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Presseschau Juni 2001
Der Sonntag vom 10.06.
Grenzenloser Jubel: FCM schafft Aufstieg
Regionalliga-Relegation: Lizenz noch nicht
sicher
Magdeburg. Der 1. FC Magdeburg ist sportlich wieder drittklassig. Im Rückspiel
um den Regionalliga-Aufstieg besiegten die Elbestädter vor 20 600 Fans
BFC Dynamo Berlin mit 5:2 (1:1). Im Hinspiel in Berlin hatten sich die Traditionsvereine
0:0 getrennt. Petr Maslej hatte früh das 1:0 für Magdeburg erzielt
(14.), doch schon in der 30. Minute konnte Silvian Cristecu nach einem Konter
ausgleichen. Erneut Maslej brachte die Gastgeber in der zweiten Halbzeit wieder
in Führung (50.). Sieben Minuten später konnten die 2000 Gästefans
wieder hoffen: Denis Koslow glich zum 2:2 aus. In einem hochklassigen Spiel
markierte Josef Ivanovic mit einem satten Volleyschuss das 3:2 (72.). Vier Minuten
danach sah BFC-Verteidiger Florin Batrinu nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot.
In der 83. Minute besorgte dann der 30 Sekunden zuvor eingewechselte David Mydlo
aus spitzem Winkel die endgültige Entscheidung, ehe Armando Zani in der
Schlussminute sogar noch auf 5:2 erhöhte. Allerdings muss der 1. FC Magdeburg
jetzt um die Lizenz für die Fußball-Regionalliga fürchten.
FCM fehlen vier Millionen
Keine Bürgschaft von der Sportwelt /
Traditionsclub droht das finanzielle Aus
Magdeburg. Der sportliche Aufstieg liegt noch in den blau-weißen "Windeln",
da droht dem Magdeburger Traditionsclub der wirtschaftliche "Tod".
Obwohl der 1. FC Magdeburg mit seinem gestrigen 5:2-Sieg gegen den BFC Dynamo
den angestrebten Sprung in die Regionalliga geschafft hat, muss der Verein fürchten,
die Lizenz für die dritthöchste Fußball-Spielklasse nicht zu
erhalten.
von Ronny Hartmann & Sebastian Seemann
Dem 1. FCM droht das finanzielle Aus! Mit diesem "Keulenschlag für
die Fans" läutete Lutz Trümper am Freitagabend schweren Herzens
die fünfte Gesprächsrunde "Talk am Freitag" (TAF) von General-Anzeiger
und Radio SAW ein. "Wie geht es weiter, 1. FCM?": Auf diese Frage,
die im Mittelpunkt der Veranstaltung stand, hatte der FCM-Präsident eine
bittere Antwort. Während der Gesprächsrunde bekam Trümper einen
Anruf von Sportwelt-Geschäftsführer Dr. Heinrich Brand, mit der Nachricht,
dass der Vermarkter die bereits vertraglich zugesicherte Bankbürgschaft
nicht hinterlegen will. Selbige muss allerdings bis zum kommenden Dienstag vorliegen,
um die Regionalliga-Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund
(DFB) zu bekommen. "Die Sportwelt ist in Schwierigkeiten und hat die Bürgschaft
nicht zusammenbekommen", berichtete Lutz Trümper den rund einhundert
enttäuschenten Fans, die zu TAF in die Sportkneipe "The Fan"
gekommen waren. "Keine Bank bürgt für eine angeschlagene GmbH
(Kinowelt-Tochter Sportwelt, Anm. d. Red.). Wir werden das ganze Wochenende
kurbeln und jeder erdenklichen Möglichkeit bis zum Dienstag nachgehen",
versprach der 45-Jährige. Trotzdem sieht es schlecht aus. Fakt ist, dass
der 1. FCM bis zum kommenden Dienstag eine Bürgschaft von insgesamt fünf
Millionen Mark beim DFB hinterlegen muss, ansonsten droht der Lizenzentzug.
Fakt ist aber auch, dass auch die von Sportwelt ebenfalls vermarkteten Vereine
Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiß Essen und FC Sachsen Leipzig betroffen
sind und ihrerseits auf Unterstützung hoffen. Ein Fünftel haben die
Magdeburger bereits aus eigener Tasche "zusammengekratzt", die fehlenden
vier Millionen waren, laut Trümper, von der Sportwelt versprochen. Auf
der Suche nach Lösungen aus der finanziellen Misere, stellte ein Fan die
Frage nach den Einnahmen aus dem DFB-Pokal. Doch Trümper zufolge ist dieses
Geld bereits ausgegeben: "Zum einen konnten wir durch die Spiele im DFB-Pokal
nicht nur mehr einnehmen, wir hatten auch mehr Ausgaben, wie beispielsweise
Prämienzahlungen und ähnliches. Zum anderen kamen ungeplante Ausgaben
auf uns zu. Ausserdem konnten wir mit diesem Geld die veranschlagten Kreditaufnahmen
reduzieren." Auch dem Vorschlag, die fehlenden Mittel aus öffentlicher
Hand zu bekommen, musste der FCM-Präsident einen Riegel vorschieben. "Die
Stadt darf keine gewerblichen Vereine unterstützen. Sonst würde in
Zukunft jeder kommen und Geld fordern", so Trümper. Aber auch dem
BFC Dynamo droht ein finanzielles Chaos, da Berlins Hauptgeldgeber (Lipro AG)
wegen seines Börsencrashs am Neuen Markt über eine Rückforderung
seines Kredits von 2,5 Millionen Mark nachdenkt. Da somit beide Traditionsvereine
finanzielle Probleme haben, könnte die gestrige Partie wertlos sein. Denkbar
wäre auch, dass möglicherweise eine neue Relegation zwischen den beiden
Staffelzweiten der Oberliga, dem VfB Leipzig und den Amateuren von Herthas BSC
Berlin, angesetzt wird. Allerdings ist auch Leipzig ein von Sportwelt unterstützter
Verein, der im Falle eines Aufstiegs eine Bürgschaft in Millionenhöhe
hinterlegen muss. Neben den finanziellen Queleren wurden am Freitagabend aber
auch noch andere Dinge besprochen. Ein Fan erregte sich, das die Spieler im
häufiger in rot-weißen Jerseys auflaufen, obwohl das doch nur die
"Ausweichkluft" seien. "Die Jungs haben in diesen Trikots ja
auch gewonnen, da spielt auch ein wenig Aberglaube mit", so FCM-Geschäftsführer
Bernd Lindner. Hoffentlich hilft's auch auf wirtschaftlicher Ebene.
Der Sonntag vom 10.06.
Folgt drei DFB-Pokalsiegen dritte Pflichtaufgabe?
1. FCM gegen BFC Dynamo - heißer
Tanz um den Aufstieg
von Roland Wischnewski
Magdeburg. Drei Kür-Siege im DFB-Pokal versetzten die Elbestadt in einen
Fußballrausch. Am Sonnabend wird um 15.30 Uhr das alles entscheidende
Aufstiegsspiel zur Regionalliga im Ernst-Grube-Stadion angepfiffen. Hier soll
die dritte Pflichtaufgabe des 1. FCM der Saison 2000/ 2001 nach der Oberligameisterschaft
und dem Landespokalgewinn, der Aufstieg in die dritte Liga perfekt gemacht werden.
Im Hinspiel erkämpfte der Magdeburger Club mit dem 0:0 eine glänzende
Ausgangssituation. Besser konnte das Drehbuch nicht geschrieben werden. Die
große Magdeburger Fußballgemeinde kann den Männern um Kapitän
Bodo Schmidt den Rücken stärken und die Mannschaft in einer tollen
sportlich fairen Atmosphäre nach vorn peitschen. Bei voller Konzentration
über 90 bzw. 120 Minuten sollte der einheimische Club das Spielfeld als
Sieger verlassen. Denn Armando Zani versprach den Anhängern nach einem
nicht so tollen Punktspiel: "Wenn es darauf ankommt, ist auf uns Verlass."
Sollte diese sportliche Einheit zwischen der Mannschaft und dem Publikum von
der ersten Minute hergestellt werden, haben Spieler und Fans am Ende einer langen
Saison erneut Grund zum Jubeln und Feiern. Und die Werbewände könnten
künftig größer werden. Doch Vorsicht ist geboten. Denn die Magdeburger
müssen wegen der Rotsperre auf Marcel Rozgonyi als Manndecker verzichten.
Hinzu kommt, dass der erfolgreiche Feistoß- und Einwurfspezialist sowie
Ecken- und Flankengeber, Dirk Hannemann, laut Vogel wegen einer "Bänderdehnung
im Kniegelenk" ausfallen wird. Während es im Aufstiegskracher keinen
Zweifel geben wird, welche Mannschaft die größte Unterstützung
erfährt, dürfte das Publikumsinteresse im Vorspiel ab 13.30 Uhr geteilt
sein. Gespielt wird im zweiten Qualifikationsspiel um die Landesmeisterschaft
der D-Junioren zwischen den Eleven des 1. FCM als Sieger der Staffel 3 und dem
MSV Börde Magdeburg als Sieger der Staffel 2. Da die FCM-Kicker bereits
das erste Spiel gegen den Oberligaverein FSV Lok/Altmark Stendal als Sieger
der Staffel 1 mit 2:1 gewannen, gehen die Stadtfelder als kleiner Verein mit
Außenseiterchancen in die Begegnung. Darum sollten beide Nachwuchsmannschaften,
die in den nächsten fünf bis acht Jahren in den Männerbereich
hineinwachsen, für gute Spielszenen mit Beifall bedacht werden und das
bessere Team gewinnen.
Heute Fußball-Aufstiegsspiel FCM - Dynamo Berlin
Furcht vor Randale in Magdeburg Polizei
will hart durchgreifen
Das heutige Rückspiel mit den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga
zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem BFC Dynamo ist nicht nur sportlich das
Spiel des Jahres. Für beide Clubs geht es um Alles oder Nichts. Sicherheitsexperten
befürchten im Stadion und in der Stadt Auseinandersetzungen zwischen gewalttätigen
Fans.
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Die Magdeburger Polizei ist auf mögliche Randale eingerichtet.
Mehrere Hundertschaften, darunter auch Kräfte der Landesbereitschaftspolizei
sowie aus umliegenden Landkreisen, sollen in der Stadt und im Stadion dafür
sorgen, eventuelle Gewalttätigkeiten sofort zu unterbinden. Auch der FCM
setzt einen professionellen Ordnungsdienst "in angemessener Stärke"
ein, so Geschäftsleiter Bernd Lindner. Magdeburgs Polizeisprecher Frank
Küßner kündigte gestern auf Anfrage ein "definitiv hartes
Durchgreifen" der Sicherheitskräfte an. "Die Begegnung ist brisant.
Bereits in Berlin kam es ja zu Gewalttätigkeiten. Wir gehen davon aus,
dass je nach Spielverlauf aus beiden Lagern die Auseinandersetzungen gesucht
werden."
Die Polizei sieht auf beiden Seiten ein Gewaltpotenzial. Sie geht davon aus,
dass die Aufgabe "komplizierter und schwieriger" wird als bei den
Pokalbegegnungen gegen Bayern Münund Schalke 04. Küßner: "Unsere
Strategie ist darauf abgestellt, jegliche Akte der Gewalt schon im Vorfeld zu
unterbinden."
Insgesamt werden etwa 2000 Berliner Anhänger erwartet. Sie kommen in 20
Bussen und mit einem Sonderzug, der einer Hundertschaft des Bundesgrenzschutzes
begleitet wird. Die Berliner Fans werden von der Polizei in Zusammenarbeit mit
dem Bundesgrenzschutz ins Stadion eskortiert und dort in einen gesonderten Block
geleitet. "Nach der Partie besteht die Gefahr", so Küßner,
"dass einzelne Gruppen versuchen, sich der Eskorte zu entziehen."
Nach Volksstimme-Informationen kostet der Einsatz der Sicherheitskräfte
eine Summe im sechsstelligen Bereich. FCM-Präsident Lutz Trümper plagen
zusätzliche Sorgen: Es gibt Informationen, wonach das Magdeburger Spiel
auch von Hooligans aus anderen Teilen Deutschlands, so aus Dresden, Chemnitz,
Braunschweig und Leipzig, als Podium fur Randale genutzt werden soll. "Wir
haben vage Informationen über ein derartiges Treffen", bestätigt
Polizeisprecher Küßner. "Wir gehen davon aus, dass es sich um
Personen mit einem ziemlich gewaltbereiten Potenzial handelt." Das Aufstiegsspiel
beginnt um 15.30 Uhr im Ernst-Grube-Stadion. Es wird live im MDR-Fernsehen übertragen.
Mehrere Hundertschaften der Polizei sichern
heute die City
Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz am Sonnabend zum Relegationsspiel
des 1. FCM gegen den BFC Dynamo Berlin vor. Mehrere Hundertschaften sollen Ausschreitungen
in der Innenstadt und im Stadion verhindern. Mit Flugblättern wollen die
Beamten die Fans zur Besonnenheit aufrufen, denn ein Spielabbruch würde
auch das vorzeitige Aus für den Aufstieg in die Regional-Liga bedeuten.
Von Matthias Fricke
Magdeburg. Bereits beim Hinspiel am vergangenen Wochenende in Berlin war es
knapp: Für zehn Minuten musste die Begegnung zwischen dem FCM und dem BFC
unterbrochen werden. Magdeburger Fans hatten Steine auf das Spielfeld geworfen.
Der Schiedsrichter entschied sich doch noch zum Weiterspiel, ansonsten hätte
es eine Disqualifikation für die Magdeburger bedeuten können.
Am Ende standen in Berlin acht vorläufige Festnahmen zu Buche. Für
eine Begegnung zweier "Rivalen" noch aus DDR-Oberliga-Zeiten mit zahlreichen
gewaltbereiten Fans ein recht friedlicher Ausgang. Dieser war vor allem auch
der guten Vorbereitung der Fanbetreuer und der Polizei zu verdanken. Die Berliner
Beamten setzten fünf Hundertschaften ein. Von den Einsatzkräften des
Bundesgrenzschutzes mal ganz abgesehen. Nun ist die Magdeburger Polizei an der
Reihe. Erneut wird auch der Bundesgrenzschutz im Einsatz sein, der "übergibt"
aber die BFC-Fans am Bahnhof den Magdeburger Kollegen. "Wir sind mit mehreren
Hundertschaften der Landesbereitschaftspolizei, Beamten umliegender Landkreise
und unseren eigenen Einsatzkräften im Einsatz", erklärte gestern
Polizeisprecher Ralf Völker auf Nachfrage.
Nach unbestätigten Schätzungen sollen allein in Magdeburg über
hundert Fans zur so genannten Kategorie "C" zählen, auch Hooligans
genannt. Die Einteilung in Kategorien gibt es bundesweit. Zur Kategorie "A"
zählen "normale" Besucher, "B" sind eingefleischte
Fans und "C" Gewaltbereite. Zu den Magdeburgern kommen nun noch einmal
so viele Berliner, die ein ähnliches
Potenzial haben. Angekündigt sind auch Fanclubs aus anderen Städten
wie Braunschweig, Leipzig und Chemnitz. Polizeisprecher Völker: "Wir
sind aber gut vorbereitet und werden konsequent gegen alle Störer vorgehen."
Die Beamten setzen in erster Linie aber auf Vorbeugung und appellieren auf Handzetteln
an die sportliche Fairness. Wenn es zu Ausschreitungen kommen sollte, dürfte
nämlich aus dem Aufstieg in die Regionalliga nichts werden. "Deshalb
sollten sich alle wahren Fans von potenziellen Störern generell fernhalten",
empfiehlt Völker. Außerdem werde der BFC-Block in Zusammenarbeit
mit dem FCM-Ordnungsdienst streng von den Magdeburgern getrennt. Auch die An-
und Abreise sei organisiert. Zusätzliche Straßenbahnen sind im Einsatz,
die mit der Eintrittskarte kostenlos genutzt werden können. Auch Verkehrsproblemen
habe man vorgebeugt: Der Gübser Weg ist ab dem Schwarzkopfweg in Richtung
Stadion für den Fahrzeugverkehr voll gesperrt.Das Gleiche gelte für
den Stadionvorplatz. Nach dem Spiel soll der motorisierte Besucher-Verkehr über
den Nordbrückenzug geleitet werden. Zu Fuß kann der Südbrückenzug
genutzt werden. Die Polizei appelliert zugleich an die Magdeburger Fußballfans,
mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Besucher des Fußballspiels
werden zudem gebeten, die Parkplätze Tessenowstraße, Messeparkplatz,
den Parkplatz an der Bördelandhalle sowie die Parkhäuser in der Innenstadt
zu nutzen.
FCM-Präsident: "Den Erfolg
nicht gefährden"
Magdeburg. In einem Beitrag für die Volksstimme wendet sich
FCM-Präsident Lutz Trümper an die Fans: "Für unseren 1.
FC Magdeburg besteht nach einer sehr sehr langen und kräftezehrenden, aber
auch genauso erfolgreichen Saison die Chance, den Aufstieg in die Regionalliga
zu schaffen. Durch teilweise unsportliches Verhalten war im ersten Spiel am
letzten Samstag in Berlin ein Spielabbruch nahe. Hieraus sollten alle lernen,
dass unsportliches Verhalten sehr schnell dazu führen kann, dass der sportliche
Erfolg des 1. FCM gefährdet wird.
Ich appelliere daher im Namen aller, denen der 1. FCM am Herzen liegt, an die
wahren Fans, die ihr Letztes für ihren Club geben, darauf zu achten und
dazu beizutragen, dass es zu derartigen Vorfällen im Stadion nicht kommt.
Neben den vorhandenen Sicherheitskräften sind alle Fußballbegeisterten
und fairen Sportsanhänger, die mit Sicherheit in der Mehrheit im Stadion
sind, aufgerufen, dazu beizutragen, dass nicht eine kleine Minderheit Unverbesserlicher
das Sportgeschehen beeinflussen."
FCM: Innenraum des Stadions nicht betreten
Magdeburg. Die FCM-Klubführung hat gestern nochmals darauf hingewiesen,
dass während des Spiels der Innenraum keinesfalls betreten werden darf.
"Dies würde unweigerlich zu einem Spielabbruch führen und den
möglichen Aufstieg
verhindern", erklärte Geschäftsleiter Bernd Lindner.
Trainer Vogel will die Entscheidung in der regulären Spielzeit
Devise: BFC zu Fehlern provozieren
Heute ab 15.30 Uhr fällt für die Fußballer
des 1. FC Magdeburg (Meister der Oberliga Süd) die Entscheidung, ob sie
in der kommenden Saison erneut nur viertklassig sind oder in der Regionalliga
spielen werden. lm Ernst-Grube-Stadion treffen die Schützlinge von Trainer
Eberhard Vogel im zweiten Aufstiegsspiel - das erste endete 0:0 - auf den Nord-Meister,
den BFC Dynamo Berlin.
Von Klaus Kahmann
Magdeburg. "Wir werden auf jeden Fall ebenso wie in Berlin von Anfang an
Druck machen ", lautet die Parole von FCM-Coach Eberhard Vogel für
das alles entscheidende Spiel. "Die Berliner waren
ja daheim schon nicht in der Lage gegenzuhalten. Mit frühzeitigen Angriffen
gegen den Ballführenden und aggressivem Spiel schon aus der Deckung heraus
wollen wir die Gäste zu Fehlern provozieren, die wir dann zu Torerfolgen
nutzen können".
Vogel will die Entscheidung in der regulären Spielzeit, setzt nicht auf
Verlängerung oder gar Elfmeterschießen. "Wir sind mit unserem
Vorchecking in der gesamten Saison gut gefahren, haben nur gegen den VfB Leipzig
verloren. Aufpassen müssen wir nur auf die Konterangriffe der Berliner.
Aber meine Mannschaft weiß schon, welche Unterschiede zwischen offensivem
und offenem Spiel in der Deckung besteht", gab sich Vogel gestern weiter
optimistisch. Wichtig ist für den Coach auch die Kulisse. "Mit 15
000 bis 20 000 Fans im Rücken werden wir die Berliner schon beeindrucken
können. Solch eine Zuschauer-Kulisse sind die in ihrer Liga ja kaum gewöhnt.
Das sollte ein weiterer Punkt sein, der uns dazu verhilft, am Ende als Sieger
dazustehen
und mit unseren Fans feiern zu können", meinte Vogel. Der in Berlin
verletzte Dirk Hannemann versuchte sich zwar gestern beim Training, doch Vogel
meinte hinterher: "Der Dirk hat's versucht, aber die Verletzung ist noch
nicht überwunden. Er ist definitiv nicht dabei." Beide Mannschaften
müssen zwangsläufig mit Manndecker Marcel Rozgonyi (FCM) und Angreifer
Danut Oprea jeweils auf einen Stammspieler verzichten. Sie sahen im Hinspiel
die Rote Karte. Sicher ist der Verlust von Rozgonyi für
den FCM nicht leicht zu verkraften, doch scheint es die ohnehin im Hinspiel
angriffschwachen Berliner mit dem Fehlen ihres vor einer Woche noch torgefährlichsten
Mannes härter zu treffen. Der BFC, der in Schönebeck übernachtete
und gestern dort trainierte, gab sich nach den Worten seines Coachs Jürgen
Bogs gelassen: "Die Ausgangsposition ist für uns zwar nicht besser
geworden, aber chancenlos sind wir nicht." Er erwarte heute "keine
offene Feldschacht", meinte Bogs, der vor allem vor den Kontern des FCM
warnte.
So könnte der FCM heute spielen: Dreszer - Schmidt - Franz, Koc - Holz,
Zani, Scholze, Maslej, Scholz - Ivanovic, Papic, Mydlo
Modus der Spiele
- Aufstiegsregelung: Es zählt die Addition beider Spiele.
Der Gewinner steigt in die Regionalliga Nord auf.
- Torgleichheit: Es gilt der Europapokal-Modus. Auswärtstore zählen
doppelt.
- Gleiche Ergebnisse Hin- und Rückspiel: Verlängerung, gegebenenfalls
Elfmeterschießen (kein Golden Goal)
BFC Dynamo
Streik abgewendet - aber der Klub bleibt
in der Krise
Von Rudi Bartlitz
Berlin. Beim krisengeschüttelten BFC Dynamo signalisierten die Spieler
gestern der Vereinsführung endgültig Entwarnung. Der zunächst
für heute angedrohte Streik der Akteure ist (erst einmal) abgewendet. Die
Mannschaft des früheren zehnmaligen DDR-Meisters wird heute in der Elbestadt
eigenen Bekundungen zufolge definitiv auflaufen. "Wir sind zwar enttäuscht,
dass Versprechen der Klubführung nicht gehalten werden", sagte Kapitän
Jörn Lenz, "zeigen aber unseren guten Willen." Nach Angaben des
Berliner Klubs haben sich Vereinsführung und Spieler im Streit um die zum
Teil seit Januar ausstehenden Gehälter geeinigt. Über Inhalte des
Abkommen verlautete nichts. Trotz der Einigung droht dem Klub aber das finanzielle
Aus. Wie die Berliner Zeitung berichtet, denkt der Hauptgeldgeber (Lipro AG)
wegen seines Börsencrashs am Neuen Mark über eine Rückforderung
seines Kredits über 2,5 Millionen Mark nach. Sollte der BFC die Relegation
für sich entscheiden, müsste er dem Deutschen Fußball-Bund (DFB)
eine Bürgschaft über 125000 Mark sowie weit reichende Sponsorenunterlagen
über 900 000 Mark für die Erteilung der Lizenz vorlegen (in der Oberliga
gibt es kein Lizensierungsverfahren). Selbst ohne einen Ausstieg des Geldgebers
scheint das eine fast unüberwindbare Hürde zu sein.
Ehemalige FCM-Kicker z um Aufstiegsspiel
Stahmann: "Die Truppe soll vor allem
ruhig Blut bewahren"
Von Klaus Kahmann
Magdeburg. Vor dem heutigen Aufstiegsspiel des 1. FC Magdeburg gegen den BFC
Dynamo Berlin sprach die Volksstimme mit einigen bekannten Ex-Spielern des 1.
FC Magdeburg. Hier ihre Meinungen zu der Begegnung.
Der ehemalige FCM- und Nationalmannschafts-Stürmer Joachim Streich
kann die Partie wegen einer Angina nur am Fernseher verfolgen: "Durch
das 0:0 vom Hinspiel haben wir eine gute Ausgangsposition. Allerdings ist, sie
bei der Europapokalregel mit doppelt zählenden Auswärtstoren auch
ein wenig heikel. Aber mit der Unterstützung der Fans sollte die Mannschaft
zu Hause auch ohne Marcel Rozgonyi und möglicherweise ohne Dirk Hannemann
stark genug sein, um als Aufsteiger vom Platz zu gehen. Ein Sieg würde
sicher zu meiner schnellen Genesung beitragen."
Der ehemalige FCM- und Nationaltorhüter Dirk Heyne: "Leider
kann ich mir das Spiel nicht ansehen, weil ich mit meiner Mannschaft (den Amateuren
von Borussia Mönchengladbach) im Finale des Westfalenpokals spiele. Ich
wäre schon gern dabei. Aber ich drücke aus der Ferne die Daumen, dass
die Mannschaft ihre Supersaison mit den Pokalerfolgen gegen den 1. FC Köln
und Bayern München krönt und wie wir mit unserer ersten Mannschaft
- den Aufstieg schafft.
Der zu Beginn dieser Saison zu Borussia Mönchengladbach gewechselte
und mit der Mannschaft in die 1. Bundesliga aufgestiegene Benjamin Schüßler:
"Ich schaue auf jeden Fall vorbei, denn ich habe
schon das Hinspiel gesehen. Ich denke, der FCM macht am Sonnabend alles klar.
Die Berliner waren ja nicht einmal in Überzahl vor heimischer Kulisse in
der Lage, unsere Mannschaft ernsthaft zu gefährden. Wenn die Rote Karte
für Rozgonyi nicht gewesen wäre, hätte es sicher in Berlin schon
besser für uns ausgesehen."
Als Libero beim letzten erfolgreichen Aufstiegsspiel des 1. FC Magdeburg
im Jahre 1997 war Frank Lieberam auch Mannschaftskapitän: "Das
wird ein Spiel mit besonderer Brisanz, beim dem nicht nur fußballerische,
sondern auch
mentale Qualitäten gefragt sind. Ich denke, dass der FCM auch in dieser
Hinsicht stark genug sein sollte, um noch das I-Tüpfelchen auf eine erfolgreiche
Saison zu setzen."
Der vor zweieinhalb Jahren zum Erstligisten VfL Wolfsburg gewechselte
und kommende Saison für den Hamburger SV spielende Marcel
Maltritz: "Das Hinspiel habe ich nur in Ausschnitten im Fernsehen
mitbekommen. Da konnte man sich kein richtiges Bild von den Leistungen beider
Teams machen. Zum Rückspiel bin ich aber auf jeden Fall dabei. Magdeburg
ist meiner Ansicht nach eine Klasse besser als der BFC. Aber hier kommt es auf
die Tagesform an. Einfach wird es für meine ehemaligen Mannschaftskameraden
jedenfalls nicht."
Ex-Mannschaftskapitän, Libero und Nationalspieler Dirk Stahmann:
"Natürlich bin ich am Sonnabend im Stadion. Ich war auch schon beim
Hinspiel in Berlin dabei. Die gesamte Traditionsmannschaft des 1. FC Magdeburg
wird sich die Begegnung anschauen und drückt natürlich dem FCM ganz
kräftig die Daumen. Da fiebert doch ganz Magdeburg mit. Ich hab noch einmal
mit Mannschaftskapitän Bodo Schmidt gesprochen. Die Truppe soll vor allem
ruhig Blut bewahren und sich auf ihre spielerischen Stärken besinnen. Sicher
darf man die Berliner nicht unterschätzen, aber genug Selbstbewusstsein
sollte unsere Mannschaft nach der Leistung von Berlin schon haben."
Aktuelles über den 1. FCM per Internet
Cracau (spo). Der 1. FC Magdeburg und der lokale Telekommunikationsanbieter
Magdeburg-City-Com GmbH (MDCC) vereinbarten kürzlich anlässlich der
Relegationsspiele gegen den BFC Dynamo eine strategische Partnerschaft. Spiele
des 1. FCM und aktuelle Informationen sollen zukünftig auf den Internetseiten
des MDCC-Netzes abrufbar sein. "Mit dieser Partnerschaft besteht für
unsere Fans und alle anderen Interessenten erstmals die Möglichkeit, sich
neben den umfassenden Informationen auf unseren Internetseiten auch Spielbeiträge
und -berichte jederzeit anschauen zu können", betonte Bernd Lindner,
Geschäftsführer der 1. FC Magdeburg Sportwerbe GmbH. Auftakt der Übertragungen
ist das entscheidende Rückspiel zwischen dem Club und dem BFC am heutigen
Sonnabend. Dabei wird MDCC die Höhepunkte des Spieles, Szenen vom Abschlußtraining,
Interviews mit Verantwortlichen der Mannschaft und des Clubs sowie Ausschnitte
von der nach dem Spiel stattfindenden Pressekonferenz seinen Kunden im Internet
zur Verfügung stellen. Abzurufen sind die Videos ab dem
12. Juni unter der Internetadresse www.mdcc.de. Bis Ende des kommenden Jahres
werden rund 40000 Magdeburger Haushalte an das Breitbandkabelnetz der MDCC angeschlossen
sein. Zur Zeit baut der MDCC sein Netz in der Elbestadt auf. "Über
10 000 Haushalte könnten heute bereits physisch an unser Netz gehen"
war von Birgit Fröhlig von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des
Unternehmens zu erfahren. Die MDCC ist auch an der Zusammenarbeit mit weiteren
Vereinen der Stadt, so z. B. dem SC Magdeburg, interessiert.
Regionalliga-Aufstiegsspiel 1. FC Magdeburg gegen BFC Dynamo
"Hauptsache, wir gewinnen"
Beim gestrigen nachmittäglichen Training war zumindest den
Fußballern des 1.FC Magdeburg von der Anspannung des morgigen entscheidenden
Rückspiels (Anpfiff im Grubestadion 15.30 Uhr) gegen den BFC Dynamo Berlin
um den Aufstieg in die Regionalliga Nord noch nichts anzumerken.
Von Klaus Kahmann
Magdeburg. Locker lief sich die Mannschaft erst einmal in zwei Gruppen mit Bällen
ein, wurden Ballsicherheit und Abspielgenauigkeit aus dem Lauf heraus geübt.
Die Torleute absolvierten unterdessen ihr spezielles Training. Beim anschließenden
Torschuss-Training meisterte Miroslav Dreszer die Bälle seiner Mannschaftskameraden
zumeist problemlos, zeigte er vor allem bei Fußparaden große Sicherheit.
Josef Ivanovic und Vlado Papic gaben dem polnischen Keeper allerdings mit ihren
"Granaten" oft unlösbare Rätsel auf. "Egal, wer die
Tore schießt, Hauptsache wir gewinnen 1:0 oder 2:0. Ich werde
alles tun, dass es so kommt. Diesmal finden wir den bestplatzierten Mann vor
dem gegnerischen Tor, der dann auch sicher trifft", so Papic, darauf angesprochen,
ob er das erste Tor für den FCM schießen werde. Papic - gemeinsam
mit Ivanovic mit je 20 Treffern der erfolgreichste FCM-Torjäger der Saison
- war sichtlich enttäuscht dass er beim Hinspiel nicht mehr zum Einsatz
kam. Jetzt winkt ihm durchaus eine Chance im Angriff, wenn Ivanovic den Platz
des angeschlagenen Dirk Hannemann auf der linken Außenbahn, übernehmen
sollte. Hannemann trainierte gestern zwar nicht mit, meinte aber, das, er vielleicht
doch noch bis Sonnabend fit werden könnte. So dass Vogel dann erneut die
Qual der Wahl hätte.
"Ich setze auf ein Klasse-Endspiel, in dem uns möglichst viele Zuschauer
zum Sieg schreien", meinte vor dem gestrigen Training ein gut aufgelegter
FCM-Kapitän Bodo Schmidt. "Wer Interesse daran hat, dass der FCM in
der Regionalliga spielt, der sollte am Sonnabend unbedingt im Stadion sein und
uns unterstützen", appellierte Schmidt an die Fans. Der Kapitän
vertraut absolut auf seine Mannschaft: "Egal, wer am Sonnabend spielt und
wer auf der Bank sitzt - wir haben in Berlin gezeigt, dass alle in der Lage
sind, ein gutes Spiel abzuliefern. Da habe ich auch jetzt keine Bedenken. Wir
werden die Offensive suchen, ohne allerdings die Berliner zu offensichtlich
zu Konterangriffen einzuladen", war sich Schmidt sicher. "Zum Schluss
werden bei diesem Endspiel Freude und Trauer dicht beieinander sein. Ich hoffe,
die Freude ist dann auf unserer Seite", so Schmidt.
Splitter
FERNSEHEN: Das MDR-Fernsehen überträgt das Spiel
am Sonnabend original, bringt zudem im Rahmen von "Sachsen-Anhalt heute"
(19. bis 19.30 Uhr) am heutigen Freitag Kurz-Infos vor dem Spiel. Am Sonnabend
folgen die Highlights sowie Stimmen und eine Rundum-Geschichte. Sonntag ist
FCM, Kapitän Bodo Schmidt Studiogast beim Saisonrückblick.
GENESEN: Bei den Berlinern kann am Sonnabend Thomas Petzold mit auflaufen.
Der Mittelfeldspieler des BFC hat seinen Muskelfaserriss überstanden.
PER LEINWAND: Im Anschluss an die Regionalliga-Partie Eintracht Braunschweig
gegen Rot-Weiß Essen (Anpfiff 14 Uhr) wird das Relegationsspiel 1. FCM
- BFC Dynamo auf einer Video-Leinwand im Braunschweiger Eintracht-Stadion übertragen.
SCHLACHTENBUMMLER: Schon vor dem Hinspiel waren in Berlin 1200 Bus-Tickets
an die BFC-Fans verkauft worden. Die Deutsche Bahn setzt zudem einen Spezialzug
für BFC-Fans ein.
GESCHICHTE: In den letzten beiden Meisterschaftsspielen - in der Saison
1999/2000 - trennten sich der 1. FC Magdeburg und der BFC Dynamo in Magdeburg
1:1. In Berlin gewannen die Magdeburger 2:0.
SCHIEDSRICHTER: Geleitet wird die Partie von Stefan Weber (Eisenach).
FCM
mit Rumpftruppe zur TSG nach Calbe
Magdeburg (dz) - Am vorletzten Spieltag der Fußball-Verbandsliga reist
der 1. FC Magdeburg II zum Abstiegsaspiranten TSG Calbe - Während der Aufsteiger
von der Elbe bereits einen einstelligen Tabellenplatz sicher hat, hofft der
Gastgeber immer noch auf den Klassenerhalt. Die TSG hat derzeit fünf Punkte
Rückstand auf den rettenden 14. Platz. Und nur bei einem vollen Erfolg
gegen die Club-Reserve bei einer gleichzeitigen Niederlage des Tabellenvierzehnten
Schönebecker SV beim Spitzenreiter SV Braunsbedra haben die Saalestädter
noch Chancen auf den Klassenerhalt. FCM-Trainer Frank Windelband hat vor diesem
Spiel enorme Aufstellungsprobleme. So muss der Coach auf die Anschlusskader
aus der erste Mannschaft verzichten. Diese rücken in den erweiterten Kader
der Erstent, die ab 15.30 Uhr bekanntlich das Relegationsspiel zum Aufstieg
in die Regionalliga gegen den BFC Dynamo austrägt. So werden aus dem Stammaufgebot
nur Buchholz, Knorr, Hartmann, Schulz und Uffrecht in Calbe dabeisein. Ansonsten
verstärken Kicker aus dem aktuellen A-Junioren-Kader die Mannschaft. Diese
werden zur neuen Saison in den Kader der zweiten Mannschaft integriert. "Da
wissen die Jungs gleich, was auf sie zukommt." Windelband sieht allerdings
auch Motivationsprobleme. "Es wird sehr schwer werden, die Jungs auf das
Spiel in Calbe einzustimmen, da sie mit ihren Gedanken nur im Grubestadion weilen
werden." Ein Antrag auf Spielverlegung wurde von der zustelligen Stelle
verworfen (Volksstimme berichtete), da laut Ausschreibung die letzten beiden
Spieltage zur selben Zeit angepfiffen werden müssen, um "Mauscheleien"
zu vermeiden. Eigentlich verständlich, doch bei dem Interesse für
das Spiel im Grubestadion wäre eine Verlegung, wie in Magdeburgs Stadtliga,
angebracht.
Regionalliga-Aufstieg
Torschuß-Training soll den Weg ebnen
FCM vor Rückspiel gegen den BFC
von Klaus Blumtritt
Halle/MZ. Mit intensivem Torschuss-Training bereiteten sich am Donnerstag die
Spieler des 1. FC Magdeburg auf ihr Saison-"Endspiel" vor. Denn Treffer
sind am Sonnabend ab 15.30 Uhr im Aufstiegs-Rückspiel gegen den BFC Dynamo
(MDR-Fernsehen live) gefragt. "Und zwar zumindest einer mehr, als der Gegner
schießt. Das würde uns in jedem Fall reichen", sagt Trainer
Eberhard Vogel nach dem torlos ausgegangenen Hinspiel. Der Ex-Nationalspieler
würde auch im Falle des Nichtaufstiegs beim FCM bleiben, denn der Verein
hat die im Vertrag verankerte Option auf ein weiteres Jahr gezogen.
In der Elbestadt herrscht aber großer Optimismus, dass der Klub endlich
die Gelegenheit am Schopfe packt. 1991 verpasste Magdeburg, das sonst immer
im Spitzenfeld der DDR-Oberliga mitspielte, die Qualifikation für die 2.
Bundesliga. Im Vorjahr musste der FCM erneut zusehen, wie ihn namenlosere Vereine
die Tür zum Fahrstuhl in Liga drei zuschlugen. "Es ist an der Zeit,
dass wir endlich einmal ein entscheidendes Spiel ziehen", sagt Kapitän
Bodo Schmidt, "auch wenn das Hinspiel-0:0 ein gefährliches Ergebnis
ist".
Denn auch der Kontrahent wittert noch seine Chance. "Das 0:0 lässt
uns alle Chancen", glaubt BFC-Trainer Jürgen Bogs, "wir sind
schließlich konterstark". Die zwischenzeitliche Unruhe im Verein,
weil erst die Gehälter ausblieben und danach die übergebenen Schecks
nicht gedeckt waren, hat sich verzogen. Inzwischen sei das Geld von einem Sponsor
überwiesen und die Stimmung im Team dadurch wieder besser, meint BFC-Sportdirektor
Hans Reker. (...)
Bild Halle vom 08.06.
BFC Dynamo: Heute endlich Zahltag?
Noch kein Geld da für die BFC-Spieler!
Auch gestern gab es keine Abschläge der noch offenen Spielergehälter.
Doch heute soll nun endlich Zahltag sein. Einen Tag vor dem so wichtigen Aufstiegsspiel
zur Regionalliga beim 1. FC Magdeburg. Fieberhaft verhandelte Manager Hans Reker
gestern mit Sponsoren und Spielern. "Für wieviel Geld läufst
Du auf?", war die immer wieder gestellte Frage an die Kicker. Manch einer
verzichtete auf die sofortige Auszahlung. Andere pochten auf ihre Kohle...
Der BFC muss bis heute 177000 DM zusammenkratzen. Gelingt das nicht, könnten
einige streiken. Torwart Nico Thomaschewski: "Das muß jeder für
sich selbst entscheiden. Egal was passiert, ich laufe auf. Ich bin geil drauf,
vor 20000 zu spielen." lubo
Sicherheitskonzept fand Anklang
Magdeburg (kk). Bei der gemeinsamen Stadionbegehung von Vertretern
des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), der Polizei, des Sport-
und Bäderamtes, des 1. FC Magdeburg und des BFC Dynamo Berlin gab es keine
Auflagen für den Ausrichter des Rückspiels FCM - BFC am kommenden
Sonnabend (Anpfiff: 15.30).
"Unser Sicherheitskonzept fand bei allen Beteiligten Anklang. Da kamen
uns sicher auch die Erfahrungen aus dem DFB-Pokal in der letzten Saison zugute",
sagte gestern nach der Begehung FCM-Geschäftsstellen-Leiter Bernd Lindner.
"Trotz einiger Tücken im Stadion sind die Voraussetzungen bei uns
von vornherein weit besser als in Berlin-Hohenschönhausen. Dazu gehört
zum Beispiel eine funktionierende Lautsprecheranlage", meine Lindner weiter.
Gemeinsam mit dem Sport- und Bäderamt haben die Verantwortlichen des 1.
FCM ebenso dafür gesorgt, dass so gut wie alle "Wurfmöglichkeiten"
aus dem Stadiongelände entfernt sind. "Wir gehen also auch von dieser
Seite her gut vorbereitet und mit einem guten Gefühl in das Spiel",
war Lindner gestern sichtlich zufrieden.
Aufstiegsspiel zur Fußball-Regionalliga: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo
Koc soll für den gesperrten
Rozgonyi spielen
Von Klaus Kahmann
Magdeburg - Noch zwei Tage, dann steigt im Ernst-Grube-Stadion von Magdeburg
ab 15.30 Uhr das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga
Nord zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem BFC Dynamo Berlin (Hinspiel 0:0).
Gestern gönnte FCM-Trainer Eberhard Vogel seinen Schützlingen einen
freien Tag. Doch ab heute geht es um den letzten Schliff für das Spiel.
"Am Donnerstag steht bei uns - wie auch sonst - zuerst Torschuss-Training
und anschließend eine kleines Spielchen auf dem Programm", erläuterte
Vogel gestern das weitere Training vor dem Sonnabend-Spiel. "Freitag ist
noch einmal normale Spielvorbereitung angesagt. Sonnabend werden wir vormittags
so um die 20 Minuten Auflockerung machen und nach dem gemeinsamen Mittagessen
und der Mannschaftsberatung ins Stadion fahren", war weiter von Vogel zu
hören.
Nachdem sich der FCM-Coach das Hinspiel per Video ansah, meinte er gestern zur
Herausstellung von Marcel Rozgonyi: "Die war völlig berechtigt. Es
ist ein Unding, was Marcel sich da geleistet hat. Damit hat er sich und der
Mannschaft einen schlechten Dienst erwiesen. Ein Mann, der in der ersten Liga
spielen will, muss da über den Dingen stehen. Aber das weiß Marcel
inzwischen selber. Er hat seinen Fehler eingesehen."
Wenig Hoffnung macht sich Vogel auf den Einsatz von Dirk Hannemann. Der Freistoß-
und Eckenspezialist ist jetzt häufig in der medizinischen Abteilung zu
Gast, die alles unternimmt, um ihn Sonnabend fit zu haben. "Ich bin da
pessimistisch. Sollte er am Sonnabend dennoch spielen können, wäre
das für mich eine Überraschung". so der FCM-Trainer.
Waldemar Koc soll in der Deckung den Part von Marcel Rozgonyi übernehmen.
"Er hat nach kurzer Anlaufzeit seinen Mann im Hinspiel beherrscht. Wie
auch Maik Franz erst mit Koslov und dann mit dem eingewechselten Mba keine großen
Schwierigkeiten hatte. Wer auf der linken Seite dann für Hannemann spielen
wird, muss ich mir noch überlegen. Da werde ich auch mit dem Mannschaftsrat
drüber reden", blickte Vogel schon einmal auf die Aufstellung für
den Sonnabend voraus.
Auf der anderen Seite konnten die vor dem ersten Relegationsspiel an die BFC-Spieler
ausgehändigten Gehalts-Schecks erst gestern eingelöst werden. "Wir
hatten das den Spielern bei der Übergabe auch so gesagt. Die Schecks sind
gedeckt", so BFC-Sportdirektor Hans Reker gestern.
Zwei Spieler seien vorher zur Bank gelaufen, wo ihnen nichts ausgezahlt wurde.
"Alles ist okay, keiner denkt an Streik", betonte Reker. Die "BZ"
hatte berichtet, dass die Spieler ein Ultimatum gestellt hätten und überlegen
würden, ob sie überhaupt zum Rückspiel nach Magdeburg fahren
würden, falls bis Donnerstag kein Geld da sei. Die ausstehenden Gehälter
würden sich auf eine Summe von rund einer halben Million Mark belaufen.
TLZ
- Online vom 07.06.
"Bei einem Aufstieg gönne ich mir eine dicke, fette Zigarre"
Von Jens Pachmann
Jena/Magdeburg. (tlz) Der 1. FC Magdeburg steht an diesem Samstag (Anpfiff:
15.30 Uhr) im Ernst-Grube-Stadion vor dem wohl wichtigsten Spiel in dieser Saison.
Im Rückspiel um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga empfangen
die Schützlinge um Chef-Coach Eberhard "Matz" Vogel aus Jena
den BFC Dynamo. Das Hinspiel in Berlin endete 0:0. Die TLZ hatte den FCM-Coach
am heißen Draht.
Eberhard Vogel, wie schätzen Sie die Ausgangsposition ein?
Das 0:0 ist zwar für uns eine gute Ausgangsposition, doch auch gefährlich.
Wenn die Berliner ein Tor schießen, sind wir unter Zugzwang.
Das sollte der "Torfabrik" Magdeburg doch nicht schwer fallen ...
Sicher haben wir in der Oberliga mit den 120 Toren Maßstäbe gesetzt,
doch der BFC ist von anderem Kaliber als die meisten Teams in der Süd-Oberliga.
Wie beziffern Sie die Chancen auf den Aufstieg des 1. FC Magdeburg?
Ich denke, die Chancen stehen 60:40 für uns.
Welche Spieler werden im "Spiel des Jahres" fehlen?
Der gesperrte Marcel Rozgonyi und Dirk Hannemann, der sich eine Bänderdehnung
im Knie zugezogen hat, werden nicht dabei sein.
Vor dieser für den gesamten Verein eminent wichtigen Partie sind Sie
auch
als Psychologe gefragt. Welche Rolle spielt dabei der sensationelle
Pokalsieg gegen den FC Bayern München?
Dieser Erfolg ist Schnee von gestern, so schön er auch war. Die Jungs wissen,
worum es am Samstag geht. Da muss ich nicht viel erzählen.
Mit wie vielen Zuschauern rechnen Sie?
Ich bin sicher, dass etwa 20 000 den Weg ins Stadion finden werden. Hoffentlich
geht es ohne Ausschreitungen über die Bühne.
Ihr Vertrag beim 1. FC Magdeburg läuft ja eigentlich am 30. Juni 2001
aus.
Wird er verlängert?
Der Verein hat eine Option auf ein weiteres Jahr gezogen. Das heißt, ich
bin bis zum 30. Juni 2002 engagiert. Eigentlich hätte ich lieber einen
langfristigen Kontrakt gehabt, doch darüber hat kein Verantwortlicher mit
mir geredet. Das bedauere ich ein wenig.
Man hört, dass die "Sportwelt" den Verein unter Erfolgsdruck
setzt ...
Sicher werden die bei einem Nichtaufstieg den Geldhahn
etwas zudrehen. Doch abgesehen davon, ist es für den 1. FC Magdeburg sehr
wichtig aufzusteigen. Dafür haben wir das ganze Jahr hart gearbeitet.
Steht das Gerippe der Mannschaft für die neue Saison schon?
Im Prinzip ja, obwohl es schwer wird, die Abgänge Rozgonyi und Adolphus
Ofodile zu kompensieren.
Ist bei den neuen Spielern auch ein Jenaer dabei?
Nein. Sicher hatte ich Interesse an Michael Mason oder auch an Frank Schön,
doch das hat sich erledigt.
Ein Wort zum FC Carl Zeiss Jena ...
Es ist traurig, was da passiert ist. Dennoch kreide ich der Vereinsleitung an,
nicht früher reagiert zu haben.
Letzte Frage zum Spiel gegen den BFC. Sollte Ihr Team aufsteigen, wird dann
die "Havanna" ausgepackt?
Es gibt bei uns einen 86-jährigen Fan, der zu jedem Heimspiel kommt. Wenn
wir am Sonnabend erfolgreich sind und den Aufstieg packen, rauchen wir beide
eine dicke, fette Zigarre.
BILD Halle vom
07.06.2001
Gehaltsschecks geplatzt - BFC vor dem Ende
Seit vier Monaten wartet ein Großteil der Spieler des Nordmeisters
BFC Dynamo aufs Gehalt. Vor dem ersten Relegationsspiel zur Regionalliga letzten
Samstag gegen den 1. FC Magdeburg (0:0) verteilte Manager Reker Schecks. Dienstag
schüttelte der Kassierer bei der Bank den Kopf - die Schecks waren ungedeckt.
Spielerberater Werner Helekes kann es nicht fassen: "Meine Spieler werden
langsam zu Sozialfällen..." Dem Brasilianer Macale wurden sogar schon
Strom und Gas abgedreht. Für eine Reise nach Köln lieh er sich das
Fahrgeld. Torwart Nico Thomaschewski drohte der Vermieter sogar die Kündigung
der Wohnung an. Nico: "Ich suche mir jetzt eine billigere und ziehe um."
Übermorgern (15.30 Uhr) ist das entscheidende Rückspiel in Magdeburg.
Droht ein Spielerstreik? Thomaschewski: "Einen Trainingsstreik gab es bereits.
Aber über solche Sachen entscheidet die Mehrheit der Mannschaft."
BFC-Präsidentin Karin Seidel-Kalmutzki: "Ein seriöser und zuverlässiger
Sponsor hat mir versichert, dass das Geld bereit steht." (lubo/kdv)
Schiri Weber: "Wir sind auf alles
vorbereitet"
von Olaf Scholz
Sonnabend, 15.30 Uhr, im Magdeburger Ernst-Grube-Stadion: Teil 2 der Aufstiegs-Relegation
zwischen dem FCM und dem BFC. Bei der ersten Partie (0:0) gab es Tumulte einiger
Magdeburger Fans. Sie wurde 8 Minuten unterbrochen. Schiri ist diesmal Stefan
Weber (37). Der Eisenacher, der in der Oberfinanzdirektion Erfurt arbeitet:
"Wir sind darauf vorbereitet, dass einiges passieren kann." Wie gehen
Sie ins Spiel? Weber: "Rechtzeitig anreisen, bis 15.30 Uhr ordentlich vorbereiten
und dann versuchen ab der ersten Minute nix anbrennen zu lassen." Weber
sagt: "Ich hoffe, dass auch von Seiten des NOFV und der Polizei alles getan
wird, um Ausschreitungen zu vermeiden." Weber - ein gutes Omen für
den FCM? Der Schiri: "Ich habe diese Saison Magdeburg beim 5:2-Sieg beim
VfB Leipzig gepfiffen..."
BILD Halle vom
06.06.2001
FCM: Hannemann kann nicht ran - Vogel stinkt´s
von Klaus-Dieter Vollrath
Auch 72 Stunden nach dem ersten Aufstiegsspiel gegen den BFC (0:0) in Berlin
war FCM-Trainer Eberhard Vogel noch erregt. "Zugegeben, es war ein verbissen
geführtes Spiel, das der Schiedsrichter immer im Griff hatte." Vogels
einzige Kritik: "Herr Bley hätte noch früher durchgreifen sollen,
dann wäre Ruhe gewesen." 47 Fouls (davon 27 Berliner) standen am Ende
der hektischen Partie zu Buche. Eine hohe Quote, wenn man bedenkt, das der Durchschnitt
bei 30 Fouls liegt. Aber mehr ärgert sich der Magdeburger Trainer über
die Verletzung von Routinier Dirk Hannemann. Der Mann auf der linken Außenbahn
fällt Sonnabend beim Rückspiel im Grube-Stadion mit einer Bänderdehnung
aus. Die hatte sich "Hanne" schon nach 30 Minuten in Berlin zugezogen.
"Er wird uns sehr fehlen," stöhnt Vogel. Sein Trainer-Kollege
Jürgen Bogs fährt optimistisch nach Magdeburg, sieht Dynamo schon
in der 3. Liga.
Seine Erklärung: "Der FCM muss das Spiel machen. Darin liegt unser
Vorteil. Wir setzen mit Kontern die entscheidenden Nadelstiche..."
Potsdamer Neueste Nachrichten online 06.06.
Wiederholungstäter
Nach Krawallen drohen Magdeburg und auch
dem BFC Strafen
Andre Görke
Nach den Krawallen beim Spiel zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Magdeburg
drohen beiden Klubs Strafen. Eine halbe Stunde nach Spielbeginn hatten Magdeburger
Fans kleine Steine auf Linienrichter Thomas Lessig geworfen. Schiedsrichter
Helmut Bley musste die Partie für zehn Minuten unterbrechen. "Lessig
wurde von Schottersteinen getroffen, blieb aber unverletzt. Die Geschichte geht
in dieser Woche vor das Sportgericht", sagte gestern Spielleiter Ralf Rose
vom Nordostdeutschen Fußballverband. Der 1. FC Magdeburg gilt vor Gericht
als Wiederholungstäter. Im Mai hatte die Polizei Ausschreitungen beim Oberligaspiel
in Riesa mit Tränengas beendet.
Im Sportforum Hohenschönhausen wurden am Sonnabend acht Magdeburger festgenommen.
Der Verein muss nun mit einer hohen Geldstrafe rechnen. Wie auch der BFC. Denn
der Gastgeber hätte potenzielle Wurfgeschosse vorher beseitigen müssen.
Allerdings sind die Kurven im Sportforum mit Schotter aufgeschüttet. Eine
Beseitigung wäre schwierig gewesen. Ein Ausweichen in den Jahnsportpark
in Prenzlauer Berg war diskutiert worden. Doch der BFC dachte, im Sportforum
seinen Heimvorteil besser nutzen zu können. Außerdem fand im Jahnsportpark
zum selben Termin ein Football-Spiel der Berlin Thunder statt.
Für den BFC war es nicht nur wegen des Krawalls ein schlechter Tag. Trainer
Jürgen Bogs hatte seine Mannschaft wochenlang auf diesen Nachmittag vorbereitet.
Videos hatte der 54-jährige in der Kabine gezeigt, immer wieder auf die
Schwächen des Gegners hingewiesen. Der BFC sollte im Hinspiel um den Regionalligaaufstieg
das Spiel machen. Die Anspannung war groß. Es ging um die Arbeit einer
ganzen Saison, in der beide Teams in ihrer Oberligastaffel souverän Meister
geworden waren. Nach dem 0:0 muss Dynamo in Magdeburg nun mindestens ein Tor
schießen um aufzusteigen. Es gelten die Regeln des Europapokals, nach
denen auswärts erzielte Tore bei einem Unentschieden höher gewertet
werden. Demnach würden ein Sieg, ein 1:1 oder ein höheres Unentschieden
den Berlinern reichen. Nur bei einem 0:0 gäbe es Verlängerung.
Bogs stand nach Abpfiff am Spielfeldrand und verzog keine Miene. "Wir haben
nicht das gebracht, was wir können. Die Spieler waren verkrampft."
Nach sieben Minuten erst hatte seine Mannschaft das erste Mal die gegnerische
Hälfte betreten. Als der Magdeburger Manndecker Marcel Rozgonyi vom Platz
flog, kam Dynamo besser ins Spiel. Doch auch in Überzahl gelang dem DDR-Rekordmeister
kein Tor. Als nach 73 Minuten BFC-Stürmer Danut Oprea wegen eines Ellbogenschlags
vom Platz gestellt wurde, war die Verunsicherung wieder da. Oprea ist für
das Rückspiel gesperrt. Für ihn sollen Adeck Mba oder Dirk Vollmar
ins Team rutschen. Im Ernst-Grube-Stadion werden 20 000 Zuschauer erwartet.
"Es kribbelt, du kannst nicht richtig schlafen", sagt Dynamos Mannschaftskapitän
Jörn Lenz. "Aber du weißt endlich, wofür du ein Jahr gearbeitet
hast."
Berliner Morgenpost online 06.06.
Kein Tag zum Siegen
BFC und Magdeburg trennen sich in aufgeheizter
Atmosphäre torlos
Von Diana Becht-Zwetkov
Schon sehr, sehr lange ist es her, dass das alte Stadion zum vollen Haus und
der Rasen zur Bühne wurde. Am vergangenen Sonnabend aber war die Zeit reif,
endlich wieder Stätte eines Fußball-Festes zu werden. Ins Sportforum
Hohenschönhausen pilgerten gut 8500 Zuschauer. Fast zu gleichen Teilen
kamen sie aus Magdeburg und aus Berlin. Die einen, in Blau-Weiß, aus der
Hauptstadt Sachsen-Anhalts. Die anderen, deren Farben Weinrot-weiß sind,
aus der Hauptstadt der Republik. Es war der Tag eins, nach einer Saison, die
die beiden Mannschaften in ihrer jeweiligen Staffel auf dem ersten Platz beendeten.
Der 1. FC Magdeburg als Meister der Oberliga-Süd war an jenem kalten, teils
nassen, vor allem aber unfreundlichem Tag zu Gast beim Titelträger der
Oberliga-Nord, dem BFC Dynamo. Ein prestigeträchtiges Duell, mit viel Emotionen
und noch mehr Sicherheitskräften, die aufkeimende Unruhen schon im Keim
ersticken sollten. Doch es war kein Tag zum Siegen. Nicht für die Gastgeber,
die nach anfänglichen Schwierigkeiten doch noch zu ihrem Spiel fanden.
Auch nicht für die Gäste, die den Druck der ersten knapp 20 Minuten
nicht über längere Zeit beibehalten konnten. Denn eine rote Karte
stoppte den unbändigen Vorwärtsdrang der Magdeburger: Marcel Rozgonyi
musste wegen einer Tätlichkeit vorzeitig duschen gehen. Für die Fans,
die Trainer und Verantwortlichen auf der Tribüne fing die Partie da erst
richtig an. In einer Atmosphäre, die an gute alte Zeiten erinnerte. Doch
das hatte keine Bedeutung im Hier und Jetzt. Hier kämpften zwei Oberligisten
um die beste Ausgangsposition für das Rückspiel, das an diesem Wochenende
in Magdeburg ausgetragen wird. Einst, als der FCM als einziger DDR-Klub den
Europacup gewann und Dynamo der Serien-Meister war, trafen sich die zwei Vereine
im Sonnenschein des Ost-Fußballs. Doch jetzt, viele Jahre und vier Abstiege
später, ging es um mehr: Um die Rückkehr ins bezahlte Fußball-Geschäft,
um Anerkennung und nicht zuletzt um die Ehre. Beide Klubs mit viel Tradition
und wenig Geld. Zwei Ost-Vereine, die die Zeit so geärgert hat. Und die
schließlich im Niemandsland der vierten Liga landeten, vergessen von den
Großen des balltretenden Gewerbes. Doch für 90 Minuten war all das
vergessen. Man schrie sich, wie früher, Gemeinheiten entgegen. Die Magdeburger
Fans konnten es nicht lassen, auszutesten, mit wie vielen Steinen man den Linienrichter
bewerfen, wie viele Rauchbomben man zünden und wie lange man die Ordnungskräfte
provozieren kann, ehe die ganze Sache einfach abgebrochen wird.
Zehn Minuten lang war die Zwangs-Pause, in der sich der hervorragende Schiedsrichter
Helmut Bley mit seinen Kollegen beriet, was nun zu tun sei. Präsident und
sogar Trainer Eberhard Vogel beruhigten ihren Anhang, um schlimmeres zu verhindern.
Derweil übten sich die Fans des BFC in Geduld und Übersicht. Die Provokationen
prallten ab, zum ersten Mal waren die anderen die Bösen. Die Unruhestifter.
Die Fans von Dynamo, eigentlich verschrien wegen des unheimlichen Gewaltpotentials
bewiesen, dass sie auch anders können und ihren Klub nicht schaden wollten.
Den so hart erkämpften Image-Gewinn auf keinen Fall mit erneuten Kratzern
beschmutzen. Also riefen sie: «Keine Gewalt». Zwar fehlten auf der
Seite der Weinroten die Fahnen. Auch Schals oder andere Utensilien, die sich
der gemeine Fan gern um Hals oder Handgelenk schnürt, sind beim BFC noch
immer spärlich. Dafür verzichteten die Gastgeber auch auf Rauchbomben,
provozierende Sprechchöre oder ähnliches störendes Beiwerk.
Ohnehin hatten sich die Akteure von BFC-Coach Jürgen Bogs auf dem Rasen
nach einer Stunde mit dem Unentschieden arrangiert. Denis Koslov blieb blass,
sein Sturm-Partner Danut Oprea wurde nach 72 Minuten vom Platz gestellt (Tätlichkeit).
Was wiederum den Fußball-Lehrer ärgerte. «Ich weiß nicht,
wie man sich zu so was hinreißen lassen kann», hörte er sich
sagen, starrte dabei aber mit ausdruckslosen Augen ins Nichts. Die Anspannung
der vergangenen Tage schien nicht von dem 54-Jährigen, der nach dem torlosen
Spiel um einiges älter aussah, weichen zu wollen. Nun muss er wieder auf
einen Tag zum Siegen warten.
Fußball-Relegationspartien sorgen für Gesprächsstoff
Spielausschuss-Vorsitzender: Weg mit Entscheidungsspielen!
Nach den Krawallen von Berlin kommt dem Rückspiel
um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Nord zwischen dem 1. FCM und
dem BFC Dynamo (0:0) am Sonnabend in Magdeburg (15.30 Uhr, Grubestadion) eine
besondere Brisanz zu - Volksstimme-Redakteur Rudi Bartlitz sprach dazu gestern
mit dem Spielausschuss-Vorsitzenden des NOFV, Bernd Wusterhausen, der als offizieller
Spielbeobachter fungierte.
Volksstimme: Malen wir nach Berliner Muster einmal, rein theoretisch, das schlimmste
Szenario: Es gilt als nachgewiesen, dass so genannte Fans des FCM einen Spielabbruch
provozierten. Was sehen die Regularien des NOFV in solchen Fällen vor?
Wusterhausen: Das hängt vom konkreten Fall und seinen Begleiterscheinungen
ab. Der Spielraum reicht dabei von einer Neuansetzung bis zu einer Wertung von
0:2 gegen das "Verursacher"-Team.
Volksstimme: Können Sie in diesem Fall auf einen Präzedenzfall zurückgreifen?
Wusterhausen: Nein. Das hatten wir in der Geschichte des Nordostdeutschen Fußballverbandes
bei einem Relegationsspiel noch nicht. Deshalb würde alles diesbezüglich
von den entsprechenden Entscheidungen des Sportgerichtes abhängen. Denen
kann und will ich nicht vorgreifen.
Volksstimme: Sie waren offizieller Beobachter des Spiels. am Pfingstsonnabend.
Wie lautet Ihr Resümee?
Wusterhausen: Es ist eindeutig, dass die Steine aus dem Magdeburger Block flogen.
Die Dynamo-Fans haben sich gut und fair verhalten.
Volksstimme: Wird es zu einer Strafe gegen den FCM kommen?
Wusterhausen: Ich habe in meinem Bericht bisher nicht dafür plädiert,
ein Verfahren gegen den FCM einzuleiten.
Volksstimme: Was sollte man denn tun, um solche Krawalle möglichst zu vermeiden?
Wusterhausen: Da gibt es sicher mehreres. Aber die wichtigste Erkenntnis ist,
dass diese leidvollen Entscheidungsspiele weg müssen. Hier wird in zwei
Partien zugespitzt über eine gesamte Saison entschieden. Da kommt dann
eine ungeheure Brisanz rein. Das wäre nicht der Fall, wenn es eine eingleisige
Oberliga gäbe.
Volksstimme: Wenn Sie auf das Sonnabendspiel in Magdeburg blicken. Welche Konsequenz
müsste Gastgeber FCM ziehen?
Wusterhausen: Grundvoraussetzung ist: Ein Ordnungsdienst, und zwar ein professioneller,
muss in ausreichender Zahl vorhanden sein. Hinzu kommt dann ja noch die Präsenz
der Polizei.
Aufstiegsspiel zur Fußball-Regionalliga: BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg
Sehr viel "Farbe", aber
keine Tore
Von Klaus Kahmann und Hans-Joachim Malli
Die Entscheidung um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Nord zwischen
dem 1. FC Magdeburg und dem BFC Dynamo Berlin wurde auf das kommende Wochenende
vertagt. In Berlin trennten sich am Pfingstsonnabend die beiden Sieger der NOFV-Oberliga-Staffeln
Süd und Nord 0:0. Statt Tore gab es mit fünf Gelben und zwei Roten
Karten aber viel Farbe.
In einem an Chancen äußerst armen Spiel gab es am Ende ein gerechtes
Unentschieden. "Bis zu der Herausstellung haben wir einen ordentlichen
Angriffs-Fußball geboten. Es fehlte uns nur das Tor. Danach hatten wir
Probleme, Ordnung in der Mannschaft zu halten. Dadurch kam der BFC besser ins
Spiel. Wir haben jetzt eine gute, aber keine sehr gute Ausgangsposition und
können zwar nicht euphorisch aber gelassen ins Rückspiel gehen, bei
dem ich auf 20000 Zuschauer hoffe", meinte FCM-Trainer Eberhard Vogel nach
dem Abpfiff.
Sein BFC-Kollege Jürgen Bogs gestand: "Die offensive Grundeinstellung
der Magdeburger hat uns überrascht. Wir haben bis zur Magdeburger Herausstellung
nur reagiert und nicht agiert. Auch in der Überzahl haben wir gegen die
Magdeburger nie zu unserem Spiel gefunden. Nun muss Magdeburg vor heimischer
Kulisse das Spiel machen und wir suchen unsere Chance im Konter."
Der FCM begann druckvoll, ließ den Gastgeber erst in der siebten Minute
einen allerdings harmlosen Angriff in Richtung Magdeburger Tor starten. Nachdem
aber Rozgonyi in der 18. Minute gegen den am Boden liegenden Oprea nachtrat
und die Rote Karte sah, gab es einen Riss im Magdeburger Spiel. Der BFC konnte
nach und nach Ausgeglichenheit erreichen.
In der 29. Minute war FCM-Keeper Dreszer mit dem Glück im Bunde, als er
Koslovs Schuss abwehrte, und Opreas vom Pfosten zurückspringenden Ball
unter sich begraben konnte. Zwei Minuten später musste Hannemann nach einem
Pressschlag vom Platz (laut Diagnose vom Sonntag eine schwere Bänderdehnung).
Für den Mann auf der linken Außenbahn kam Koc.
Nachdem zuvor schon ein Balljunge vor dem FCM-Block von einem Wurfgeschoss getroffen
wurde, unterbrach Schiedsrichter Bley die Partie (31.), weil sein Assistent
ebenfalls einen Stein abbekommen hatte. Ein Spielabbruch drohte (siehe Extra-Beitrag).
Doch es ging weiter.
In der 35. Minute dann die zweite größere Torchance für die
Berliner, doch Dreszer holte den Ball von Koslow noch aus dem linken Winkel.
Nach dem Seitenwechsel beherrschte der Gastgeber vorerst weiter das Geschehen.
Nach einer Viertelstunde hatte dann aber der zur Pause für Mydlo eingewechselte
Ofodile - Papic blieb aus taktischen Gründen auf der Bank - fast das 0:1
auf dem Fuß, als er in eine Rückgabe preschte. Doch Thomaschewski
im BFC-Tor konnte klären. Der Gastgeber beherrschte zwar das Spiel, war
aber im Angriff erschreckend ideenlos. Als dann die Berliner nach einer Tätlichkeit
gegen Franz ihre Stürmer Oprea verloren, übernahm wieder der FCM das
Zepter.
So musste sich Thomaschewski bei einem attraktiven Seitfallzieher von Zani (82.)
mächtig strecken, um den Ball noch um den Pfosten zu lenken. Reichlich
fünf Minuten später waren die Berliner im Glück als erst der
Schuss von Ofodile und dann das Nachsetzen von Zani ohne Erfolg blieben.
"Na gut - da müssen wir in einer Woche noch einmal gemeinsam zittern",
resümierte Dr. Lutz Trümper, FCM-Präsident und Magdeburgs künftiger
Oberbürgermeister, nach dem Abpfiff. Das Rückspiel steigt am kommenden
Sonnabend um 15.30 Uhr im Ernst-Grube-Stadion der Landeshauptstadt.
Stimmen zum Spiel BFC Dynamo - 1. FC
Magdeburg
Bodo Schmidt (FCM-Kapitän): Wir
haben sehr stark angefangen. Der Platzverweis gegen Rozgonyi brachte einen Bruch
in unser Spiel, wir mussten umstellen und waren als Mannschaft gefordert. Das
0:0 ist ein gefährliches Ergebnis für uns. Ich hatte aber nie das
Gefühl, dass wir großartig gefährdet waren, zu verlieren. Wir
haben es jetzt in der Hand, den Aufstieg perfekt zu machen.
Jörn Lenz (BFC-Kapitän): Es war ganz schön viel Hektik
im Spiel, dadurch konnte sich kein Spielfluss entwickeln. Ich gehe davon aus,
dass im Rückspiel die Magdeburger kommen werden und wir unsere Konterchancen
haben. Es gibt schlechtere Resultate als ein 0:0, entschieden ist noch gar nichts.
Armando Zani (FCM-Mittelfeldspieler): Wenn man so lange Zeit mit einem
Mann weniger auskommen muss, kann man mit dem Ergebnis nicht unzufrieden sein.
Wir haben noch ein Spiel, und wollen nun Zuhause alles klar machen.
Klaus-Dieter Runge (Vorsitzender des FCM-Verwaltungsrates): Das war hier
heute nichts für schwache Nerven. Nun muss die Mannschaft den Aufstieg
am Sonnabend im heimischen Grubestadion perfekt machen. Ich traue ihr das zu.
Miroslaw Dreszer (FCM-Torwart): Wir wollten den Sieg, haben auch ganz
gut begonnen. Die Chancen vor dem Rückspiel stehen jetzt wieder 50:50.
Helmut Hönel (Stellvertretender Leiter des Sport- und Schulverwaltungsamtes):
Wir werden bis zum Sonnabend noch dafür sorgen, dass im Ernst-Grube-Stadion
nicht so viele Steine wie hier im Sportforum herumliegen werden.
Dirk Hannemann (FCM-Mittelfeldspieler): Ich habe mir eine schmerzhafte
Bänderdehnung im linken Knie zugezogen. Es ging einfach nicht mehr. Genaueres
wird der Arzt feststellen. Ich Moment sieht es nicht so aus, dass ich beim Rückspiel
dabei sein kann.
Randalierer: Sportforum nicht regionalligareif
Nicht nur der drohende Abbruch des Aufstiegsspiels BFC Dynamo
gegen den 1. FC Magdeburg war kein Ruhmesblatt für die vorgeblichen Fans
der Magdeburger Kicker. Auch der überdimensionale Einsatz von insgesamt
fünf Polizei-Hundertschaften, zwölf berittenen Polizisten und weiteren
Reserven spricht nicht gerade für die Friedfertigkeit der Fans - allerdings
nicht nur der Magdeburger. Dazu kamen noch acht vorläufige Festnahmen von
Anhängern des Magdeburger Clubs.
Allerdings hat der BFC dem Geschehen im Sportforum ungewollt Vorschub geleistet.
"Diese Anlage hier ist von ihren Sicherheitsbedinungen her nicht regionalligareif.
Es müssten hier noch so viele Auflagen erfüllt werden, dass das einfach
zu viel für den BFC wäre", meinte denn auch Ralf Rose, Staffelleiter
der NOFV-Oberliga Süd.
Darum sollte das Spiel ja auch eigentlich im Jahnstadion an der Cantianstraße
über die Bühne gehen. Dort aber maßen zur gleichen Zeit die
"Berlin Thunder" in der NFL-Europaliga der American-Footballer mit
ihrer Konkurrenz die Kräfte, so dass nichts anderes übrig blieb als
das Sportforum Hohenschönhausen zu nutzen.
Rose meinte denn auch, dass jetzt möglicherweise beide Vereine wegen der
Geschehnisse am Sonnabend vom Fußballverband zur Kasse gebeten werden.
Dagegen wiegelte BFC-Kapitän Jörn Lenz ab: "Wenn man weiß,
was da in Spanien und Italien abgeht, ist das bei uns eher harmlos - zumal bei
dem, was heute auf dem Spiel stand."
Glück für 1. FC Magdeburg
Regionalliga-Aufstiegsspiel drohte Abbruch
Von Klaus Kahmann
Magdeburg. Kurz vor einem Abbruch stand am Pfingstsonnabend das erste Spiel
um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Nord zwischen dem 1. FC Magdeburg
und Gastgeber BFC Dynamo Berlin. Glück für die Magdeburger, dass das
Spiel fortgesetzt wurde. Der 0:0-Endstand lässt dem FCM am kommenden Sonnabend
(Anstoß 15.30 Uhr im Grubestadion) zudem alle Chancen zum Aufstieg.
Doch es hätte auch anders kommen können: Nachdem
aus dem Magdeburger Fan-Block in der ersten Viertelstunde schon ein Balljunge
von einem Stein getroffen wurde, erging es nach einer halben Stunde Schiedsrichter-Assistent
Thomas Lässig ähnlich.
Schiedsrichter Helmut Bley (Sehma) unterbrach die Partie, bat Vertreter beider
Vereine sowie die Staffelleiter der Oberliga Nord und Süd zu sich.
Erst nachdem FCM-Präsident Lutz Trümper übers Mikrofon die Fans
aufgefordert hatte, diese Unsportlichkeiten zu unterlassen - sie würden
damit der eigenen Mannschaft nur Schaden zufügen und den Aufstieg gefährden
- pfiff Bley nach einer Unterbrechung von reichlich zehn Minuten die Partie
wieder an. Inzwischen war Polizei im Stadioninnern vor dem FCM-Block aufgezogen.
"In dem Moment, in dem die Gesundheit oder das Leben eines Spielers oder
Referees gefährdet ist, muss der Schiedsrichter die Partie zumindest unterbrechen",
begründete Ralf Rose, Leiter der Oberliga-Südstaffel das Handeln von
Bley. "Wäre es hier zu einem Abbruch gekommen, dann hätte noch
am Dienstag das Sportgericht zusammenkommen müssen, um eine Entscheidung
zu treffen. Gegen die hätten dann die Mannschaften Rechtsmittel einlegen
können. Donnerstag wäre dann das Verbandsgericht zusammengetreten",
schilderte Rose das Szenario, das in Berlin zwischenzeitlich drohte.
BGS setzte auf harte Kontrollen vor dem Spiel
Altstadt (mfr). Der Bundesgrenzschutz setzte am Pfingst-Sonnabend
zum Spiel 1. FC Magdeburg gegen den BFC Dynamo auf harte Kontrollen und rigoroses
Durchgreifen bei eventuellen Ausschreitungen. Der Magdeburger Bahnhof blieb
am Morgen und am Abend von Letzteren aber verschont. Die Rechnung der rund 150
Beamten ging offensichtlich auf. Sie setzten auf vorbeugende Kontrollen und
kassierten alle waffenähnlichen Gegenstände ein. Auch beim Alkoholgenuss
schränkte die Polizei die Fans hartnäckig ein. Pro Fan durften nur
zwei Flaschen bzw. Büchsen Bier mit in den Zug genommen werden. BGS-Sprecher
Volker Klapdor: "Der Transport der rund 1400 Fans im Zug verlief ohne nennenswerte
Zwischenfälle."Im Berliner Stadion kam es zu Ausschreitungen, woraufhin
das Spiel zehn Minuten lang unterbrochen werden musste. Die Magdeburger Mannschaft
spielte übrigens 0:0 gegen den BFC. Das Rückspiel ist am kommenden
Sonnabend im Magdeburger Ernst-Grube-Stadion.
Splitter
MOTIVATIONSHILFE: Mannschaftsleiter Reinhard Siotka hatte
für die Anreise im Bus extra das Video vom DFB-Pokalspiel gegen die Bayern
mitgebracht. Das gab den FCM-Mannen im Sportforum Hohenschönhausen einen
extra Motivationsschub.
ZAUNGÄSTE: Mit Werner "Pike" Voigt, Noch-Trainer beim
VfL Halle, und Timo Lesch, noch bei der FSV Lok Altmark Stendal unter Vertrag,
waren auch zwei ehemaliger BFC-er im Stadion. "Ein bisschen schlägt
mein Herz schon noch für den BFC, obwohl beide den Aufstieg verdient hätten",
so Stürmer Lesch, der ja auch ein halbes Jahr beim FCM kickte.
SICHERHEIT: Wurde am Sonnabend groß geschrieben. Die Berliner Polizei
hatte extra fünf Hundertschaften aufgeboten, dazu 12 berittene Polizisten,
15 Hundeführer und zwei Wasserwerfer. Der BGS kontrollierte schon auf dem
Magdeburger Hauptbahnhof, gewährte aber pro Mann zwei Büchsen Bier.
Die Aktiven gelangten ausnahmsweise über die VIP-Tribüne auf das Spielfeld.
GEGENLIEBE: Unter den VIP-Gästen des FCM befanden sich auch die
Boxer Rene Monse und Dirk Dzemski nebst Trainer Werner Kirsch und Promoter Ulf
Steinforth. Der SES-Chef: "Das versteht sich von selbst, schließlich
saßen die Fußballer bei den Kämpfen von Rene und Dirk auch
am Ring."
GLÜCKSBRINGER: Ein vierblättriges Kleeblatt bekam FCM-Kapitän
Bodo Schmidt nach dem Abpfiff von Diana Reitz. Die 22-Jährige begleitet
den blonden Abwehrrecken schon seit dessen Zeiten bei Bundesligist 1. FC Köln
zu jedem Spiel.
BILD Halle vom
05.06.2001
Aufstieg: 20000 Fans in Magdeburg?
Trainer Vogel sauer auf "roten"
Rozgonyi
Von Jörg Lubrich und Olaf Scholz
Das hat das Sportforum in Berlin Hohenschönhausen lange nicht erlbet: 8282
Fans von Spree und Elbe peitschten ihre Mannschaften nach vorn. Nur Tore sahen
sie beim 0:0 im ersten Aufstiegsspiel zur Regionalliga zwischen dem BFC Dynamo
und dem 1. FC Magdeburg nicht. Dafür aber zwei Rote und fünf Gelbe
Karten. FCM-Manndecker Rozgonyi (16.) und Dynamo-Stürmer Oprea (72.) flogen
vorzeitig vom Platz, sind für das Rückspiel gesperrt. Rozgonyi versteckte
sich nach seinem Rauswurf in der Kabine und stammelte: "Es tut mir leid."
FCM-Trainer Eberhard Vogel: "Sein Nachtreten war unverantwortlich gegenüber
der Mannschaft." Vogel hofft auf 20000 Fans Sonnabend beim Rückspiel.
Allein aus Berlin werden 4000 erwartet. BFC-Trainer Jürgen Bogs scheuchte
seine Jungs sogar Pfingsten. Der Coach: "Wir müssen ein Tor schießen.
Bei der Europacup-Regelung müsste dann Magdeburg zwei Treffer erzielen,
um aufzusteigen. Das wird gegen uns nicht gelingen." Als Joker für
den gesperrten Oprea bringt Bogs den Kameruner Mba. Wer den Aufstieg verpass,
kriegt Riesenprobleme: Viele Spieler werden abwandern. In Berlin saß schon
Aad de Mos, Manager des KV Mechelen, aus Belgien auf der Tribüne, beobachtete
die BFC-er Batrinu und Oprea.
Schlimm! FCM-Fans rasteten völlig aus
Eine halbe Stunde war in Berlin gespielt, da rasteten Fußball-Rowdies
in der Magdeburger Fan-Kurve aus, schmissen mit Steinen auf Balljungen und Schiedsrichterassistenten.
Als sie auch noch eine Rauchbombe zündeten, unterbrach Schiedsrichter Helmut
Bley (Sehma/Sachsen) die Partie für acht Minuten. Erst FCM-Präsident
Lutz Trümper beruhigte die Gemüter
Junge Welt online vom 05.06.
Die Tritte daneben
Hooligans, soweit das Auge reichte:
Die Nullnummer zweier ostdeutscher Elitevereine
Da waren also einerseits ein Rekordmeister und andererseits ein
Rekordpokalsieger und Europacupgewinner. Der BFC Dynamo ist zehnfacher DDR-Fußballmeister,
der 1. FC Magdeburg neunfacher Pokalsieger und seit dem Sieg über den AC
Mailand 1974 der einzige ostdeutsche Verein, der je einen europäischen
Pokal gewann. Gäbe es die DDR noch, wäre dieses Spiel wohl ein Spitzenspiel.
Zwar heißt die Liga, in der die beiden Clubs in der vergangenen Saison
spielten, genau wie die, in der sie zu DDR-Zeiten gegeneinander antraten: Oberliga.
Seinerzeit allerdings bezeichnete das die erste Liga, heuer trägt nur mehr
die vierthöchste Spielklasse diesen Namen.
Am Samstag trafen die beiden Mannschaften im Sportforum Hohenschönhausen
aufeinander. Im Hinspiel um den Aufstieg in die dritte Liga. Der BFC hatte sich
souverän in der Nordstaffel des Nordost-Verbandes durchgesetzt (Geschichte
wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce: Wie der BFC in den 80er Jahren
die DDR-Oberliga dominiert hatte, so beherrschte er in der letzten Saison die
bundesdeutsche Oberliga), der 1. FC Magdeburg war im Süden zu einem überlegenen
Staffelsieg gekommen, hatte außerdem im DFB-Pokal die Bundesligisten 1.
FC Köln und Bayern München aus dem Wettbewerb gekickt, bis er im Viertelfinale
an Schalke 04 scheiterte.
Trotzdem ist vom einstigen Glanz hier wie dort nicht viel geblieben: Die beiden
Vereine kämpfen wie so viele ostdeutsche Traditionsclubs mit finanziellen
Schwierigkeiten. Verspätet gezahlte Gehälter, Selbstanzeige beim Finanzamt
wegen Verfehlungen der vormaligen Vereinsführung. Es ist in Berlin und
Magdeburg dasselbe. Die höchste Aufmerksamkeit erlangen beide Vereine,
wenn sich die Fans danebenbenehmen. Hier wie dort gibt es ein hohes Gewaltpotential,
viele Hooligans. Marodierende, prügelnde Horden gehören zum mittlerweile
klischierten Bild des ostdeutschen Fußballanhangs, besonders bei BFC und
FCM.
Also wurden schlimme Ausschreitungen erwartet. Die Polizei trat, man sagt das
so schön, massiv auf. Krawalle außerhalb des Stadions blieben erstaunlicherweise
aus. Dafür kam es zu Ausschreitungen im Sportforum, zuallererst auf dem
Rasen: Da wurde zünftig getreten, gehauen, gebrüllt. Nachdem der Magdeburger
Rozgonyi in der 17. Minute lustig auf seinem Gegenspieler Oprea herumgetrampelt
war, sah er die Rote Karte und - beschwerte sich lautstark. Diesen wildgewordenen
Rüpel hätte die Polizei eigentlich gleich in Gewahrsam nehmen und
der Gerichtsbarkeit überantworten müssen.
Auf die Aktion eines ihrer Idole hin wurde dann auch der Magdeburger Mob tätig
und warf wild mit Steinen um sich. Schiedsrichter Bley unterbrach die Partie
für fünfzehn Minuten und ließ Appelle an die Gästefans
richten, sich doch nicht so ungebührlich zu betragen. Es wäre besser
gewesen, er hätte das auch den Spielern gesagt. In der 72. Minute haute
Oprea einen Magdeburger um - einfach so, fernab des Geschehens um den Ball:
Das war Hooliganismus der übelsten Art, mit einer Roten Karte viel zu milde
bestraft. Und dazwischen Backpfeifen, derbe Schubsereien, fieses Nachtreten.
Fußball gab es nicht viel zu sehen: Nach der Herausstellung von Rozgonyi
hatte der BFC zwei Großchancen, Jarling und Koslow scheiterten jedoch
am hervorragenden Magdeburger Torwart Dreszer. In der zweiten Hälfte spielten
die Berliner nur noch Standfußball und hätten fast noch verloren,
wenn Zanis wirklich sehenswerter Fallrückzieher in der Schlußphase
im Tor gelandet wäre: 0:0. Zwei Nullen am Schluß. Nach diesem Auftritt
hat eigentlich keine der beiden Mannschaften den Aufstieg verdient. Konrad Bayer
Bilanz der Fußball-Oberliga
Süd
Dresden - Die früheren Regionalligisten
dominierten erwartungsgemäß die Saison der Fußball-Oberliga,
Gruppe Süd, doch der 1. FC Magdeburg war allein das Maß aller Dinge.
Mit 82 von 102 möglichen Punkten holten sich die Bördestädter
überlegen den Staffelsieg vor dem VfB Leipzig (75) und dem VFC Plauen (63).
Der FC Stahl Riesa wurde als Achter bester Aufsteiger, während Dynamo Dresden
nach Zuschauer-Ausschreitungen im Heimspiel gegen den VfB Leipzig drei Punkte
abgezogen bekam.
Absteigen müssen Wacker Nordhausen (13 Zähler) und der Bischofswerdaer
FV (31) Der VfL Halle 96 zog seine Mannschaft aus finanziellen Gründen
für die kommende Oberliga-Saison zurück.
Der FC Anhalt Dessau hat unterdessen den letzten Strohhalm auf Klassenerhalt
in der Fußball-Oberliga ergriffen. Die Muldestädter gewannen das
Relegationshinspiel gegen Anker Wismar mit 2:0 (1:0). Zweifacher Torschütze
war Sven Dreyer (12./76.). Der Sieger verbleibt in der Oberliga, wenn ein weiterer
Regionalligist, der nicht aus dem Bereich des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes
(NOFV) stammt, sich aus der dritthöchsten Spielklasse zurückzieht
und dafür der FC Rot-Weiß Erfurt nicht absteigen muss.Die Magdeburger
waren nahezu konkurrenzlos. Lediglich der VfB Leipzig konnte lange Zeit mithalten.
Der FCM verlor lediglich vier Spiele, spielte vier Mal Remis und gewann 26 Partien.
Insgesamt erzielten die Bördestädter 120 Treffer (Schnitt: 3,53/Spiel),
davon 76 daheim (Schnitt: 4,47/Heimspiel). Vizemeister VfB Leipzig präsentierte
die beste Abwehrreihe (27 Gegentore), während sich der FV Dresden-Nord
(11.) mit 13 Unentschieden den Ruf als "Remiskönig" im Süden
sicherte.
Die meisten Gegentore kassierte Schlusslicht Nordhausen
(109). Die Süd-Harzer, die in Insolvenz gehen mussten, gewannen nur drei
ihrer 34 Saisonpartien und standen frühzeitig als Absteiger fest. Auch
der Bischofswerdaer FV stellte unmittelbar nach Saisonende den Antrag auf Insolvenz.
Sven Dreyer (Anhalt Dessau) gewann mit 24 Treffern die Torjägerkrone. Hinter
dem Dessauer Goalgetter platzierten sich Vlado Papic (20) und Josef Ivanovic
(20/beide Magdeburg), Pavel Dobry (Hoyerswerda/17) sowie Sven Kubis (Cottbus)
und Branko Marcetic (Zwickau/je 16).
Eine beeindruckende Aufholjagd startete der VfB Chemnitz, der zur Winterpause
als Tabellenvorletzter mit nur neun Punkten bereits als sicherer Absteiger gehandelt
wurde. Doch mit Trainer Joachim Müller, der zur zweiten Halbserie kam,
starteten die Chemnitzer eine bemerkenswerte Erfolgsserie (29 Zähler).
Fünf der letzten sechs Saisonspiele gewann der VfB und verließ am
letzten Spieltag (1:0 gegen Dynamo Dresden) doch noch den Tabellenkeller (14.).
In den 306 Punktspielen fielen 945 Tore (3,09/Spiel). Die Tor reichsten Begegnungen
lieferten sich Nordhausen und der Hallesche FC (3:7) sowie Magdebug und Dessau
(9:1). In diesem Spiel markierte Papic allein vier Treffer. Der FCM feierte
daheim auch Kantersiege gegen Sondershausen und Nordhausen (jeweils 8:0). Der
deutlichste Auswärtserfolg gelang Zwickau in Nordhausen (7:0).
Die meisten Zuschauer kamen zu den Spielen zwischen Dynamo Dresden und Magdeburg
(9085) und VfB Leipzig - FCM (8050). Die Minikulisse präsentierte Cottbus
im Spiel gegen Zittau (2:5) mit 50 zahlenden Besuchern.
Mitteldeutsche Zeitung online vom 03.06.
FCM beim Aufstieg mit guter Ausgangsposition
0:0 beim BFC Dynamo in Berlin
Berlin/dpa. Der 1. FC Magdeburg hat am Samstag einen großen
Schritt in Richtung Aufstieg in die Fußball-Regionalliga gemacht. Der
einzige Europacup-Sieger der DDR erkämpfte im überaus ruppig geführten
Prestige-Duell beim BFC Dynamo in Berlin ein torloses Unentschieden. Mehr als
4000 Magdeburger Fans unter den knapp 8282 Besuchern im Sportforum Hohenschönhausen
feierten das 0:0 in der Begegnung der beiden Oberliga-Staffelsieger bereits
wie den sicheren Aufstieg. In einer von Anbeginn an hektisch und mit vielen
Emotionen geführten Partie musste der 1. FCM bereits ab der 16. Minute
ohne seinen Manndecker Marcel Rozgonyi auskommen, der nach einem Nachtreten
gegen den Berliner Angreifer Danut Oprea die Rote Karte sah. Bereits wenige
Minuten später drohte in aufgeheizter Atmosphäre ein Spielabbruch,
als Magdeburger Fans wiederholt Gegenstände auf den Platz warfen und Rauchbomben
zündeten. Erst nach einer dringlichen Mahnung von FCM-Präsident Lutz
Trümper über das Stadionmikrofon konnte die Begegnung nach rund zehnminütiger
Unterbrechung fortgesetzt werden. Gegen Ende der ersten Halbzeit erlangte der
BFC in Überzahl eine deutliche Mittelfeld-Überlegenheit und kam bei
zwei Doppelchancen durch Denis Koslow und Danut Oprea, der aus Nahdistanz nur
den Pfosten traf (28.), sowie durch Falk Jarling und Koslow im Nachschuss (37.)
zu besten Möglichkeiten, in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit
fehlte den Berlinern jedoch der klare Zug zum Tor. Der FCM, der mit 127 Treffern
über den besten Sturm der Oberliga verfügt, beschränkte sich
hingegen auf die Absicherung des wichtigen Remis. Als BFC-Torjäger Oprea
wegen Foulspiels nach 72 Minuten Rot sah, war auch die zahlenmäßige
Parität auf dem Rasen wiederhergestellt.
Berliner Zeitung online vom 03.06.
Die Regionalliga-Träume des BFC
drohen zu platzen.
Nur 0:0 gegen Magdeburg
Zweitliga-Atmosphäre im Sportforum. 8200
Zuschauer wollten das Relegations-Hinspiel miterleben. Wegen des großen
Andrangs begann die Partie 10 Minuten später. Zunächst dominierten
die Gäste. Ivanovic hatte die Führung auf dem Fuß. BFC-Keeper
Thomaschewski meisterte den 18-Schuss (2.). Die Berliner wussten sich gegen
den 120-Tore-Sturm Magdeburgs oft nur durch Fouls zu helfen (Gelb für Cristescu
und Koslow). Nach 17. Minuten kippte die Partie. Magdeburgs Rozgonyi sah nach
Foul an Oprea Rot (17.). Nun drehte Dynamo auf. Cristescu traf den Pfosten (30.).
Und die Gäste-Fans drehten durch! Feuerwerkskörper und Rauchbomben
flogen auf den Rasen. FCM-Kapitän Schmidt konnte die Randalierer nicht
beruhigen. Ein Abbruch drohte! 10 Minuten lang diskutierte der überfordert
wirkende Schiri Bley (Sehma) mit NOFV-Funktionären. Als Magdeburg-Boss
Lutz Trümper die Gemüter über Lautsprecher beruhigt hatte, ging¥s
weiter. Mit Riesenchancen für den BFC: Jarling und Koslow im Nachschuss
scheiterten an Keeper Dreszer (36.). Das hätte das 1:0 sein müssen!
Nach dem Wechsel verflachte die Partie. Schiri Bley ließ kaum eine Aktion
laufen. Als Oprea Gegenspieler Franz umhaute, durfte der Rumäne duschen
gehen - Rot für den BFC-Stürmer (73.)! Nun gaben sich beide Teams
mit der Nullnummer zufrieden. Wem das Remis nützt, zeigt sich Sonnabend
im Rückspiel in Magdeburg. BFC-Coach Jürgen Bogs war enttäuscht:
"Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden." Kollege Eberhard Vogel
warnte: "Wenn Dynamo bei uns in Führung geht, wird¥s schwer für
Magdeburg."
Berliner Morgenpost online vom 03.06.
Das hässliche Gesicht des Fußballs
Volltrunkene Fans aus Berlin und Magdeburg zogen durch die
Stadt
Beim ersten Aufstiegsspiel der 4. Liga zwischen dem BFC Dynamo Berlin und dem
1. FC Magdeburg blieben am Sonnabend die befürchteten Auseinandersetzungen
zwischen den Fans aus. Die Polizei meldete als besondere Vorkommnisse lediglich,
dass einige Fans schon vor Spielbeginn derart betrunken waren, dass sie per
Rettungswagen fortgeschafft werden mussten. In Wasserwerfern oder gepolsterten
Uniformen waren 440 Polizisten im Einsatz. Aus Magdeburg und Berlin kamen weitere
200 Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) hinzu. Pünktlich
um 12.04 Uhr rollte am Bahnhof Lichtenberg der Sonderzug aus Magdeburg ein.
Schnell wurde deutlich, dass der Blutalkohol-Wert mancher Fans deutlich höher
lag als ihr Intelligenzquotient. So manches Bierchen hatten sie bereits intus.
In Blau und Weiß gekleidet, einige ebenso geschminkt,
skandierten sie auf Bahnsteig 17 ihre Schlachtrufe: «Wir sind die größten»
und «Juden Berlin». Ernst wurden sie von BGS-Beamten, die die Gruppe
auf der Fahrt beaufsichtigt hatten, zum Ausgang gebracht, wenn nötig auch
mit festem Griff. Ein BGS-Sprecher sagte, die Aggression der Fans sei erst bei
der Ankunft in Berlin gestiegen. Die Rivalität der Vereine reicht zurück
in DDR-Zeiten, in denen der BFC Berlin als Stasi-Club verrufen war. Nach dem
großen Durst kam prompt der große Druck: Viele Sportfreunde entleerten
sich flugs in den Gängen des Bahnhofs, was zu elf Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten
führte. Nach einer S-Bahn-Fahrt in Richtung Sportforum
Hohenschönhausen und einem erfrischenden Regenschauer zur Abkühlung
der Gemüter kamen die Fans der Vereine wohlbehalten und ohne Zwischenfälle
im Stadion an. Die anliegenden Lokale und Getränkeläden machten indes
ihr Geschäft des Jahres, denn schon wieder kam der große Fan-Durst.Auffällig
im Bereich des Stadions war die seit dem NPD-Aufmarsch am 1. Mai in Berlin nicht
mehr erlebte große Zahl von Skinheads. Während des Spiels gab es
auf der Tribüne fünf Freiheitsentziehungen. Nachdem
die Partie mit 0:0 geendet hatte, wurden die Magdeburger Gäste von der
Polizei und dem BGS zum Bahnhof und im Zug bis nach Hause geleitet. pag
Dynamo: Das große Zittern nach dem 0:0
Von Sebastian Schlichting
Berlin - Klar ist nur, dass nichts klar ist. 0:0 endete
das erste Spiel um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Nord zwischen
dem BFC Dynamo und dem 1. FC Magdeburg. Die Entscheidung fällt damit am
kommenden Sonnabend in Magdeburg. Für Dynamo wird es das große Zittern.
Von Beginn an war die Partie von Hektik geprägt.
Nach nicht einmal zehn Minuten hatten bereits zwei BFC-Spieler «Gelb»
gesehen. In der 17. Minute gab es dann «Rot» - Magdeburgs Marcel
Rozgony trat den am Boden liegenden Danut Oprea in die Seite. Anschließend
wurde es auch auf den mit 8282 Fans voll besetzten Rängen unruhig. Die
Gäste-Anhänger, die gut die Hälfte der Zuschauer stellten, bewarfen
den Linienrichter auf der Gegengeraden immer wieder mit Gegenständen. Lautsprecherdurchsagen
halfen nichts. In der 31. Minute unterbrach Schiedsrichter Helmut Bley für
zehn Minuten. Ein wenig Fußball wurde auch gespielt
- beziehungsweise gearbeitet. Kombinationen blieben die Ausnahme, Kampf war
Trumpf. Mit den besseren Chancen für die Gastgeber, die vor dem Spiel ihre
März-Gehälter erhalten hatten. Insgesamt machten sie jedoch zu wenig
aus ihrer numerischen Überlegenheit. Die größten
Chancen vergaben Koslov per Kopf und Oprea, der im Nachschuss auch an Keeper
Dreszer scheiterte (28.), der sechs Minuten später ebenfalls die Schüsse
von Jarling und noch einmal Koslov hielt. Nach dem Wechsel wurde es ruhiger.
Bis zur 73. Minute, als sich der BFCer Oprea zu einer Tätlichkeit gegen
Maik Franz hinreißen ließ und ebenfalls duschen gehen musste. Torchancen
gab es für Dynamo nicht mehr, für Magdeburg deren zwei durch einen
Fallrückzieher von Zani und einen Schuss von Ofodile.
1. FCM - Coach Vogel: Angriff ist für
uns die beste Verteidigung
Am morgigen Sonnabend (Anpfiff 14 Uhr) steigt
im Berliner Sportforum in Hohenschönhausen das erste von zwei Spielen zwischen
dem BFC Dynamo Berlin und dem 1. FC Magdeburg um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga
Nord - Volksstimme-Redakteur Klaus Kahmann sprach gestern aus diesem Anlass
mit dem FCM-Trainer Eberhard Vogel.
Volksstimme: Herr Vogel, heute steigt das abschließende Training
vor dem ersten Relegationsspiel gegen den BFC Dynamo. Wie sieht es aus, können
Sie ihre Wunschelf in Berlin auflaufen lassen?
Eberhard Vogel: Wahrscheinlich nicht. Gesundheitliche Probleme gibt es
derzeit noch bei Ivanovic und Maslej. Bei Rozgonyi und Hannemann denke ich,
dass es bis Sonnabend wieder geht. Aber dazu muss ich das abschließende
Training am Freitag abwarten. Erst dann weiß ich Genaueres, nimmt die
Aufstellung Form an.
Volksstimme: Der 1. FC Magdeburg hat unter ihrer Regie stets angriffsorientierten
Fußball gespielt und so die meisten Tore der Liga erzielt. Wird der Trainer
Vogel - der ja Stürmerblut in den Adern hat - auch in Berlin auf Angriff
setzen?
Vogel: Ich denke, dass beide Spiele von der Taktik bestimmt sein werden.
Für beide Teams ist es wichtig, in die Regionalliga zu kommen. Es spielt
für mich keine Rolle, ob wir guten oder schlechten Fußball spielen.
Wir müssen in erster Linie erfolgreichen Fußball spielen. Die ersten
Minuten werden zeigen, ob der BFC kommt. Wir werden uns auf keinen Fall nur
hinten reinstellen. Auch hier ist für uns Angriff die beste Verteidigung.
Allerdings lege ich auch großen Wert auf das Deckungsspiel.
Volksstimme: Der BFC hat sich in der Nordstaffel der Oberliga vorzeitig
vom übrigen Feld absetzen können, dominierte am Ende ähnlich
wie der FCM in der Südstaffel. Nur 17 Gegentreffer sprechen für eine
starke Hintermannschaft. Wo sehen Sie die Stärken und wo die möglichen
Schwächen der Berliner, die Sie ausnutzen wollen?
Vogel: Der BFC hat eine gute Mannschaft. Da sind fünf Rumänen
mit Erstliga-Erfahrung in ihrer Heimat. Cristescu ist ein Spielmacher, der alle
Freistöße schießt und auch einen "tödlichen"
Pass spielen kann. Mit Koslov (29 Tore) und Oprea (15) haben sie torgefährliche
Akteure. Die deutschen Spieler beim BFC sind durchweg zweikampfstarke, bissige
Leute. Allerdings ist der BFC bei unseren Beobachtungen kaum auf große
Gegenwehr gestoßen. Wenn wir das Spiel nach vorn finden, könnte der
BFC auseinanderbrechen, denn die Rumänen decken nicht gern.
Volksstimme: Dass der FCM mit seinen 120 Toren die angriffshungrigste
Mannschaft dieser Liga ist, kann keiner bestreiten. Wo sehen Sie weitere Stärken
Ihres Teams, die in Berlin zum Erfolg führen sollen.?
Vogel: Für uns spricht die Geschlossenheit der Mannschaft und die
Erfahrung ihrer Spieler. Kapitän Bodo Schmidt zum Beispiel hat in der ersten
Liga Erfahrung sammeln können. Der FCM ist robust im Zweikampf und hat
in Zani und Hannemann zwei Freistoß-Spezialisten. Zudem ist unser Spiel
über die Außenbahnen stark. Wir haben in den Pokalbegegnungen gegen
Bayern, Köln, Karlsruhe und auch Schalke gezeigt, dass wir auch gegen bessere
Mannschaften bestehen können. Doch hier ist es natürlich ganz anders.
Hier gilt der Europapokal-Modus.
Volksstimme: Heißt das, Sie wollen möglichst ein zu Null und
dann - wenn alles klappt - auch noch den Sieg?
Vogel: Wir wollen ein gutes Ergebnis erreichen. Bei diesem Modus kann
ein auswärts erzieltes Tor bekanntlich doppelt zählen. Und Assistenz-Trainer
Martin Hoffmann und ich haben auch als Spieler Europacup-Erfahrung, die wir
hier einbringen können. Ein 1:2 ist zum Beispiel noch aufzuholen. Da ist
noch nichts verloren. Wir versuchen allerdings, schon in Berlin zu gewinnen,
um dann im Rückspiel mehr Sicherheit zu haben. Vielleicht ist das machbar.
Berliner Club zahlt ausstehende Gehälter
Berlin - Der BFC Dynamo kann seinen Spielern vor dem wichtigen Heimspiel zum Regionalliga-Aufstieg am Samstag im Sportforum gegen den 1. FCM die ausstehenden Gehälter zahlen. "Bis auf die Prämien können wir jetzt alle Rückstände begleichen. Einen besseren Motivationsschub kann es eigentlich nicht geben", sagte BFC-Manager Hans Reker gegenüber dem "Berliner Kurier". Beim angestreben Aufstieg in den bezahlten Fußball sollen jedem BFC-Spieler 10 000 Mark Prämie winken. Das Duell zwischen beiden Teams war schon zu DDR-Zeiten ein Prestigeduell und hat auch diesmal wegen seiner großen Bedeutung wieder diesen Charakter. Über 6000 Karten sind bereits abgesetzt, rund 10000 Zuschauer werden erwartet. Magdeburg bot einen attraktiven Angriffs- Fußball mit 120 Toren und sorgte im DFB-Pokal mit Siegen über den 1. FC Köln und Meister Bayern München für Schlagzeilen. "Wir gehen zuversichtlich in diese beiden Spiele, sind über Magdeburg sehr gut informiert", sagte Dynamo-Trainer Jürgen Bogs. Er hat den Gegner in der Saison mehrfach beobachtet und zuletzt beim 0:2 gegen die Amateure von Hertha BSC, als Magdeburgs Trainer Eberhard Vogel in Berlin war, auf sechs Stammspieler verzichtet. "Die Taktik wird in diesen Spielen eine wichtige Rolle spielen. Magdeburg wird bei uns auf Konter setzen. Ins offene Messer rennen dürfen wir also nicht. Lieber gehe ich mit einem 0:0 ins Rückspiel", denkt der Berliner Coach.
Großeinsatz gegen mögliche Randale am Fußball-Sonnabend|
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Letzte Aktualisierung Donnerstag, 14.06.2001 19:54 |
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