Vogel hob abwehrend die Arme: „Aber bloß nicht zum 1. FC Union.“ Nein, sie träumen vom nächsten Bundesliga-Coup. „Egal wer, Angst werden sie jetzt alle haben, nach Magdeburg zu kommen“, sagte Dirk Hannemann. „Der FCM ist zurzeit wieder so populär wie früher“, freute sich auch Wolfgang Seguin, 55, Chef einer Gebäudereinigungsfirma. Ihm gelang am 8. Mai 1974 im Europapokalfinale gegen den AC Mailand das Tor zum 2:0-Endstand. „Ich habe mich heute daran erinnert gefühlt“, sagte Seguin, der im FCM-Verwaltungsrat sitzt. Im Klub, der noch vor wenigen Wochen den Insolvenzantrag stellen wollte, rollt jetzt der Rubel: 1,4 Millionen Mark hat der 1. FC Magdeburg im Pokal eingenommen. Eine Viertelmillion Mark Prämie erhält das Team. „Die Jungs haben sich das verdient“, meinte Vogel. Seit zudem die „Sportwelt“ ein Darlehen über zwölf Millionen, verteilt auf vier Jahre, spendiert hat, sind die Perspektiven gut. Der Sprecher des Vermarkters, Jürgen Mahncke, sagte: „Ziel ist die zweite Liga, aber es gibt keine Termine.“ Inoffiziell doch. Bis 2003 soll es erreicht sein. Doch davor stehen Prüfungen wie am Sonnabend beim FSV Zwickau. Bereits jetzt hinkt der FCM mit fünf Punkten Rückstand auf den VfB Leipzig hinter dem Ziel Meisterschaft her. Noch eine Niederlage, „und wir sind weg vom Fenster“, fürchtet Vogel. Die Diskrepanz zwischen Liga und Pokal ärgert auch Heinz Krügel: „Diese Fußballkost wollen wir immer gezeigt bekommen“, forderte er am Dienstag: „Ohne den Aufstieg ist doch alles nur die Hälfte wert.“ 

Basisarbeit (Anstoss-Kommentar von Jens Weinreich)

Was ein paar Tore doch bewirken können. Drei Mal hat der 1.FC Magdeburg im DFB-Pokal nun seine Anhänger verzückt. Schon erkunden Feuilletonisten die Befindlichkeiten des Magdeburgers an sich, was durchaus keine leichte Aufgabe ist. Die Stadt, die wie viele ostdeutsche Ortschaften das Stigma rechtsradikaler Randale trägt, hat wieder positive Schlagzeilen. Der Klub träumt davon, den Aufstieg des FC Energie Cottbus zu kopieren, der als Drittligist ins DFB-Pokalfinale einzog und sich bis in die Bundesliga katapultierte. An der Bundesliga hat sich Magdeburg zwei Jahrzehnte lang messen können. 1977, in einer Zeit, da der 1.FCM noch zu den europäischen Spitzenteams zählte, demontierte der Tabellenführer der DDR-Oberliga den Bundesliga-Primus Schalke 04 mit 4:2 und 3:1. Dies war - neben dem 1:0 im Hamburger WM-Länderspiel - der größte Erfolg, den eine DDR-Mannschaft in Ost-West-Duellen erreichte. Damals berichtete die ARD-Sportschau sogar erstmals von einem Oberligaspiel: Magdeburg gewann 4:0 beim 1.FC Union. An solchen Triumphen, am Europacupsieg 1974, an sieben DDR-Pokalsiegen und drei Meistertiteln orientieren sie sich in Magdeburg. Wer die Reaktionen auf die Siegesserie im DFB-Pokal verfolgt, wird bemerken, wie tief der Schmerz über den Abstieg in die Oberliga-Niederungen sitzt. Daran, dass der FCM so tief gesunken ist, sind die Magdeburger selber Schuld. Die Dummheit und Dreistigkeit der ehemaligen amateurhaften Vereinsmanager hat schon Anfang der neunziger Jahre den Likörfabrikanten und Sponsor Günther Mast zum Rückzug veranlasst. Nun erspielt sich der FCM eine neue Chance; weil hungrige Profis ins Tornetz treffen und weil ein Sponsor („Sportwelt“) den Konkurs zu vermeiden half. Weitere Stationen der Magdeburger Renaissance sollen das Pokal-Viertelfinale, der DFB-Bundestag im Frühjahr 2001 und der Bau einer neuen Arena sein. Die Basis für den Aufstieg aber muss bis zum kommenden Sommer woanders geschaffen werden: In der NOFV-Oberliga, Staffel Süd.

Danke an Christian Steinfels für die Übermittlung


 

Letzte Aktualisierung Freitag, 01.12.2000 9:58