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Presseschau Juni 2001
Endgültig: 1. FC Magdeburg spielt
in der Regionalliga
Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. Das Zittern hat ein Ende. Seit gestern steht
definitiv fest: Der 1. FC Magdeburg spielt in der neuen Saison 2001/02 in der
Fußball-Regionalliga. Diese Entscheidung traf am Abend der Lizenzierungsausschuss
des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt. FCM-Präsident Lutz Trümper
meinte dazu: "Ernsthafte Zweifel bestanden zwar nicht mehr, aber trotzdem
ist man natürlich erleichtert und auch ein wenig stolz, es geschafft nu
haben." Dagegen erhielten gleich vier Vereine keine Lizenz. Neben dem SSV
Ulm, FC Sachsen Leipzig und Göttingen 05 traf es überraschend auch
den SV Wilhelmshaven. Dadurch verbleibt Fortuna Düsseldorf in der Regionalliga.
Eine Berufung, so der DFB, sei nicht mehr möglich. Den betroffenen Vereinen
bleibt lediglich der mögliche Weg zum ständigen neutralen Schiedsgericht
der Regionalliga.
Magdeburgs Aufstieg perfekt - vier
Klubs erhalten keine Lizenz
Nun ist es amtlich: Der 1. FC Magdeburg gehört
in der neuen Saison 2001/02 endgültig der Fußball-Regionalliga an
- Der DFB-Lizenzierungsausschuss gab gestern in Frankfurt "grünes
Licht". Keine Lizenz erhalten dagegen wie erwartet der SSV Ulm, FC Sachsen
Leipzig, Göttingen 05 und überraschend auch der SV Wilhelmshaven.
Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. "Wir hatten keinen Zweifel daran, dass die von
uns eingereichten Unterlagen nicht anfechtbar waren. Dennoch ist es natürlich
eine Erleichterung, wenn man nun genau weiß, dass man nach vorn schauen
und planen kann", erklärte gestern abend der an einer Angina erkrankte
Geschäftsleiter Bernd Lindner. Entsetzen herrscht dagegen beim SV Wilhelmshaven,
der eine Bürgschaft über 500000 Mark zu spät eingereicht hatte
(zehn Minuten nach Ablauf der Frist wurden die Papiere am vergangenen Dienstag
nach Frankfurt gefaxt). Wilhelmshavens Sportlicher Leiter und Interimsvorsitzender
Hans Bösken kündigte bereits rechtliche Schritte an (weil der erste
Fax-Versuch, bei dem allerdings ein Blatt fehlte, kurz vor Mitternacht stattgefunden
haben soll). Dr. Theo Zwanziger, Vorsitzender des Lizenzierungsausschusses,
verteidigte den DFB und verwies darauf, dass man im Sinne der Gleichbehandlung
der Vereine keine Ausnahme machen könne: "Der Klub ist seit April
informiert, welche Bürgschaft zu erbringen ist. Wer erst fünf Minuten
vor Ende der Frist die Unterlagen faxt, hat fahrlässig gehandelt."
Durch das voraussichtliche Scheitern des SV Wilhelmshaven bleibt nun auch der
ursprüngliche Absteiger Fortuna Düsseldorf (Platz 16) in der Regionalliga.
Den Platz des FC Sachsen Leipzig hat der Tabellen-15.Werder Bremen Amateure
eingenommen. Damit sind in der Staffel Nord voraussichtlich folgende Mannschaften
vertreten: VfL Osnabrück, Chemnitzer FC (beide Absteiger aus der 2. Liga)
VfB Lübeck, Fortuna Köln, Preußen Münster, SC Verl, FC
Erzgebirge Aue, Eintracht Braunschweig, Dresdner SC, SG Wattenscheid 09, KFC
Uerdingen, RW Essen, Werder Bremen (A), Fortuna Düsseldorf sowie die Aufsteiger
1. FC Magdeburg, Holstein Kiel, SC Paderborn und Bayer Leverkusen Amateure.
Beim FCM wird derweil mit Hochdruck an einer schlagfertigen Truppe für
die neue Serie gebastelt. Präsident Lutz Trümper widersprach allerdings
Gerüchten, wonach Stürmer Denis Koslov (BFC Dynamo) ein Angebot von
Dynamo Dresden vorgezogen habe. "Nach unserem 5:2 über den BFC am
9. Juni hat mir Trainer Vogel abends erklärt, dass er an Koslov kein Interesse
mehr habe. Richtig ist, dass wir noch einen Angreifer verpflichten, aber nichts
überstürzen wollen. Schließlich wird der Markt jetzt wieder
neu gemischt. Einzige Bedingung: Der neue Mann muss bezahlbar sein", so
der Vereinschef, der sich morgen erneut mit seinen Präsidiumskollegen treffen
will. So soll u.a. darüber beraten werden, wann und wie eine FCM-Party
für die zahlreichen Helfer und Spender stattfindet. Auch zu dem jüngsten
Hick-Hack mit Partner bzw. Kinowelt-Tochter Sportwelt nahm Trümper nochmals
Stellung. Die Aussage, dass der bestehende Kreditvertrag gekündigt werden
soll, habe, so Trümper, Kinowelt-Chef Michael Kölmel inzwischen wieder
zurückgenommen. "Sein berechtigter Ärger, dass manche Vereine
die bewilligten Beträge vorzeitig längst ausgegeben hätten, trifft
bei uns nicht zu. Die Kreditsumme beim FCM beläuft sich von 1999 bis 2003
auf 12 Millionen Mark. Davon haben wir bislang knapp 4,3 Millionen in Anspruch
genommen", nannte der FCM-Präsident konkrete Zahlen.
Streich trifft fünf
mal
Immekath (peh). Zum Jubiläum "80 Jahre Fußball in Immekath"
hatte sich der SV Eintracht die Repräsentativmannschaft des 1. FC Magdeburg
eingeladen. Für die Alten Herren von Immekath war der sportliche Kontrahent
allerdings eine Nummer zu groß, denn die FCM-Oldies gewannen 13:0. Joachim
Streich konnte sich in der Partie vor 350 Zuschauern als fünffacher Torschütze
auszeichnen. Die weiteren Tore für den FCM erzielten Rother (3), Krause
(3), Schößler und Döbbelin. Nach zehn Minuten musste allerings
Damian Halata mit Muskelfaserriss ausscheiden.
FCM mit: Dorendorf, Stahmann, Seguin, Halata (Windelband), Schößler,
Krause, Siersleben, Döbbelin, Streich, Rother, Mewes (Retschlag)
DFB verweigert vier Vereinen die Lizenz
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat vier Vereinen die Lizenz
für die kommende Regionalliga-Saison verweigert. Demnach müssen die
Nord-Vertreter Sachsen Leipzig und SV Wilhelmshaven genauso wie der Zweitliga-Absteiger
SSV Ulm den Gang in die Viertklassigkeit antreten. Außerdem erhielt Oberliga-Aufsteiger
Göttingen 05 keine Lizenz. Nutznießer sind dadurch die Amateure von
Werder Bremen, Ex-Bundesligist Fortuna Düsseldorf und der frühere
Zweitligist Rot-Weiß Erfurt, die sportlich
bereits abgestiegen waren. Den Platz von Göttingen in der Regionalliga
Nord nimmt Oberligist Holstein Kiel ein.
Gibt der DFB schon heute "grünes
Licht"?
Von Uwe Tiedemann
Magdeburg - Eventuell noch heute Abend, spätestens aber am Dienstag, erfährt
der 1. FC Magdeburg, ob er die Lizenz für die neue Regionalliga erhält
- In Frankfurt tritt heute diesbezüglich der Lizenzierungs-Ausschuss des
Deutschen Fußball-Bundes unter Vorsitz von Dr. Theo Zwanziger (Altendiez)
zusammen. "Nachdem, was in den letzten Tagen alles passiert ist, sind wir
sehr zuversichtlich", gab sich Verwaltungsrats-Vorsitzender Klaus-Dieter
Runge optimistisch. In seiner Privatwohnung hatte der 60-Jährige zusammen
mit Präsident Lutz Trümper, dessen vier Präsidiumsmitgliedern
und Geschäftsleiter Bernd Lindner in einer zweistündigen Gesprächsrunde
gestern Mittag die turbulenten Ereignisse der jüngsten Vergangenheit noch
einmal aufgearbeitet. "Es herrschte Erleichterung und Stolz zugleich, dass
wir diesen finanziellen Kraftakt geschafft haben. Nochmals Hut ab vor den vielen
großen und kleinen Helfern", beschrieb Lindner die recht gelöste
Stimmung. Unter anderem ging es um die Umsetzung der 250-Mark-Eintrittskarten
(Volksstimme berichtete) und die weitere Vorgehensweise mit Partner Sportwelt,
der mit der kurzfristigen Verweigerung der millionenschwere Bürgschaft
die schwere Krise ausgelöst hatte. Man einigte sich darauf, dass Trümper
in Kürze erneut mit Sportwelt-Geschäftsführer Heinrich Brands
zusammentrifft. Vom nächsten Tiefschlag, nämlich der Kündigung
des Sportwelt-Kreditrahmens in Höhe von rund acht Millionen Mark, war,
so Lindner, zuletzt nicht mehr die Rede. Sollte es, wovon alle ausgehen, zu
einer Lizenzerteilung für den FCM kommen, wird auch der Spielplan 2001/02
nicht mehr lange auf sich warten lassen. Schwerpunktmäßig tritt der
Club dann jeweils sonnabends, nur in Ausnahmefällen am Freitag Abend oder
am Sonntag an. Der erste Spieltag findet am letzten Juli-Wochenende (27. bis
29.7.) statt. Die erste DFB-Pokalrunde, für die sich der 1. FC Magdeburg
erneut qualifiziert und in der vergangenen Saison bundesweit für reichlich
Furore gesorgt hat, ist für den 21. und 22. August (Dienstag bzw. Mittwoch)
vorgesehen.
Versöhnlicher
Saisonabschluß für die Club-Reserve
Cracau (fw). Klar mit 6:3 gewann der 1. FC Magdeburg II zum Abschluß
der Fußball-Verbandsliga-Saison gegen Blau-Weiß Wanzleben, kletterte
dadurch noch auf den sechsten Tabellenplatz. Die Tore für die Magdeburger
erzielten Stephan Schulz (11.), Stephan Neumann (16.). Marcus Rasche (24.),
Rene Hartmann (50.), Christian Prest (65.) und Benny Woitha (70.). Von Beginn
an machte die Club-Reserve vor 130 Zuschauern mächtig Druck, konnte auch
nach elf Minuten den erste Torerfolg verzeichnen. Schulz verwandelte nach Woitha-Vorarbeit.
Nur fünf Minuten später bereits das 2:0, als Rasche zwei Wanzleber
wie Fahnenstangen umkurvte, präzise auf Neumann flankte, so daß dieser
nur noch einzuschieben braucht. Hier zeigte er, welch Potential in ihm steckt.
Das 3:0 machte Woitha dann selbst, als er den Ball nach einem Eckball aus zwölf
Metern in die Maschen drosch. Bis zum Wechsel trafen die Magdeburger zwar nicht
mehr ins Wanzleber Tor, doch Schulz, Neumann und Woitha nach einem Freistoß
trafen noch Pfosten oder Latte. In der zweiten Hälfte der Club weiter durch
Spielfreude und -witz am Drücker. Nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff
traf Hartmann nach Rasche-Paß zum 4:0. Obwohl die Begegnung längst
entschieden war, spielten die Magdeburger weiter auf Angriff, hatten dabei viele
gute Möglichkeiten zu weiteren Toren. Sehenswert auch der Treffer zum 5:0
- Christian Prest setzte einen Freistoß aus etwa 20 Metern in die Maschen.
Das 6:0 erzielte dann Woitha nach mustergültigem Zuspiel von Neumann. Pech
für Woitha kurze Zeit später ein Freistoß landete an der Latte.
Jetzt ließ die Konzentration bei den Magdeburgern nach, so dass die Gäste
dem stark haltenden Christian Beer noch drei muntere Sachen (Daruskevicius,
Broose, Cepulis - 76., 80., 88.) ins Netz setzten.
Spende für den FCM
Magdeburg. Auch zahlreiche Gewerbetreibende vom Gebiet am Flugplatz beteiligten
sich an der Rettungsktion für den 1. FC Magdeburg. Auf Initiative von Nigari-Geschäftsführer
Ingolf Nitschke sammelten die Firmen Automobile am Flugplatz, Volvo-Ziegenhagen,
AH Börde-Renault, Auto-März, AH-Hartmann, Mercedes-Krumey, AH-Schäfer,
Jäger & Partner, Wassermann-Nachrichtentechnik, Dörk & Koch,
Duchrow-Autoglas, Tacho-Mewes sowie die Privatleute Herr Schmengler und Herr
Brämer 7150 Mark. Das Skoda-AH Nigari rundete die Summe auf 10000 Mark.
Fußballfans retten den Aufstieg des FCM in die Regionalliga
Das Spenden-Wunder
Magdeburg. In anderen Ländern sterben oder hungern tausende
Menschen in Folge von Katastrophen. Die Spendenbereitschaft hält sich meist
in Grenzen. Wenn der Fußball in Magdeburg in Existenznot gerät, kennt
die Spendenfreude der Fans scheinbar keine Grenzen. Innerhalb von nur 48 Stunden
kamen 1,2 Millionen DM zusammen. Da zeigt sich die regionale Verbundenheit zum
Sport und dass der Fußball hier zuhause ist. Die elbestädtischen
Anhänger haben ihren Verein scheinbar doch in die 3. Liga gehoben. Allerdings
bleibt das Zittern. Die Entscheidung des DFB über die Reionalliga-Spielberechtigung
soll Montag fallen.
Fans retteten nach Aufstieg die Lizenz
Magdeburg (rs). Am vergangenen Sonnabend schaffte der 1. FC Magdeburg
durch ein 5:2 gegen den BFC Dynamo Berlin sportlich den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga.
Doch auf Grund des plötzlichen Rückzuges von "Partner" Sportwelt
drohte die Lizenzverweigerung seitens des Deutschen Fußball Bundes. Doch
in einer Deutschlandweit einmaligen Aktion taten sich Fans, Einwohner und Unternehmen
der Stadt und der Region zusammen. Brachten innerhalb von 48 Stunden das schier
unmögliche zustande. Auf Grund der Hilfsleistungen der Bevölkerung
und kleinerer und mittelständischer Unternehmen wurden 1,2 Millionen Mark
gesammelt oder gespendet. Zwei hiesige Banken, die Magdeburger Stadtsparkasse
und die Deutsche Kreditbank gaben dann letztlich, auch auf Grund des starken
Engagements von Bevölkerung und regionaler Wirtschaft, für die fehlende
Summe die geforderte Bankbürgschaft. So konnte FCM-Präsident Lutz
Trümper am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr den wartenden Fans und Medienvertretern
im Grubestadion die frohe Botschaft überbringen: "Wir haben es geschafft!"
In Absprache mit dem DFB wurden die Unterlagen via Fax nach Frankfurt/Main in
die Zentrale des größten deutschen Sportbundes gesendet. Und noch
eins ist wichtig: Während und nach der Spendenaktion fragten sich nicht
wenige, was eigentlich die Mannschaft für den Verein tun würde. Stellvertretend
dafür meinte Trainer Eberhard Vogel, dass sich auch die Mannschaft an der
Aktion beteiligen werden. Vogel wörtlich: "Und das nicht in geringem
Maße." Auch Präsident Trümper bestätigte dies. Ohne
einem Beschluß vorzugreifen sprach der Präsident von einem Monatsgehalt.
Letzt hoffen alle, dass die Unterlagen den Segen der DFB-Gewaltigen finden,
und der Club die Lizenz für die dritte Liga erhält.
Elbe Report vom 17.06.2001
1. FCM hofft jetzt auf Lizenz
Morgen fällt die Entscheidung: DFB berät
über Lizenzen für Regionalliga
Magdeburg (gh/eb). Riesenerleichterung am Dienstagabend. Kurz
vor 22 Uhr verkündete Präsident Lutz Trümper, dass es dem 1.
FCM gelungen sei, die Bankbürgschaft fristgerecht beim DFB zu hinterlegen.
Möglich wurde dies durch die Bürgschaft zweier Banken und die deutschlandweit
wohl einmalige Aktion in Magdeburg und der Region. Innerhalb von zwei Tagen
hatten die FCM-Fans, Freunde des Vereins und Sponsoren über eine Million
Mark gesammelt und so einen wichtigen Beitrag für die Bürgschaft geleistet.
Präsident Lutz Trümper ist sich sicher, dass der FCM alle Auflagen
erfüllt hat. Beeindruckend vor allem, wie eine ganze Region ihrem Verein
beigestanden hat. Da wurden Sparschweine geschlachtet, mitunter die letzten
Groschen aus der Hosentasche hervorgekramt - und das von jung bis alt. Da spannten
sich auch die alten FCM-Haudegen, die 74er EC-Helden, vor den "Karren"
und sammelten für den Club. Jetzt kommt es darauf an, dass der FCM in der
Zukunft als Wirtschaftsunternehmen solide arbeitet und so auch das Vertrauen
der Fans gerechtfertigt. Heute berät das Präsidium in einer Sondersitzung
die nächsten Schritte des Vereins. Die endgültige Entscheidung über
die Lizenzerteilung für die Regionalliga trifft am morgigen Montag, 18.
Juni, der Zulassungsbeschwerdeausschuss der Regionalverbände. Er muss auch
darüber befinden, ob die Bewerber mit den eingereichten Unterlagen die
ihnen auferlegten Bedingungen erfüllt haben. Bereits jetzt ist so gut wie
sicher, dass Sachsen Leipzig (wird morgen Insolvenzantrag stellen), der SSV
Ulm und der SC Göttingen 05 keine Lizenz erhalten werden.
Fünfter
Zugang
FCM verpflichtet BFC-Abwehrspieler Kallnik
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg - Der 1. FC Magdeburg trimmt seine Mannschaft auf Regionalligareife.
Nach den schmerzlichen Abgängen der beiden Abwehrspieler Marcel Rozgonyi
(Schalke 04) und Mike Franz (VfL Wolfsburg) bestand vor allem in der Defensive
Handlungebedarf. Gestern meldete der Klub mit Manndecker Mario Kallnik (26)
vom BFC Dynamo, einem Wunschkandidaten von Trainer Eberhard Vogel, einen weiteren
Zugang. Kallnik kommt ablösefrei. Zuvor hatten die Elbestädter bereits
mit dem nigerianischen Angreifer Leo Uozoma alles klar gemacht. Der 22-Jährige
stürmte bisher für den belgischen Zweitdivisionär Ostende und
ist ebenfalls ablösefrei. Die Magdeburger hatten vor Kallnik und Uozoma
bereits Mittelfeldspieler Stefan Strauß (22/FSV Hoyerswerda), Abwehrspieler
Klaus Dietrich (26/ Dynamo Dresden) sowie den Angreifer Pavel Dobry (24/Hoyerswerda)
unter Vertrag genommen. In der kommenden Woche soll noch ein Stürmer verpflichtet
werden. Zur Zeit soll der Verein mit Denis Koslov vom BFC Dynamo verhandeln.
Am Sonntag trifft sich das Präsidium zu einer Sondersitzung, um nach den
sich fast überschlagenden Ereignissen der letzten Woche die weiteren Schritte
des Vereins abzustecken. Dazu gehören vor allem die Bemühungen, durch
eigene finanzielle Anstrengungen die Millionen-Bürgschaft der Banken abzudecken.
Wichtigstes Mittel dabei ist die symbolische Eintrittskarte im Wert von 250
Mark, die laut Präsident Lutz Trümper zum Besuch von drei Spielen
berechtigt: 1. das erste Heimspiel der neuen Saison. 2. das erste Spiel in der
2. Bundesliga (!). 3. das erste Spiel im neuen Magdeburger Stadion. Ein Designer-Team
hat dem FCM für diese Karte, die ja über einen längeren Zeitraum
aufbewahrt werden müsste, erste Entwürfe vorgelegt.
MDR-Videotext
vom 15.06.2001
Regionalliga-Aufsteiger 1.FC Magdeburg
vermeldet seinen fünften Neuzugang. Die Elbestädter verpflichteten
Abwehrspieler Mario
Kallnik vom BFC Dynamo. Zuvor unterschrieben die Mittelfeldakteure Strauß
(Hoyerswerda), Dietrich (Dynamo Dresden) sowie die Angreifer Dobry (Hoyerswerda)
und Uzoma (Ostende). Außerdem soll noch ein Stürmer geholt werden.
Trainingsbeginn ist der 2. Juli.
FCM: Am Montag Lizenz-Entscheid
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Nachdem in einem Gewalt-Ritt die für die Fußball-Regionalliga
notwendige 5-Millionen-Mark-Bürgschaft gesichert wurde, wartet der 1. FC
Magdeburg jetzt darauf, ob seine Lizenzunterlagen vom Deutschen-Fußball-Bund
(DFB) anerkannt werden. Die Entscheidung darüber fällt am Montag.
Für Ulm 1846, den FC Sachsen Leipzig und Göttingen 05 ist der Traum
von der 3. Liga bereits ausgeträumt. Der DFB verweigerte allen drei Clubs
nach einer ersten Durchsicht der eingereichten Unterlagen die Lizenz. Ulm stellte
inzwischen sogar Insolvenzantrag.
DFB entscheidet über Regionalliga-Lizenz
FCM wartet gebannt auf Montag
Und wieder wird in Magdeburg gebangt. Gebannt schauen die
Anhänger des künftigen Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg
jetzt auf den kommenden Montag. Dann entscheidet der Deutsche Fußball-Bund
(DFB) in Frankfurt, ob der Klub aus Sachsen-Anhalt auch die Lizenz für
die dritthöchste Spielklasse erhält.
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Noch herrscht beim FCM Unklarheit, wann exakt der Klub über
den Ausgang des Zulassungsverfahrens informiert wird. Die Vereine hatten bis
Dienstag 24 Uhr ihre Unterlagen in Frankfurt einzureichen. "Wir gehen davon
aus, Dienstag oder spätestens Mittwoch Bescheid zu bekommen", sagte
gestern Geschäftsleiter Bernd Lindner der Volksstimme. Beim DFB wollte
man sich nicht exakt festlegen. "Mitte der Woche", hieß es auf
Volksstimme-Anfrage, wüssten die Vereine endgültig, ob sie mit der
3.Liga planen können. Eine Fristverlängerung werde es, schon um niemanden
Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, definitiv nicht geben. Die Unterlagen, die
die Klubs einzureichen hatten, umfassten im wesentlichen drei Felder. Erstens
die Einrichtung eines Kautions-Kontos beim DFB (beim FCM weist es einen Stand
von 278 000 Mark auf). Zweitens der Nachweis, dass die zugesicherten Sponsorenleistungen
erfolgt sind. Und drittens die Bürgschaft (beim FCM 5,09 Millionen Mark).
"Wir gehen davon aus, dass unsere Unterlagen nicht anfechtbar sind",
so Lindner. Die Vereine haben nur noch die Möglichkeit, bestimmte Erläuterungen
zu ihren Unterlagen abzugeben. Neue Auflagen wird der DFB den Klubs nicht mehr
machen, d.h. Nachbesserungen der Lizenzunterlagen sind nicht möglich. Eine
gegen sie gerichtete Entscheidung können die Klubs beim Zulassungsbeschwerde-Ausschuss
anfechten - dies ist ihre einzige Chance. Mittlerweile sickerten auch weitere
Informationen über jenen FCM-Anhänger aus Schönebeck durch, der
am Dienstagabend während der entscheidenden Stunden der Bürgschaftssicherung
mit seiner 600 000-Mark-Offerte für Furore gesorgt hatte. Viele zweifelten
an, dass es diesen anonymen Gönner überhaupt gegeben habe. Wie die
Volksstimme erfuhr, existiert der Mann tatsächlich. Und er hat dem Klub
auch ein Angebot unterbreitet: Er sei bereit, so llte die Bürgschaft nicht
anderweitig aufgebracht werden können, sogar wie sich inzwischen herausstellte
in Höhe bis zu 700 000 Mark für den Klub zu bürgen. Er sei sich
des möglichen Risikos wohl bewusst, habe der Geschäftsmann gesagt.
Er könne das Geld dem FCM aber nur leihweise zur Verfügung stellen.
Diese Summe ist also nicht in den Spenden enthalten. Insofern erhalten die bisher
zusammengekommenen 1,2 Millionen Mark sogar einen noch höheren Stellenwert.
Blau-Weißes
Duell zum Saisonabschluss im Grubestadion
Magdeburg (dz) - Zum Abschluß der Verbandsliga-Saison
2000/2001 kommt es im Grube-Stadion zum Blau-Weißen Duell zwischen der
Reserve des 1. FC Magdeburg und den Blau-Weiß Wanzleben - Anstoß
ist um 15 Uhr. Im falle eines Sieges kann der Club in der Tabelle auch noch
ein, zwei Plätze nach oben klettern. Gegenwärtig auf Platz acht liegend,
hat man zum Tabellensechsten Germania Halberstadt nur drei Punkte Rückstand.
Da die Germanen beim SV Dessau (3.) antreten, Haldensleben Spitzenreiter Braunsbedra
erwartet, liegt bei einem eigenen Sieg ein Sprung in der Tabelle durchaus im
Bereich des Möglichen.
Gegen die Gäste aus der Börde haben die Magdeburger noch einiges gut
zu machen. Am letzten Spieltag vor der Winterpause unterlag die Mannschaft in
Wanzleben sang- und klanglos mit 0:4 Toren. "Das wollen wir revidieren.
Die Jungs sind heiß, wollen den Club-Fans noch einmal ein attraktives
Spiel liefern." Zumal im Anschluß an das Spiel im V.I.P.-Zelt eine
kleine Saisonabschlußfeier steigt. Mit einem Sieg zum Abschluß gelingen
diese Festivitäten doppelt so gut.
Gegenüber der Vorwoche, als die Mannschaft in Calbe mit einer verstärkten
A-Juniorenelf auflief, hat sich die Personalsituation wieder gebessert. "Bis
auf Nico Dürstel, der beruflich verhindert ist, und Dennis Fuchs, der bereits
im Urlaub weilt, haben wir wieder fast alles an Deck", erzählt Trainer
Frank Windelband. Auch Abi Quadri, der den Club verlassen wird, ist nicht mehr
dabei. Da es aber trotzdem nur 13 Aktive sind, wird sich der Trainer für
den "Notfall" wieder selber mit umziehen.
Eine ganze Region feiert den Sprung in Liga
drei
Magdeburg (dz). Der Fußball in Magdeburg lebt! Mit diesem
einen Satz kann man das Geschehen auf dem grünen Rasen und im Umfeld des
1. FC Magdeburg in der vergangenen Saison und vorallem in den vergangenen Tagen
beschreiben. Dabei begann die Saison nach der verpatzten Regionalliga-Qualifikation
nicht gerade berauschend. Beim Bischofswerdaer FV setzte es am 5. August eine
unerwartete 1:2-Niederlage. Auch gegen den FSV Hoyerswerda eine Woche drauf
bot der Club. beim 3:1 noch nichts berauschendes. Doch beim 4:0 in Chemnitz
sah es schon anders aus. Und dann begann mit dem Pokalspiel gegen den Erstligisten
1. FC Köln am 27. August ein weiteres, erfolgreiches Kapitel Pokalgeschichte.
Vor 8000 Zuschauern wurden die Geißböcke mit 5:2 aus dem Grubestadion
gefegt. Da wurde erstmals sichtlich, über welches Potential die Mannschaft
verfügt. Den Schwung aus diesem Pokalspiel nutzte der Club auch in der
Liga. Die Elf bot bis zum nächsten Saisonhöhepunkt am 1. November
im Pokal gegen die Bayern sehenswerten Angriffsfußball mit vielen Toren.
Unvergessen dabei der klare 3:0-Auswärtssieg bei Dynamo Dresden, wobei
David Mydlo alle drei Tore gelangen. Durch die Pokalsiege über die Bayern
und den KSC machte der einstige Europapokalsieger nicht nur in Magdeburg und
Umgebung Furore. Deutschlandweit rissen sich die Medien um Trainer und Spieler.
War die erste Halbserie in der Oberliga mit elf Siegen, zwei Unentschieden und
vier Niederlage noch durchwachsen, legte die Mannschaft mit der fast makellosen
zweiten Halbserie (15 Siege, zwei Unentschieden) den Grundstein
für den klaren Staffelsieg. Überzeugend dabei vorallem die erste Halbzeit
in Leipzig, als der Club nach 45 Minuten 4:0 vorn lag. Damit war der entscheidende
Schritt Richtung Staffelsieg getan. Die beiden Relegationsspiele gegen den BFC
Dynamo zeigten am Ende deutlich, dass mit dem FCM die reifste und spielstärkste
Mannschaft der beiden Oberligastaffeln den sportlichen Aufstieg in die Regionalliga
vollzogen hat. Besonders im Rückspiel, als sich die Mannschaft auch vom
zweimaligen Ausgleich der Berliner nicht beeindrucken ließ. Aber nicht
nur die Mannschaft verdiente sich in dieser Saison ein Sonderlob. Auch die Fans,
die in Scharen ins Stadion strömten, trugen mit zum Erfolg bei. Egal, ob
Sturm, Hagel oder Sonnenschein, die Fans erwiesen sich immer als zwölfter
Mann.
Meinungen
"Der 1. FC Magdeburg hat heute eine zweitligareife Leistung
geboten. Herzlichen Glückwunsch." Trainer Ewald Lienen (1. FC Köln)
nach der 2:5-Niederlage.
"Wir haben taktisch diszipliniert gespielt, wenig Chancen zugelassen und
somit auch verdient gewonnen." FCM-Trainer Eberhard Vogel nach dem 3:0-Sieg
in Dresden.
"Fantastisch. Eine sensationelle Leistung des FCM. Vor allem auch deswegen,
weil er nicht nur mit dem Rücken zur Wand stand, sondern voll dagegengehalten
hat." Hans-Georg Moldenhauer, DFB-Vize nach dem Pokal-Erfolg über
die Bayern.
"Diese beiden Tage werde ich so schnell nicht vergessen. Bei diesem Einsatz
der Fans standen mir oft die Tränen in den Augen. Ich hätte nie gedacht,
dass in Magdeburg so etwas möglich ist." FCM-Zaungott Oliver Koil.
Pokal-Highlights
- Den Grundstein für den Pokal-Husarenritt des FC Magdeburg legte am 28.
Mai 2000 die Zweite Mannschaft des Verein. Sie gewann in Dessau gegen den VfL
Halle mit 3:2 und wurde Landespokalsieger.
- 1. Runde: Klarer Favorit ist Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln. Doch Zani
(2.), Hannemann (13.), Papic (49., 55.) und ptodile (86.) stellten bei zwei
Gegentreffern der Rheinländer den 5:2-Erfolg sicher.
- 2. Runde: Die Sensation an und für sich. Am 1. November gewinnt der FCM
gegen den hochdotierten FC Bayern München mit 5:3 nach Elmeterschießen.
Ofodile brachte den Club in Front (65.), Bayern glich aus (78.). Im Elfmeterschießen
wurde Keeper Miroslav Dreszer zum Helden.
- Achtelfinale: Auch Regionalligist Karlsruher SC muß die Überlegenheit
des FCM nach Verlängerung anerkennen. Die FCM-Treffer erzielten Maslej
(33., 77.), Hannemann (90.), Scholze (95.) und Mydlo (119.).
- Gegen den FC Schalke scheidet der FCM mit 0:1 aus.
Regio-Turnier des Volkswagen Jugendmasters 2001
Ihr größter Wunsch: Viele Fans.
Der 1. FC Magdeburg e.V. hat sich für das Regio-Turnier
des Volkswagen Jugendmasters 2001 - dem mittlerweile größten nationalen
Fußball-Turnier für Jungen von 10-12 und Mädchen von 12-14 Jahren
- qualifiziert und fährt am 16.06.01 nach Berlin. Ab 12.00 Uhr treffen
dort, auf dem Sportplatz des Berliner TC Bor. e.V., die besten Mannschaften
der Region NORDOST aufeinander. Die Gewinner der acht Regio-Turniere in Deutschland
fahren zur Endrunde nach Wolfsburg. Dort, vor der einmaligen Kulisse eines Bundesliga-Spieles
des VFL Wolfsburg, findet das Endspiel der Jungen statt. Unterstützt und
gefördert werden die jungen Talente des 1. FC Magdeburg e.V. vom Autohaus
Voets GmbH, dem hiesigen Volkswagen Partner. Was sich die jungen Fußballer,
die sich in mehreren Spielen für dieses Turnier qualifiziert haben, vor
allem wünschen, sind viele Fans, die sie nach Berlin begleiten und anfeuern.
1. FC Magdeburg erfüllte DFB-Auflage zur Lizenzerteilung
Beispiellose Fan-Aktion legte den Grundstein
Magdeburg (dz). Was sich in den ersten beiden Tagen dieser Woche
in der Landeshauptstadt um den 1. FC Magdeburg abspielte, sucht Deutschlandweit
seines gleichen. In einer beispiellosen Aktion gelang es, die Bürgschaften
für die 5.099
Millionen Mark für die Lizenzerteilung zusammenzubekommen. Dank des Eingreifens
zweier Banken und vor allem Dank der selbstlosen Hilfe von Fans und Einwohnern
der Stadt und der Region. Selbst aus dem mecklenburgischen Schwerin kam Hilfe
von Seiten eines Unternehmens. Am Dienstagabend hatte sich das Sammeln und Warten
endlich gelohnt, als Präsident Lutz Trümper den wartenden Fans und
Medienvertretern erklärte: "Wir haben es geschafft." Wohl keiner
der Fußball-Experten Deutschlands hatte erwartet, dass gerade ein Verein
aus der Region mit der höchsten Arbeitslosenquote diese Hürde überspringen
wurde, die sich da nach dem plötzlichen Rückzug von Vermarktungspartner
Sportwelt vor den Magdeburgern auftat. Sportlich überzeugend den Aufstieg
geschafft, drohte dieser nun auf Grund der kurzfristigen Absage seitens des
Vertragspartners zu scheitern. Doch man hatte die Rechnung ohne die Fans, ohne
die Region gemacht, die zu ihrem Club stand und steht.
Eberhard Vogel - Trainer 1. FCM
Seit dem 3. Juli des vergangenen Jahres ist Eberhard "Matz" Vogel
Trainer des 1. FC Magdeburg. Der einstige Vollblutstürmer des FC Carl Zeiß
Jena (440 Oberliga-Einsätze) und der DDR-Nationalmannschaft verfügt
auch als Trainer über reichhaltige Erfahrungen. So wurde er mit der DDR-Nachwuchsauswahl
(u.a. mit Matthias Sammer) 1986 Europameister und 1987 WM-Dritter. Nach der
Wende arbeitete er als Nachwuchstrainer bei Borussia Mönchengladbach, war
Amateurtrainer beim 1. FC
Köln und trainierte die Zweitligisten Hannover 96 und FC Carl Zeiß
Jena. Danach gab er ein Gastspiel als Nationaltrainer im afrikanischen Togo.
Bevor er dann an die Elbe kam, trainierte er Oberligist FSV Hoyerswerda.
FCM-Präsident:
Rettungsaktion erbrachte bisher 1 200
000 Mark
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Nach der bundesweit einmaligen Rettungsaktion, die eine 5-Millionen-Bankbürgschaft,
1,2 Millionen Mark Spenden und 200 neue Mitglieder (jetzt rund 1400) erbrachte,
geht der 1. FC Magdeburg daran, im Fußball-Klub "wirtschaftlich solide
Strukturen" zu schaffen. Das erklärte Präsident Lutz Trümper
in einem Volksstimme-Interview. "Wir verpflichten künftig nur noch
Spieler, die wir uns auch leisten können." Der FCM geht laut Trümper
mit demselben Etat in die 3. Liga, den er in der 4. Liga hatte - etwa 5,8 Millionen
Mark. Sportliches Ziel in der Regionalliga sei zunächst der Klassenerhalt.
Im Jahr 2004 soll dann die 2.Bundesliga erreicht sein. Als wirtschaftlich wichtigste
Aufgabe bezeichnete es Trümper, durch den
Verkauf von symbolischen Eintrittskarten für 250 Mar k "Stück
für Stück das Bürgschaftsrisiko der Banken zu minimieren".
Vermarkter Sportwelt hat gestern zugesichert, dem Klub für das erste Halbjahr
2001 noch eine Million Mark zu zahlen.
FCM-Präsident Lutz Trümper verspricht im Volksstimme-Interview:
"Nur Spieler, die wir uns leisten können"
Nach der einmaligen Rettungsaktion, die eine 5-Millionen-Bankbürgschaft,
1,2 Millionen Mark Einnahmen (bzw. Spenden) und 200 neue Mitglieder (jetzt rund
1400) erbrachte, versuchte man gestern beim 1. FC Magdeburg wieder in den Alltag
zu kommen. Volksstimme-Redakteur Rudi Bartlitz sprach mit FCM-Präsident
Lutz Trümper.
Volksstimme: Nach dem Erfolg melden sich jetzt auch Kritiker zu Wort,
die sich dagegen aussprechen, dass der FCM mit der öffentlich betriebenen
Rettungsaktion für sich gewissermaßen eine Sonderrolle reklamiert
hat. Was antworten Sie diesen Kritiker?
Trümper: Sicher muss man berücksichtigen, dass der Fußball
Volkssport Nummer eins, und der FCM als Klub in der Region doch eine herausgehobene
Rolle spielt. Es ist sicher auch nicht alltäglich, dass ein Verein, der
den sportlichen Aufstieg geschafft hat, darunter leiden muss, weil wirtschaftlich
etwas danebenläuft.
Volksstimme: Würden sie noch andere Argumente nennen?
Trümper: Auf jeden Fall. Das Image der Stadt, die ja in der Vergangenheit
nicht nur für gute Schlagzeilen sorgte, hat durch die Aktion gewonnen.
Deutschlandweit hat das eine positive Ausstrahlung gehabt.
Volksstimme: Einen Tag nach dem großen Erfolg: Wie fällt eine
erste Bilanz der zurückliegenden 72 Stunden aus? Trümper: Es ist deutlich
geworden, dass der Verein ein wirklicher Identifikationpunkt für die Region
ist. Es ist in den zurückliegenden Tagen ein ganz neues Wir-Gefühl
entstanden. Zudem müssen wir alles tun, um die Jugend nicht nur durch Arbeitsplätze
hier zu halten, sondern ihnen auch sportlich etwas bieten.
Volksstimme: Und wie geht es weiter?
Trümper: Wir müssen jetzt alles unternehmen, um die Aktion
mit den symbolischen Karten für 250 Mark schnell zu einem Erfolg werden
zu lassen. Das ist jetzt das Wichtigste, weil es zugleich jene finanziellen
Mittel bringt, die dazu beitragen, das Risiko , das die Banken bei der Bürgschaft
für den FCM eingegangen sind, Stück für Stück zu verringern.
Volksstimme: Apropos Banken. Wie ist denn zum Beispiel der Sinneswandel
der Stadtsparkasse Magdeburg zu erklären, die ja noch am Vortag mitgeteilt
hatte, sie könne nicht für den Klub bürgen?
Trümper: Am Anfang dominierten Skepsis und Distanz. Aber der Anlauf
der Rettungsaktion, bei der am ersten Tag 710000 Mark zusammenkamen, hat auch
die Kreditinstitute beeindruckt und zugleich ihr Risiko bereits minimiert.
Volksstimme: Haben die Kreditinstitute völlig uneigennützig
gehandelt?
Trümper: Zunächst war ihr Schritt für uns eine große
Hilfe. Aber man verspricht sich sicher auch einige Effekte. Etwa: Die Sparkasse
tut etwas für die Region, also gehen wir zu ihr.
Volksstimme: Mit heutigem Stand: Wie viele Karten müssten Sie denn
verkaufen, um die Banken von ihrem Risiko zu befreien?
Trümper: Wir benötigen, abzüglich des eigenen Anteils,
drei Millionen Mark. Das heißt, 12000 Karten müssten an den Mann
gebracht werden. Es haben schon drei Firmen für je 100000 Mark Tickets
erworben.
Volksstimme: Auch der FC Bayern soll seine Hilfe angeboten haben. Was
war da dran?
Trümper: Es hat telefonisch Kontakt zu Manager Uli Hoeneß
gegeben. Aber es gab keine bindenden Zusagen.
Volksstimme: Nicht nur Experten stimmen darin überein, dass der
FCM für Oberliga-Verhältnisse eine überteuerte
Mannschaft besaß. Wie soll das geändert werden?
Trümper: Aus den Spieler-Verträgen kommt man nicht so schnell
raus. Aber Einnahmen und Ausgaben müssen künftig miteinander harmonieren.
Das heißt, wir verpflichten künftig nur noch Spieler, die wir uns
auch leisten können. Zudem werden wir verstärkt auf die deutschlandweit
sehr gute Nachwuchsarbeit setzen. Das hat auch Spareffekte. Zudem streben wir
langfristige Verträge mit jungen Spielern an, um bei einem möglichen
Wechsel daran auch finanziell zu partizipieren.
Volksstimme: Wie hoch wird der Regionalliga-Etat sein?
Trümper: Wir werden in die dritte Liga mit demselben Etat gehen,
den wir auch in der vierten Liga hatten - also etwa 5,8 Millionen Mark.
Volksstimme: Gilt das Abspecken nur für die Mannschaft?
Trümper: Sicher muss auch darüber nachgedacht werden, wie das
Management im Klub optimiert werden kann.
Volksstimme: Wie definieren Sie die sportlichen Ziele in der Regionalliga?
Trümper: Auf jeden Fall wollen wir im ersten Jahr nicht gleich wieder
absteigen. Langfristig planen wir so, dass mit der Fertigstellung des neuen
Stadions - ich gehe da vom Jahr 2004 aus - die 2. Bundesliga erreicht sein sollte.
Wir benötigen den sportlichen Erfolg, denn für die Regionalliga, da
haben die Kritiker Recht, wäre ein 25000-Mann-Stadion tatsächlich
zu groß.
Volksstimme: Ein Reizthema der zurückliegenden Wochen war die Sportwelt.
Sie ist nicht in die FCM-Bürgschaft eingeschlossen. Wird es überhaupt
eine weitere Zusammenarbeit geben?
Trümper: Wir haben am Mittwoch die Zusage erhalten, dass Sportwelt
zu seiner Verpflichtung steht und die Zahlung von einer Million Mark für
das erste Halbjahr 2001 leisten wird. Generell bin ich aber über jede Mark
froh, die wir von der Sportwelt nicht benötigen. Über ein weiteres
Engagement der Sportwelt beim FCM, zum Beispiel bei der professionellen Werbevermarktung,
müsste dann gesondert geredet werden.
"Zaungott" Oliver Koil:
"Mir standen oft die Tränen in den
Augen"
Von Klaus Kahmann
Magdeburg. Die Fans des 1. FC Magdeburg kennen ihn so gut wie alle: Oliver Koil.
Bei den Heimspielen sitzt er zumeist auf dem Zaun, animiert die Fans zu Sprechchören,
ist dann gewissermaßen ihr Dirigent. "Olli", der darum auch
den Spitznamen "Zaungott" trägt, wurde dieser Tage in einem anderen
Sinne zum Dirigenten. Gemeinsam mit Maik Schönefeld vom Fan-Club Blue Generation
und vielen anderen startete er eine Aktion zur finanziellen Unterstützung
des 1. FC Magdeburg, die wohl deutschlandweit einmalig ist. "Ich habe das
Ganze ja eigentlich gar nicht ins Leben gerufen", würdigt Koil erst
einmal den Anteil anderer an dieser Aktion. " René Nebel, ein FCM-Fan
aus Braunschweig, hat über seine Internet-Seite in der Nacht zum Montag
das Ganze angeschoben. Als ich von der Nachtschicht gekommen bin und das gelesen
habe, habe ich sofort meine 250 Mark eingezahlt und bin in die Stadt gegangen.
Da waren am Alten Markt schon andere Fans und es wurden immer mehr. Ich habe
dann die anderen aufgefordert, mit mir zum Stadion zu gehen", berichtete
"Olli" gestern. Gemeinsam mit dem FCM-Präsidium haben die Fans
am Montag Abend weitere Aktionen ausgebrütet und besprochen - unter anderem
den Gang zum Landtag. Diese Idee war schon "ruchbar" geworden, als
die FCM-Helfer im Landtag eintrafen, so dass Ministerpräsident Reinhard
Höppner am Dienstag die Delegation bereits mit einem Scheck zur Unterstütung
des 1. FC Magdeburg begrüßte.
"Den habe ich natürlich gern entgegengenommen, aber wir wollten ja
noch mehr für unseren Verein tun. So sind wir ausgezogen zum Flora-Park,
haben dort die Spendenaktion weiter angekurbelt", so "Olli".
Inzwischen waren auch die Kumpels mit allen möglichen Einfällen für
ihren Verein auf Achse. Der 20-jährige zukünftige Bankkaufmann Maik
Schönefeld zum Beispiel baute in seiner Berufsschule eine kleine Spendenbox
auf. "Die Mannschaft hat uns in dieser Saison so viel Freude bereitet,
da haben wir keine Sekunde gezögert, uns jetzt auch für die Jungs
einzusetzen", begründete Schönefeld sein Engagement. Ab dem frühen
Abend des Dienstags füllte sich der Platz vor dem FCM-Gebäude im Gelände
des Grubestadions mehr und mehr. "Um acht Uhr herrschte noch Ungewissheit,
hörten wir, dass noch nicht alles geregelt sei. Als dann eineinhalb Stunden
später die Pressekonferenz mit FCM-Präsident Trümper begann,
sahen wir am Fenster zwei Leute, die die Kopfe nach unten hielten und sie schüttelten.
Nun ist es alles aus, dachten wir, und einige von uns heulten drauflos",
schildert "Olli" die damatischen Minuten. "Doch als dann Trümper
rauskam und verkündete, dass die Bankbürgschaft stehen würde,
da brach ein unglaublicher Jubel aus. Diese beiden Tage werde ich so schnell
nicht wieder vergessen. Bei dem Einsatz der Fans, den ich da erleben konnte,
da standen mir oft die Tränen in den Augen. Ich hätte nie gedacht,
dass in Magdeburg so etwas überhaupt möglich ist", war der "Zaungott"
noch immer begeistert vom Ergebnis der Aktion, die er selber mit vom Zaune gebrochen
hat.
Stimmen zum FCM-"Wunder"
Ex-FCM-Vorstopper Dirk Stahmann: Vor solchen Fans kann man nur den Hut
ziehen. Toll was die auf die Beine gestellt haben. Das sind für mich `Verrückte`
im positiven Sinne. Auch mir hat die Angelegenheit keine Ruhe gelassen. Ich
bin am Dienstag Abend noch einmal ins Stadion gefahren und habe miterlebt, was
da abging, Der Club kann stolz auf seine Fans sein. Was die geleistet haben,
ist einmalig in Deutschland, darum wird uns mancher beneiden.
Ex-FCM-Mittelstürmer Joachim Streich: Das ist phänomenal und
zeigt: Der Fußball lebt in Magdeburg - auch wenn ihn manch einer vor laufender
Kamera schon für gestorben erklärt hat. In den letzten Tagen hat der
Club mit seinen Fans gezeigt, zu welchen Leistungen er fähig ist. Jetzt
sind wir alle in der Verantwortung, dass es in normalen Bahnen weiter nach oben
geht. Erst der tolle 5:2-Sieg auf dem Spielfeld, nun dieser Erfolg im Kampf
um die Regionalliga-Zugehörigkeit - das hat schon seinen Anteil daran,
dass ich jetzt wieder gesund bin, wieder arbeiten gehen kann.
Bundesliga-Schiedsrichter Bernd Heynemann: Auf dem Weg zur Stadtratssitzung
habe ich am Montag ja schon die Aktionen in der Stadt mitbekommen. Das Thema
FCM kam dann auch auf die Tagesordnung. Ich ziehe den Hut davor, wie die Fans
sich hier eingebracht haben. Wir haben am Dienstag Abend dann im Hotel Lindenweiler
beisammen gesessen. Da habe ich gegen 19.30 Uhr das erste Mal gehört, dass
alles positiv gelaufen sein soll. Ich konnte es erst gar nicht so recht glauben.
Das ist einfach toll.
FCM-Trainer Eberhard Vogel: Das ist Wahnsinn. Ich hätte es nicht
für möglich gehalten. Die Nachricht vom positiven Ausgang hat mich
fast vom Sofa gehauen.
Regionalliga-Aufstieg
Geschafft! Zwei Banken und Fans retten
1. FCM
21.25 Uhr: Aufatmen in der Landeshauptstadt. Die Fußballer des 1. FC
Magdeburg sind gerettet. In einer bespiellosen Aktion ist es dem FCM in letzter
Minute doch noch gelungen, die für die Lizenz benötigte Bürgschaft
aufzutreiben. "Wir gehen davon aus, dass auch der DFB uns jetzt die Lizenz
erteilt", rief Präsident Lutz Trümper Hunderten FCM-Fans vor
der Geschäftsstelle des Vereins zu.
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Die finanziellen Mittel für die Bürgschaft sind ohne Hilfe
des Vermarkters Sportwelt zustande gekommen. Zwei Kreditinstitute, die Magdeburger
Stadtsparkasse und die DKB-Bank, bürgen für die Gesamtsumme von 5,09
Millionen Mark.
"Mit der Übernahme der Bürgschaft ist die Arbeit für uns
aber noch lange nicht beendet", erklärte Trümper. In den nächsten
Tagen und Wochen müsse der Verein weiterhin durch eigene Leistungen finanzielle
Mittel aufbringen, um die Bürgschaft zu untersetzen. So würden weiterhin
Eintrittskarten, die zum Besuch von drei Spielen berechtigen, zum symbolischen
Preis von 250 Mark verkauft. Trümper bezifferte die Spendenmittel der Fans
aus Magdeburg und der Region zur Rettung des FCM bis zum gestrigen Abend auf
mehr als eine Million Mark. Eine noch anonym bleibende Einzelperson aus Schönebeck
soll davon sage und schreibe allein 600000 Mark gespendet haben. "Wir dürfen
uns jetzt nicht auf dem Erreichten ausruhen", sagte der
Präsident weiter. "Unsere Anstrengungen müssen darauf gerichtet
sein, einen wirtschaftlich soliden Verein aufzubauen." Für die Spielgenehmigung
in der Regionalliga hatte der Deutsche Fußballbund vom 1. FC Magdeburg
eine Garantiesumme von 5,09 Millionen Mark gefordert. Nachdem der Vermarktungspartner
Sportwelt kurzfristig die Bankbürgschaft verweigert hatte, fehlten vier
Millionen Mark. Dennoch bleibt dem FCM Sportwelt als Partner erhalten. Er wird
im ersten Halbjahr 2001 eine Million Mark zur Verfügung stellen. Präsidium
und Angestellte des FCM beteiligen sich ebenfalls an der Rettungsaktion des
Vereins. So wollen die Mitglieder des Präsidiums symbolische Eintrittskarten
für insgesamt 50000 Mark erwerben. Auch die
Mannschaft, so teilte Kapitän Bodo Schmidt in einem Telefonat mit, werde
sich an einer Aktion beteiligen. Hunderte von Fans harrten gestern stundenlang
seit dem späten Nachmittag vor der Geschäftsstelle ihres Vereins im
Grubestadion aus, um die erlösende Nachricht von Trümper entgegenzunehem.Immer
wieder erklangen lautstarke Gesänge: "Nie mehr vierte Liga!"
Und: "FCM, du stehst niemals allein!" Auf Plakaten war zu lesen: "Magdeburg,
lass uns nicht sterben!" Die Zeit lief bis zum Schluss gegen die Blau-Weißen:
Letzter Abgabetermin der geforderten Sicherheiten beim DFB war gestern 24.00
Uhr.
FCM-Trainer Vogel: Mannschaft wird sich an Aktion beteiligen
Bürgschaft da - Fans feiern die Rettung
ihres Vereins
Der gestrige Tag war von hektischen Aktivitäten geprägt,
den 1. FC Magdeburg in letzter Minute doch noch vor dem finanziellen Kollaps
zu retten - und die für eine Drittliga-Lizenz benötigte Bürgschaft
von vier Millionen Mark aufzutreiben. Zur selben Zeit setzten die Fans ihre
einzigartige Solidaritätsaktion für den Verein fort. Wie sich zeigte,
offenbar mit Erfolg.
Von Rudi Bartlitz und Rene Kiel
Magdeburg. Bevor gestern Abend eine Entscheidung über den weiteren Weg
des 1. FC Magdeburg erwartet wurde, ging es in der öffentlichen Diskussion
und in Leseranfragen an die Volksstimme immer wieder um die Frage: Warum wurden
für die erforderliche Lizenz-Bürgschaft nicht die zusätzlichen
Einnahmen aus den Pokalspielen des Jahres 2000 verwendet? Und: Wo sind eigentlich
diese Gelder geblieben? Dazu Präsident Lutz Trümper: "Zum Jahresabschluss
2000 (in diesen Zeitraum fielen die Pokalspiele, d.Red.) hatte der Verein ein
Plus von 211000 Mark aufzuweisen. Das Geld, das aus den Pokalpartien stammt,
ist jedoch mittlerweile aufgebraucht. Denn wir haben damit zwischen August 2000
und April 2001 alle laufenden Kosten des Etats bestritten. Das heißt,
wir haben in dieser Zeit keine zu verzinsenden Kredite unseres Partners Sportwelt
in Anspruch nehmen müssen. Von dem für 2000/2001 vereinbarten Kreditrahmen
von 1,8 Millionen Mark hat der FCM nur 700 000 Mark abgerufen." Das Schicksal
des 1. FC Magdeburg ließ auch die Landesregierung nicht kalt. Einer Bitte
der Fans und des FCM-Präsidiums folgend, entschlossen sich Ministerpräsident
Reinhard Höppner, die Minister sowie die Staatssekretäre während
der gestrigen Kabinettssitzung dazu, sich mit 250 Mark an der Spendenaktion
des Vereins zu beteiligen. Bei der Kollekte kamen insgesamt 5000 Mark zusammen,
die der Regierungschef einer Fand-Delegation als Scheck überreichte. Wo
bleiben aber die Reaktionen der Mannschaft? Dies fragten sich gestern viele
in Magdeburg. Dazu sagte Trainer Eberhard Vogel der Volksstimme: "Als die
Aktion am Montag anlief, waren die Spieler bereits in den Urlaub abgereist.
Aber ich halte es für selbstverständlich, dass auch wir uns an der
Rettung des Vereins beteiligen. Da kann man sich nicht einfach nur auf die Fans
verlassen. Wir werden auf jeden Fall spenden, und ich sage: Das wird nicht wenig
sein." Trümper: "Ich erwarte einfach von der Mannschaft, dass
sie sich zu ihrem Verein bekennt. Ohne dem Mannschaftsrat vorgreifen zu wollen:
Mir schwebt ein Monatsgehalt vor." Vor der mit Spannung erwarteten Vergabe
der 36 Regionalliga-Lizenzen hat der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB), Engelbert Nelle, den Sportwelt-Haupteigner Dr. Michael Kölmel hart
kritisiert. "Die Vereine haben Verträge, und sie haben sich darauf
verlassen, dass Kölmel ihnen die für die Lizenzierung geforderten
Bürgschaften bringt", erklärte Nelle in der "Berliner Zeitung".
In Kenntnis der Verträge zwischen den Regionalliga-Klubs und Sportwelt
fordere der DFB lediglich Bürgschaften für das versprochene Geld.
"Die Schweinerei besteht doch darin, dass Kölmel seinen Vereinen erst
kurz vor Ablauf der Frist sagt, dass sie die Bürgschaft nicht bekommen.
Wenn er jetzt sagt, er wisse erst seit kurzem von der Forderung, dann ist das
erfunden, erstunken und erlogen", sagte Nelle. Der DFB-"Vize"
widersprach zudem Äußerungen von Kölmel und einiger betroffener
Klubs, der Verband würde den Sportwelt-Vereinen höhere Lizenz-Kriterien
stellen. "Ich gehe davon aus, dass für alle die gleiche Maßstäbe
gelten", so Nelle. Wie der DFB gestern auf Volksstimme-Anfrage mitteilte,
sei mit einem Ergebnis der Prüfung der Lizenzunterlagen "etwa Mitte
nächster Woche" zu
rechnen. Das hänge jedoch stets vom konkreten Einzelfall ab.
Spendenaktion zeigt große Solidarität der Fans
"Das war mein letztes Geld, aber
der 1. FC Magdeburg muss aufsteigen"
Nachdem der Vermarktungspartner des 1. FC Magdeburg "Sportwelt"
seine Bankbürgschaft verweigert hat, ist der Aufstieg des Vereins in Gefahr.
Spenden und spontane Sammelaktionen machten in den letzten Tagen deutlich, welchen
Rückhalt der Verein in der Region hat.
Von Stephen Zechendorf
"Der weiße VW-Bus mit den blauen Aufklebern ist an der Ecke Neuer
Markt/Breite Straße geparkt. "Wir bringen den FCM-Nachwuchs in Bewegung"
steht in großen Buchstaben auf der Kühlerhaube. Doch heute dreht
sich alles um die gestandenen Herren der ersten Mannschaft. Vor der geöffneten
Schiebetür des Busses stehen mitten in einer Menschentraube Jürgen
Pommerenke, Christian Beer und weitere Angehörige des 1. FCM "Mit
einer solchen Teilnahme der Leute hätte ich nie gerechnet", stöhnt
Dominik Pugell, der sonst in der Geschäftstelle am Stadion die Büroarbeit
organisiert. Heute aber hat er echte Probleme, den Ansturm zu bewältigen.
Eine ältere Dame versucht, ihm einen 20-Mark-Schein zuzustecken, aber Pugell
kommt nicht an den Quittungsblock. Den hat gerade FCM-Hausmeister Elmar Naue
am anderen Ende des "Schreibtischs".
Der "Schreibtisch", das ist eigentlich ein leerer Gitterwagen vom
Blumengeschäft nebenan. Doch jetzt stehen darauf die Nachbildung des Pokals
von 1974, den Pommerenke damals hart erkämpft hat,
ein FCM-Stempel, und eben auch der Quittungsblock. Gerade bekommt Dorothea Heinicke
ihren Durchschlag, der bestätigt, dass die Magdeburgerin 20 Mark für
den Aufstieg des Vereines in die dritte Liga gespendet hat. "Brauch ich
nicht", wettert die Rentnerin, "das ist ja wohl selbstverständlich,
daß ich was gebe. Wir müssen hier doch zusammenhalten!" Nachdem
sie ihren Einkauf nach Hause gebracht hat, ist sie extra noch einmal vorbeigekommen,
um zu spenden. Viele kommen ganz bewußt zur "Sammelstelle" des
Vereins. Auch der elegant gekleidete Mittdreißiger wartet geduldig mit
gezücktem 50-Mark-Schein in der Schlange. Sein Auto steht im Parkverbot.
Warum er den FCM unterstützt? Ganz klar: "Was sportlich erreicht wurde,
soll nicht politisch scheitern!" Die Höhe der Spenden ist unterschiedlich.
"Die meisten geben zwischen 10 und 50 Mark", berichtet Pugell, "aber
manchmal kommt auch einer und legt ein paar Hunderter auf einmal auf den Tisch.
Zweimal waren es sogar tausend Mark." Kaum einmal ist es ruhig um den Vereinswagen,
und wenn, dann diskutieren die Männer über den Sinn der Aktion und
die damit verbundenen Hoffnungen. "Auch wenn wir die vier Millionen nie
zusammenbekommen, sehen die da oben, dass die Fans hinter uns stehen."
Dazwischen kurze Telefonate mit der Geschäftsstelle: Gibt es was neues?
Was hat Trümper erreicht? Wieviel Geld ist bisher zusammen gekommen? Auf
der Tafel vor dem Wagen steht auf einem Schild 830000 Mark, der Stand von 9
Uhr morgens. Es muss schon viel mehr sein, oder? Dann wird es wieder lebhaft.
Eine vierte Klasse aus Hohenseeden schart sich um den Pokal und will wissen,
was hier los ist. Keiner der FCM - Mitglieder rückt so recht mit der Sprache
raus, aber natürlich wissen die Knirpse schnell Bescheid und kramen in
ihren Taschen nach Kleingeld. Und so wandert ein Groschen nach dem anderen in
den Pokal von 1974. "Das war mein letztes Geld", stöhnt der zehnjährige
Sebastian, aber er fühlt sich gut dabei. "Der FCM muss aufsteigen,"
ist er überzeugt, und seine Kumpels Tobi, Tino und Oliver nicken bekräftigend
mit den Köpfen. "Man bekommt schon ein flaues Gefühl im Bauch,
wenn da so ein kleines Mädchen kommt und vor unseren Augen sein Sparschwein
schlachtet, und die Mutti sagt, das ist für einen guten Zweck", sagt
Jürgen Röxler, der sonst die Kreative Fußballschule des Vereins
leitet. Über die enorme Anteilnahme der Menschen ist er total verblüfft.
Ihm ist klar, bei den meisten Menschen hier in der Region
sitzt das Geld auch nicht so locker. Ein Mann mit Vereinsschal und Mütze
lässt sich zwei Mitgliedsanträge geben. Für sich und seine Frau.
Pro Person kostet das 250 Mark. "Das muss man eben tun für seinen
Verein", sagt er, und seine Frau nickt. Gespendet haben die beiden schon,
"aber vielleicht reicht das ja noch nicht!" Er setzt seine Unterschrift
unter die Beitrittserklärung. Bereits zum zweiten Mal, denn FCM-Mitglied
ist er schon lange. Auch der 21-jährige André Kleemann denkt über
eine Mitgliedschaft nach. Das Formular hat er schon, aber er grübelt noch.
"Eigentlich sollten erst mal die Spieler was geben. Oder auf ein Gehalt
verzichten." Aber auch er hat seine Spendenquittung in der Tasche. "Ich
bin oft beruflich unterwegs, und habe so immer ein Stück Heimat dabei.
Wenn ich in München auf Montage bin und Magdeburg gegen die Bayern gewinnt,
tut das verdammt gut!" Immer wieder kommen Mitglieder der Vereinsjugend
und Fans mit Sammeldosen und gefüllten Mützen zum Vereinsbus und schütten
Kleingeld in den Pokal. Antje und Isabel, beide 16 Jahre alt, sind von Freunden
angesprochen worden, ob sie nicht mitsammeln wollen. Weil sie heute keine Schule
haben, stehen sie seit vier Stunden vor dem Eingang von Karstadt und fragen
Passanten nach einer kleinen Spende für den Club. 350 Mark haben sie schon
gesammelt. "Manchmal werden wir aber auch angemotzt", erzählt
Antje. Ein alter Mann schimpft: "Für reiche Vereine könnt ihr
sammeln, aber um kranke Kinder kümmert sich keiner!" "Blödsinn",
sagt ein anderer und wirft zehn Mark in die Dose, "der Fußball muss
in der Stadt bleiben." Langsam wird es kühler. Aber Zittern sind die
Fans des 1. FCM zurzeit gewöhnt. Das Hoffen haben sie dabei nie aufgegeben.
Und so schaut auch der Fan mit der doppelten Mitgliedsschaft noch einmal
vorbei. In der Hand hält er einen 20-Mark-Schein.
FCM-Oldies
gewinnen
Magdeburg (peh). Die Repräsentationsmannschaft des 1. FCM gewann beim Kreisligisten
Rot-Weiß Brandenburg einen freundschaftlichen Vergleich 4:1. Reinhard
Rother (2), Guido Krause und Damian Halata erzielten vor 250 Zuschauern die
Tore für die Magdeburger, die seit Jahren ohne Niederlage sind. In der
62. Minute konnte sich Bernd Dorendorf auszeichnen, als er einen Elfmeter parierte.
FCM mit Dorendorf, Stahmann, Seguin, Halata, Schößler, Krause, Siersleben,
Döbbelin, Rother, Retschlag, Mewes (Steinborn, Heuer)
Elbe Report vom 13.06.2001
Zwischen Hoffen und Bangen
1. FCM durchlebte eine Achterbahn der
Gefühle - bis 21.30 Uhr keine Entscheidung
Von Georgia Heuer
Punkt um Mitternacht lief gestern die Frist für den 1. FC Magdeburg ab,
um beim DFB die Bürgschaft über fünf Millionen Mark zu hinterlegen,
die für die Erteilung der Lizenz für die dritte Ligen erforderlich
ist (der Elbe Report berichtete). Seit Montag lief in Magdeburg, in ganz Sachsen-Anhalt
eine wohl deutschlandweit beispiellose Aktion an, um den Traditionsclub vor
dem Fallen ins Nichts zu bewahren. FCM-Fans sammelten mit dem Oberliga-Pott
auf dem Alten Markt und in der ganzen Stadt, Kinder opferten ihre Sparschweine,
Rentner verzichteten auf ihr Kaffeekränzchen, Sponsoren griffen noch einmal
in ihre Tasche, überall liefen Spendenaktionen einziges Ziel, die "Blau-Weißen"
zu retten. Bis Montag abend waren so bereits 780.000 Mark zusammen gekommen.
Die Aktionen liefen am Dienstag weiter, von überall her kamen Solidaritätsbekundungen
und Geld. Wie bereits am Montag versammelten sich auch gestern abend wieder
Hunderte Fans vor der FCM-Geschäftsstelle im Grube-Stadion. Langsam sickerten
Meldungen durch, "wir haben es geschafft!" Jubel, Gesänge, Freudentränen.
Fernsehsender in ganz Deutschland meldeten "Die Kuh ist vom Eis".
Doch entschieden war noch gar nichts. Präsident Trümper verhandelte
zu diesem Zeitpunkt noch mit mehreren Banken und potentiellen Geldgebern. Fans,
Sponsoren und Medienvertreter werden immer wieder vertröstet. Die Unruhe
wird immer größer. Es werde immer noch verhandelt, hieß es.
Die FCM-Fans machen sich immer wieder gegenseitig Mut, singen ihre FCM-Hymne.
Wieder Tränen, diesmal der ganz langsam aufkommenden Enttäuschung.
Bangen, wie das Ergebnis ausfallen wird. Wieder heißt es, es ist noch
nichts entschieden, es wird noch verhandelt. Die Uhr tickt unaufhörlich
weiter, jede Minute zählt. Mitternacht können alle Träume platzen.
Lange Gesichter, Schweigen, die Hoffnung schwindet immer mehr. 21.15 Uhr äußert
sich von den anwesenden FCM-Verantwortlichen keiner mehr. Warten. Viele sehen
das als kein gutes Zeichen. Bis Redaktionsschluss ist noch immer keine Entscheidung
gefallen. Welches Ergebnis Lutz Trümper auch verkünden muss, vielleicht
sogar die bitterste Niederlage der letzten Jahre, sportlich hat der FCM bewiesen,
dass er in die Regionalliga gehört. Menschlich hat eine ganze Region bewiesen,
dass sie hinter Ihrem FCM steht. Danke!
Generalanzeiger vom 13.06.2001
Die Sensation: Fans retteten den FCM!
FCM-Präsident Lutz Trümper:
"Wir haben es geschafft"
Magdeburg (seb). Eine im deutschen Fußball einmalige Spendenaktion
hat dem 1. FC Magdeburg zum Aufstieg in die Fußball-Regionalliga verholfen.
Binnen von nur zwei Tagen und buchstäblich in letzter Minute schaffte es
der Club, die vom Deutschen Fußball-Bund geforderte Summe in Höhe
von 5,09 Millionen Mark bis zum Dienstagabend zusammen zu bringen. Für
den geforderten Betrag bürgt die Stadtsparkasse zusammen mit der DKB-Bank.
Wie FCM-Präsident Lutz Trümper am gestrigen Abend verkündete
sind die entsprechenden Unterlagen um 20.30 Uhr dem DFB zugegangen. Zudem würdigte
Trümper das einzigartige Engagement der Fans, die mit ihren Spenden, das
"Wunder" erst möglich machten. "Nun heißt es warten
auf die Entscheidung des DFB. Wir haben die geforderten Punkte erfüllt",
so der FCM-Präsident.
Letzte Chance: FCM bat Fans um Spende
Magdeburg (roh/seb). Der 1. FC Magdeburg bat seine Fans um finanzielle
Unterstützung für den Aufstieg in die Regionalliga. Einen Tag nach
dem 5:2-Erfolg im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen den BFC Dynamo startete
der Club am Sonntag die Aktion "20000 Zuschauer mal mindestens 250 DM!".
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte die Lizenz für die 3. Liga
an die Auflage geknüpft, dass der Verein bis Dienstag eine Bürgschaft
von fünf Millionen Mark zur Sicherung des Spielbetriebs hinterlegt, teilte
Präsident Lutz Trümper mit. 20000 Zuschauer müssten mindestens
je 250 Mark spenden, hieß es, damit dem Relegationserfolg auch der Aufstieg
folgen kann. Bis zum gestrigen Nachmittag sind auf diesem Wege dank der tatkräftigen
Fan-Unterstützung eine Million Mark zusammen gekommen. Neben vielen kleineren
Spenden von beispielsweise Schülern, die spontan ihr Taschengeld dem Club
überließen, gab es auch einige Spenden in fünfstelliger Höhe.
Zudem ließen sich viele Firmen der Region Aktionen zu Gunsten des 1. FC
Magdeburg einfallen. So halfen tausende Hände mit, der Finanzmisere offensiv
entgegen zu treten.
Hoffnung für 1. FC Magdeburg
In wenigen Stunden 710000 Mark - auch
Bayern München signalisiert Hilfe
Das Schicksal des 1. FC Magdeburg hängt weiter am seidenen
Faden - Erst heute will Kinowelt-Chef Michael Kölmel entscheiden, ob seine
Tochterfirma Sportwelt dem FCM doch noch die benötigte Vier-Millionen-Mark-Bürgschaft
stellt - Derweil lief in der Magdeburger Region eine beispiellose Aktion zur
Rettung des Traditionsklubs an.
Von Rudi Bartlitz und Klaus Kahmann
Magdeburg. Bis Montag Abend gingen beim 1. FC Magdeburg Spenden in Höhe
von 710000 Mark ein. Vor dem Magdeburger Rathaus demonstrierten mehrere hundert
FCM-Anhänger für die Erteilung der Reginonalliga-Lizenz. Allein hier
kamen 25000 Mark zusammen - auch von Kindern, die ihre Sparbüchsen geplündert
hatten.
"Die Kuh ist noch nicht vom Eis, aber es gibt einen Hoffnungsschimmer",
sagte FCM-Präsident Lutz Trümper am Abend nach einem Gespräch
mit Michael Kölmel. "Er hat zwar keine Zusage gegeben, für die
Bürgschaft einzuspringen, aber die Akte ist auch noch nicht geschlossen",
so Trümper. Der Kinowelt-Chef habe durchblicken lassen, er wolle sich "bemühen".
Jetzt sei aber erst einmal der FCM am Zug, seinen Teil zu leisten. "Um
den 1. FC Magdeburg wäre es schade", räumt Michael Kölmel
ein. "Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sich dort
20000 Fans über den Aufstieg gefreut haben. Der jetzige Präsident
Lutz Trümper kann nichts für die Sünden aus der Vergangenheit",
so Kölmel. Für die Spielgenehmigung in der Regionalliga fordert der
Deutsche Fußballbund vom 1. FC Magdeburg bis heute Abend eine Garantiesumme
von fünf Millionen Mark. Nachdem der Vermarktungspartner Sportwelt kurzfristig
die Bankbürgschaft verweigert hatte, fehlten vier Millionen Mark. Rund
eine dreiviertel Million haben Anhänger des FCM bereits zusammen getragen.
Sogar der FC Bayern hat laut Trümper gestern eine mögliche Hilfe angedeutet.
Bis heute Mittag will Kölmel entscheiden, ob er doch noch zur Rettung des
FCM einspring. Eine Variante könnte auch sein, dass Sportwelt zunächst
für einen Teil der Vier-Millionen-Summe bürgt. "Die große
Welle der Unterstützung läßt mich heute weitaus hoffnungsvoller
nach vorn blicken als noch am Sonnabend. Ich glaube, die Region wird sich den
1. FCM nicht nehmen lassen", war der FCM-Präsident optimistisch. Eine
finanzielle Unterstützung durch die Stadt Magdeburg schloss Trümper
jedoch aus. Auch um Interessenkonflikte mit seinem künftigem Amt als Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt zu vermeiden.
Die Kuh ist zwar noch nicht vom Eis
- aber die Hoffnung wächst
710000 Mark an Spenden waren bis gestern Abend beim 1. FC
Magdeburg - darunter die Gelder auf dem Sonderkonto der Stadtsparkasse Magdeburg
- aufgelaufen. Damit wächst nicht nur bei FCM-Präsident Lutz Trümper
die Hoffnung, doch noch die nötige 4-Millionen-Bankbürgschaft für
die Regionalliga aufbringen zu können.
Von Rudi Bartlitz und Klaus Kahmann
In einer Pressekonferenz wies Trümper darauf hin, dass Kinowelt-Chef Kölmel
den 1. FCM aufgefordert habe, sich erst einmal selber um Geld zu bemühen,
dann könne man weiter sehen. "Kölmel hat uns zwar keine definitive
Zusage gemacht, aber ein Hoffnungsschimmer war da in seinen Worten schon. Von
der Kündigung der Kreditverträge war auch keine Rede mehr. Sie ruhen
vorläufig. Die Kuh ist zwar nich nicht vom Eis - aber die Hoffnung wächst",
so Trümper gestern weiter. Vertreter des FCM-Präsidiums haben sich
zudem mit Banken unterhalten, um Bürgschaften für eine gewisse Zeit
zu bekommen, um da dann weiter in Ruhe Geld heranholen zu können. Die Spenden
reichen von zehn Mark Taschengeld bis zu Tausender-Beträgen von Firmen.
Inzwischen hat auch der FC Bayern Kontakt zu den Magdeburgern
aufgenommen und mögliche Hilfe angedeutet. "Natürlich werden
die nicht die ganze Bürgschaft übernehmen", warnte Trümper
vor zu großen Hoffnungen in Richtung München. Der FCM-Präsident
bedankte sich bei den Medien: "Ohne Ihre Hilfe wären wir noch nicht
so weit", und vertröstete die Journalisten, "Morgen wissen wir
mehr." Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich gestern in die
Auseinandersetzung zwischen den Vereinen und Sportwelt eingeschaltet. "Es
ist eine Schweinerei, dass Kinowelt die Vereine so hat hängen lassen und
kurz vor dem letzten Spielwochenende April-April sagt", kritisierte DFB-Vize-Präsident
Engelbert Nelle, "wir müssen uns im DFB darüber unterhalten.
Ich weiß aber noch nicht, wie das Ganze enden wird." Aber auch die
Probleme werden deutlich: "Wenn wir Lizenzen nicht erteilen sollten, sehe
ich Prozesse auf uns zukommen. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Deshalb
habe ich unseren Chefjustitiar beauftragt, die Rechtsposition des DFB zu überprüfen",
sagte Nelle. In Magdeburg wurde unterdessen gestern die Frage aufgeworfen, warum
denn nicht Stadt oder Land beziehungsweise Kreditinstitutionen der Landeshauptstadt
mit einer Bürgschaft einspringen. Magdeburgs Oberbürgermeister Willi
Polte sagte dazu: "Zunächst bedarf jede Bürgschaft, die wir eventuell
übernehmen, eines Beschlusses des Stadtrates und zusätzlich der Zustimmung
der Kommunalaufsicht. So etwas kann man nicht aus der Hüfte tun. Wichtiger
aber ist, dass es sich hier um keinen Notfall handelt und der FCM ein privatwirtschaftlich
arbeitendes Unternehmen ist. "Für eine Million Mark stehen wir ein,
dafür verbürgen wir uns. Nochmals vier Millionen - das überfordert
unseren Willen", gibt Magdeburgs Stadtsparkassen-Chef Claus Mangels zu
bedenken. "Wenn wir eine Bürgschaft übernehmen, sind wir uns
sicher, dass wir im Normalfall nie in Anspruch genommen werden. Diese Sicherheit
haben wir beim FCM nicht: Nach jetzigem Stand sind die Ausgaben zum Beispiel
für Spielergehälter weit höher als die zu erwartenden Einnahmen.
Wir kaufen ein beträchtliches Karten-Kontingent, um die Kasse des FCM zu
füllen." Dr. Norbert Eichler, Leiter des Büros des Finanzministers
von Sachsen-Anhalt, meinte auf Nachfrage: "Primär leistet das Land
Bürgschaften zur Wirtschaftsförderung mit dem Ziel, Arbeitsplätze
zu schaffen bzw. zu sichern. Natürlich sind auch wir daran interessiert,
dass ein 1. FC Magdeburg als Repräsentant des Fußballs unserer Region
nun auch die Früchte seiner sportlichen Erfolge ernten kann. Aber haushaltspolitisch
muss natürlich bedacht werden, ob sich das Land Sachsen-Anhalt eine Millionen-Bürgschaft
leisten kann. Es ist ja möglich, dass sie einmal fällig wird. Zudem
können ja dann auch andere Sportvereine oder Firmen und Gesellschaften
an das Land herantreten. " Der ehemalige DDR-Rekordmeister BFC Dynamo hat
gestern mitgeteilt, dass er auch im Falle der Nichterteilung der Lizenz für
den 1. FC Magdeburg keinen Antrag auf Einstufung in die Regionalliga stellen
wird. In einem einstimmigen Beschluss verzichtete das BFC-Präsidium auf
den ersatzweisen Aufstieg, weil die Auflagen des DFB eine Bürgschaft von
4,2 Millionen Mark zur Absicherung des Regionalliga-Etats 2001/2202 verlangen.
Lizenzierungs-Verfahren
- Bis zum Dienstag (24 Uhr) haben alle Regionalligisten beim Deutschen Fußball-Bund
(DFB) ihre Lizenzunterlagen einzureichen.
- Bestandteil der Unterlagen müssen z.T. Bankbürgschaften der Vereine
sein, in denen das Finanzunternehmen für eine vom DFB festgelegte Summe
zu bürgen hat. Diese Summe richtet sich u.a. nach der Höhe des jeweilgen
Etats. Beim 1. FCM sind es fünf Millionen Mark (für eine Million bürgt
der FCM selbst, die anderen vier sollte Sportwelt übernehmen).
- Hintergrund des Lizenzierungsverfahren ist der Gedanke, sich für den
Fall Sicherheiten zu verschaffen, dass ein oder mehrere Vereine während
der laufenden Saison aus finanziellen Gründen den Spielbetrieb nicht mehr
aufrechterhalten können (und somit eine Wettbewerbsverzerrung entstehen
könnte).
- In einem solchen Fall würde die Bürgschaft greifen und der Spielbetrieb
des betreffenden Vereins mit diesen Mitteln bestritten.
- Es ist auch möglich, anstatt einer Bankbürgschaft eine entsprechende
Barsumme zu hinterlegen.
Fans demonstrierten für ihren
Club
Altstadt (mho/dz) - Am gestrigen Morgen riefen die Fans des 1.
FC Magdeburg via Homepage im Internet zu einer Demo auf dem Alten Markt zur
Unterstützung des Clubs auf - Rund 250 Anhänger der Blau-Weißen,
Jung und Alt, waren dem kurzfristigen Aufruf gefolgt. Eines vorweg, auch wenn
die Fans es versäumten, diese Demo bei der Polizei anzumelden, zu Störungen
oder Randale kam es nicht. Vielmehr diskutierten die Fans darüber, wie
die entstandene Situation noch zu meistern sei. Dabei klammerten sich viele
an vage Vermutungen aus Radio, Zeitung und Fernsehnachrichten, dass dem FCM
doch noch zur Erteilung der Lizenz für die Regionalliga erteilt wird. Matthias
Basan (26) aus Magdeburg ist fest davon überzeugt, dass die Einwohner und
Unternehmen der Stadt es schaffen, "die benötigten finanziellen Mittel
aufzubringen." Er kritisierte vor allem, dass die Sportwelt sehr kurzfristig
bekannt gab, dass sie keine Bürgschaft geben würde. Michael Gennrich
(22) vom Fan-Club "Fusel-Combo" meinte: "Ich gebe die Hauptschuld
am gesamten Desaster der alten Clubführung, hoffe aber, das wir alle gemeinsam
das Problem noch lösen können."
Spendenaktionen
Magdeburg (dz). Eine unglaubliche Welle der Sympathie und Anteilnahme
für den 1. FC Magdeburg schwappt seit gestern über Magdeburg. Auch
heute werden Aktionen zum Erhalt des Vereins durchgeführt. Infostände
gibt es u.a. bei Blumen-Design Lüdke am Alten Markt (ab 9 Uhr). Ebenfalls
ab 9 Uhr startet der Flora-Park auf der Bühne vor dem Marktkauf eine Aktion.
Für jeden 100. FCM-Fan zahlt die Leitung des Parkes 500 DM an den Club,
maximal fließen 10000 in die Spendenkasse des FCM.
Volksstimme vom 11.06.2001
Sportlich erfolgreich - finanziell am Ende
Verzweifelter Hilferuf des 1. FCM: Wir brauchen
sofort 4 Millionen Mark
Trotz der sportlichen Qualifikation für die dritthöchste
deutsche Fußball-Spielklasse stehen die Signale beim 1. FC Magdeburg auf
Alarm: Mit einem Appell an die Öffentlichkeit sollen die für eine
Bank-Bürgschaft benötigten vier Millionen Mark binnen 48 Stunden aufgetrieben
werden.
Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Euphorie und Verzweiflung - sie stehen derzeit bei den Fußballern
des 1. FC Magdeburg und seinen Anhängern so eng zusammen wie noch nie in
der Geschichte. Obwohl der FCM durch einen 5:2-Sieg über den BFC Dynamo
im entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die Regionalliga triumphierte, ist
es möglicherweise ein Erfolg ohne Wert. Nur wenige Stunden vor der Partie
hatte Vermarktungspartner Sportwelt dem ostdeutschen Traditionsverein mitgeteilt,
dass die vom deutschen Fußball-Bund geforderte Bankbürgschaft über
vier Millionen Mark nicht gestellt wird. Hintergrund der Entwicklung: Der Kurssturz
um fast 20 Euro (39 Mark) allein in diesem Jahr hat die Kinowelt AG, die "Mutter"
der Sportwelt, in arge Schwierigkeiten gebracht. Nun droht der deutsche Fußball
in ein Chaos zu stürzen: Auch Rot-Weiß Essen, Fortuna Düsseldorf
und Sachsen Leipzig stehen vor dem finanziellen Aus; weitere Klubs sind gefährdet.
Der Rechte-Großvermarkter Sportwelt schiebt die Schuld für die prekäre
Situation auf die Clubs: sie hätten sich zu sehr auf ihren Partner verlassen.
"Eigentlich muss der Verein für Bankbürgschaft sorgen, nicht
wir", verkündet Geschäftsführer Heinrich Brands. Die Magdeburger
haben unaufschiebbar nur noch bis morgen Zeit, die fehlende Sportwelt-Bürgschaft
durch andere Sicherheiten zu ersetzen. Angesichts der Summe ein nahezu aussichtsloses
Unterfangen. "Ein Gespräch mit Sportwelt-Geschäftsführer
Brands ergab, dass man bei der Entscheidung bleibt. Zugleich wurde uns mitgeteilt,
dass auch der Kreditvertrag gekündigt wird", sagte FCM-Präsident
Lutz Trümper gestern im Volksstimme-Interview. Der FCM braucht dringend
4 Millionen Mark. Öffentliche Mittel gibt es dafür nicht. In einer
Art Verzweiflungstat wendet sich der Verein mit einem dramatischen Appell an
seine Fans: "Eine große Fußballregion steht vor dem Sein oder
Nichtsein." 20000 FCM-Anhänger und Sponsoren sind aufgerufen, binnen
24 Stunden mindestens je 250 Mark auf das Konto 326 300 86 bei der Stadtsparkasse
Magdeburg einzuzahlen oder symbolisch für 250 Mark Eintrittskarten für
das erste Heimspiel der neuen Saison zu kaufen. "Die Mannschaft hat ein
Jahr lang sehr hart gearbeitet. Der Nichtaufstieg wäre eine Katastrophe",
klagt ein sichtlich deprimierter FCM-Trainer Eberhard Vogel. Der FCM hatte im
DFB-Pokal gegen Bayern München und den 1.FC Köln in Deutschland für
Furore gesorgt. Sollte der FCM die Lizenz nicht erhalten, wäre der BFC
Dynamo am Zuge. Der sportliche Verlierer der zwei Aufstiegspartien steckt aber
selbst finanziell im Schlamassel; eine Lizenzerteilung ist eher unwahrscheinlich.
Der DFB erwägt bereits neue Relegationsspiele zwischen den Staffelzweiten
VfB Leipzig und Hertha BSC-Amateure.
Der 1. FC Magdeburg feierte seinen Aufstieg in Rothensee
"Nie mehr, nie mehr vierte Liga!"
Von Oliver Schlicht
Rothensee - Nach ihrem 5:2-Sieg im Relegationsspiel gegen den BFC Dynamo feierten
Spieler, Trainer, Betreuer und Freunde des 1. FC Magdeburg in der Nacht zum
Sonntag im Rothenseer Restaurant "Melange" ausgiebig ihren Sieg. Neben
der eigentlichen Mannschaft waren auch Urgesteine des Clubs wie Jürgen
Pommerenke und Wolfgang Seguin in Partylaune. Erfolgstrainer Heinz Krügel
feierte ebenfalls mit. Um 20 Uhr servierte Wirt Wolfgang Becker seinen knapp
100 Gästen zunächst ein rustikales Spanferkelessen im Hof der Gaststätte.
Anschließend wurden von FCM-Präsident Lutz Trümper im Restaurant
alle Spieler, die den Club verlassen werden, feierlich verabschiedet. Selbst
die Krisensituation des Vereins, die durch den Rückzug des Vermarktungspartners
"Sportwelt" entstanden ist, konnte der ausgelassenen Stimmung nichts
anhaben. Trainer Eberhard Vogel: "Wir sind für den sportlichen Teil
verantwortlich. Um den Rest müssen sich andere kümmern." Bis
in den Morgen wurde getanzt, gesungen und jede Menge "Sieger-Zigarren"
gequalmt. "Nie mehr, nie mehr vierte Liga!" stimmte die Mannschaft
immer wieder hoffnungsvoll an..
Fußball-Aufstiegsspiel: 1. FC Magdeburg besiegt BFC Dynamo 5:2
"Nie mehr Oberliga" - bleibt es
ein Traum?
Der 1. FC Magdeburg hat den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga,
zumindest rein sportlich, geschafft. Im Relegations-Rückspiel setzten sich
die Elbestädter vor 20 600 Zuschauern gegen den BFC Dynamo mit 5:2 (1:1)
durch (Hinspiel 0:0). Getrübt wurde der Erfolg durch die Nachricht, dass
der Klub, um die Lizenz zu bekommen, vor der schier unlösbaren Aufgabe
steht, bis Dienstagabend eine Bankbürgschaft über vier Millionen Mark
zu hinterlegen.
Von Rudi Bartlitz und Klaus Kahmann
Magdeburg. Das Grün des Rasens hatte sich Blau-Weiß gefärbt.
Um 17.21 Uhr war der Boden des Grubestadions nicht mehr zu sehen. Tausende Fans
mit Schal, Fahnen und Spruchbändern in den Klubfarben hatten den Innenraum
gestürmt und feierten im Stadion ein rauschendes Fest. So, als wäre
die Hiobsbotschaft über die Weigerung des FCM-Finanzpartner Sportwelt,
für die Lizenerteilung mit vier Millionen Mark gegenüber dem Deutschen
Fußball-Bund (DFB) zu bürgen, nichts als ein böser Spuk. In
der FCM-Kabine spielten sich derweil wahre Jubel-Orgien ab, die Spieler wollten
in diesem Moment nur eines: ihren Erfolg genießen. Um 17.40 enterten sie
dann, ihren Erfolgstrainer Eberhard Vogel auf den Schultern, die improvisierte
Bühne zur Siegerehrung, wo Kapitän Bodo Schmidt aus den Händen
des Präsidenten des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, Hans-Georg
Moldenhauer, den Pokal in Empfang nahm. Auf einem großen Plakat reckten
die Akteure ihren Fans ein Wort entgegen, das eigentlich alles sagte: "Danke."
Und lautstark sangen sie - wie um böse Geister zu vertreiben - im Chor:
"Nie mehr Oberliga." Sektduschen wie bei der Formel 1, eine improvisierte
La-Ola-Welle machte die Runde. Vogel, sichtlich bewegt: "Die Mannschaft
hat ein Riesenjahr hinter sich, wenn ich nur an die Pokalerfolge denke."
Gut zwei Stunden zuvor war von Euphorie zunächst wenig zu spüren.
Da hieß es Konzentration, denn das 0:0 war, so die Coachs Vogel und Jürgen
Bogs (BFC) unisono "ein gefährliches Resultat". Der Gastgeber
erwischte den besseren Start. Immer wieder war es Maslej, der versuchte, dem
Spiel Impulse zu geben und selbst in die Spitze zu gehen. So war es eigentlich
nur folgerichtig, dass der Tscheche auch den Führungstreffer (14.) erzielte.
Papic hatte sich links prima durchgetankt, seine Flanke verwandelte Maslej aus
acht Metern mit einem schulbuchmäßigen Kopfball. Doch der BFC hielt
gut mit, wusste auch spielerisch zu gefallen, erkämpfte sich sogar eine
gewisse Vorherrschaft im Mittelfeld. Nach einer blendenden Kombination war es
Cristescu (29.), der vollendete. In dieser Phase standen die Blau-Weißen
einfach zu weit weg vom Gegenspieler. "Ich habe meinen Jungs in der Kabine
gesagt, sie sollten enger decken, ansonsten haben wir noch 45 Minuten Zeit",
meinte Vogel, der auch bekannte, dass er vor Nervosität vor diesem Spiel
nur sehr schlecht habe schlafen können. Aber seine Jungs setzten seine
Hinweise exakt um, kamen mit frischen Kräften aus der Kabine. Zwar scheiterte
Papic aus vier Metern noch an Thomaschewski (50.), doch Sekunden später
war es geschehen: Eine Ecke von Ivanovic lenkte wieder Maslej mit dem Kopf aus
fünf Metern ins Tor. Aber es dauerte keine sieben Minuten, da war der BFC
wieder ran: Koslow schlenzte eine Eingabe ins endlegene Eck. Ernüchterung
bei den FCM-Fans. Vogel verstärkte jetzt die Offensive, brachte Ofodile.
Noch einmal ging ein Ruck durchs Team, der sich in wildem Jubel entlud, als
Ivanovic in der 72.Minute mit einem Gewaltschuss die erneute Führung besorgte.
"Wie wir da zurückgekommen sind, noch einmal die volle Leistung abgerufen
haben, das freut mich", meinte Vogel. Als dann auch noch Batrinu vier Minuten
später Gelb-Rot sah, war der FCM vollends auf der Siegerstraße. "Die
Herausstellung hat uns endgültig das Genick gebrochen", bekannte Bogs,
"bis zu diesem Zeitpunkt war noch alles möglich." Sicher war
das 3:2 noch nicht. Und da bewies Vogel noch einmal sein goldenes Händchen:
Er brachte Mydlo für den mit Ovationen verabschiedeten Maslej, und der
Neue jagte neun Sekunden nach seiner Einwechselung aus schier unmöglichem
Winkel das Leder zum entscheidenden 4:2 im BFC-Gehäuse unter. Zanis 5:2
ging fast schon im Siegestaumel unter ...
Petr Maslej als zweifacher Torschütze
Noch ein Jahr vorn, dann als Libero
Gleich zweimal ließ am Sonnabend der 30-jährige Peter Maslej die
FCM-Fans jubeln. Der lange Zeit verletzte Angriffsspieler traf für die
Blau-Weißen zum 1:0 und 2:1. Mit ihm sprach Volksstimme-Sportredakteur
Klaus Kahmann nach seiner Auswechslung in der 83. Minute.
Volksstimme: Zweimal haben Sie dafür gesorgt, dass Ihr Verein in
Führung ging und die Fans auf den Rängen jubeln konnten. David Mydlo,
der für sie eben ins Spiel kam, traf kurz darauf zum 4:2, wie fühlen
Sie sich jetzt?
Petr Maslej: Ich hatte mit meinen Toren wohl auch großes Glück,
wie man das im Fußball nun einmal braucht. Die Bälle die ich von
Vlado Papic für meinen Kopfball zum 1:0 und von Josef Ivanovic zum 2:0
zugespielt bekam, waren aber auch maßgerecht. Da hatte ich nicht mehr
viel zu tun, um sie unter zu bringen. Jetzt fühle ich mich natürlich
besonders gut, nachdem David ebenso so toll den ersten Pass verwerten konnte.
Volksstimme: Was ist Ihr Eindruck vom Spiel heute?
Maslej: Die Berliner haben mich schon überrascht. Sie spielen -
wie auch wir - weit besser als vor einer Woche, aber nicht ganz so gut wie wir.
Volksstimme: Und wie geht es bei Petr Maslej in Sachen Fußball
weiter?
Maslej: Ein Jahr lang möchte ich noch beim Aufsteiger FC Magdeburg
im Angriff spielen. dann würde ich gern auf die Liberoposition wechseln.
Dort zu spielen, ist nämlich schon seit längerer Zeit mein heimlicher
Wunsch.
Volksstimme-Interview mit dem FCM-Präsidenten
Trümper appelliert: Region soll FCM retten
Die Hiobsbotschaft über die Nichtgewährung der Bankbürgschaft
durch den Vermarkter Sportwelt haben FCM-Präsident Lutz Trümper kalt
getroffen. Das Wochenende über versucht das Präsidium, noch einen
Ausweg aus der Krise zu finden. Mit Trümper sprach gestern Volksstimmeredakteur
Rudi Bartlitz.
Volksstimme: Sie wollten am Sonntag noch einmal mit Sportwelt sprechen.
Hatten Sie Erfolg?
Trümper: Ich habe mit Geschäftsführer Brands telefoniert,
da die Aussage vom Freitag noch vage war. Er hat jedoch bestätigt, dass
Sportwelt nicht für die vier Millionen Mark bürgen wird. Außerdem
hat er angekündigt, dass auch der Kreditvertrag mit dem FCM gekündigt
wird.
Volksstimme: Und das heißt?
Trümper: Das heißt, dass es nicht nur keine Bürgschaft
für die Lizenz gibt, sondern auch die Sportwelt-Zahlungen für die
neue Saison entfallen.
Volksstimme: Eine katastrophale Bilanz. Und nun?
Trümper: Wir geben nicht einfach auf. Denn das würde bedeuten,
dass der Fußball in der Region einen riesigen Schaden erleidet. Wir können
doch nicht einfach den Klub zumachen.
Volksstimme: Hat die Sportwelt Gründe für ihren Rückzug
genannt?
Trümper: Nein, keine. Ich finde es auch ziemlich unsportlich, wenn
man uns erst in letzter Minute über eine völlig neue Situation informiert.
Noch Mitte vergangener Woche hatte Sportwelt uns signalisiert, dass sie ihren
Part übernehmen werden.
Volksstimme: Hätte es denn Sinn, auf die Einhaltung der Verträge
zu klagen?
Trümper: Dagegen sprechen schon allein zeitliche Gründe. Außerdem
bringt es in unserer Situation prinzipiell wenig, einen Kreditgeber verklagen
zu wollen.
Volksstimme: Was können Sie denn nun tun?
Trümper: Wir haben alle unsere Auflagen und übernommnen Verpflichtungen
erfüllt und werden trotz der nun entstandenen Situation bis zur letzten
Minute um die Lizenz kämpfen. Wir wenden uns jetzt an die Öffentlichkeit
und hoffen, dass uns Fans und Sponsoren aus der Region kurzfristig unter die
Arme greifen, etwa nach dem Motto: Die Region rettet den FCM.
Volksstimme: Wie soll das konkret aussehen?
Trümper: Da wir das Geld auf dem schnellsten Weg benötigen,
ist schnelles Handeln gefragt. Wir rufen also Anhänger und auch Firmen
auf, noch am Montag Mitglieder beim FCM zu werden. Unsere Aktion heißt:
"20000 Zuschauer mal mindestens 250 Mark." Außerdem kann man
eine persönliche Eintrittskarte zum symbolischen Preis von mindestens 250
Mark erwerben. Die Zahlungen sollten noch am Montag auf einem Konto bei der
Stadtsparkasse Magdeburg (Konto-Nummer 326 300 86, BLZ 810 532 72, Kennwort
"1. FCM goes 3. Liga") eingehen.
Volksstimme: Wie sieht es eigentlich mit Mitteln aus der öffentlichen
Hand aus?
Trümper: Darauf können wir nicht bauen. Das verbietet sich
schon aus rechtlichen Gründen.
Volksstimme: Der Zeitplan ist mehr als eng. Was passiert, wenn Sie das
Geld nicht zusammen bekommen?
Trümper: Dann ist die Lizenz für die Regionalliga weg. Dann
müssen wir uns auf die Oberliga orientieren und dafür ein völlig
neues Budget stricken.
Volksstimme: Mit den dann zur Verfügung stehenden Mitteln dürfte
aber selbst das schwerfallen. Drohen da Stendaler Verhältnisse?
Trümper: Das ist nicht zu bestreiten. Mit einem Etat von vielleicht
einer Million Mark kommt man nicht weit. Da kann man eigentlich nur Spieler
beschäftigen, die noch einem Beruf nachgehen.
Volksstimme: Unter den obigen Bedingungen und als künftiger Oberbürgermeister
von Magdeburg - kommt da nicht der Gedanke hinzuschmeißen?
Trümper: Nein. Gerade jetzt, wo es schwierig wird, denke ich nicht
daran, von dem Amt zurückzutreten. Das wäre nicht besonders sportlich.
Randalierer
180 BFC-Fans in Gewahrsam genommen
Magdeburg (rb) - Anhänger des BFC Dynamo haben vor und während des
Spiels in der Stadt und im Stadion randaliert. Zu den zunächst befürchteten
weitreichenden Auseinandersetzungen kam es wegen des entschlossenen Einsatzes
der Sicherheitskräfte jedoch nicht. Es waren fünf Hundertschaften
der Landespolizei Sachsen-Anhalts und zwei Einheiten des Bundesgrenzschutzes
im Einsatz. Nach Polizeiangaben wurden während der Randale mehrere Fußballanhänger
sowie eine Polizistin verletzt. 180 Personen wurden vorübergehend in so
genannten Verhinderungs-Gewahrsam genommen. Dabei habe es sich ausschließlich
um Fans des BFC gehandelt. Sie wurden später wieder aus dem Gewahrsam entlassen
und ebenso wie andere Berlin-Anhänger zum Bahnhof gebracht. Der wartende
Sonderzug fuhr gegen 19.50 Uhr nach Berlin. Wie es weiter hieß, konnten
nur durch einen massiven Polizeieinsatz Übergriffe von FCM-Anhängern
auf BFC-Fans verhindert werden. Vor dem Spiel demolierten am Mittag BFC-Anhänger
in der Stadt eine Straßenbahn. Nach Polizeiangaben schlugen zum Teil stark
alkoholisierte Fans nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof mehrere Scheiben aus
der Bahn heraus. Nach der Abfahrt wurden zwei Berliner Fans aus der Bahn gestoßen.
Die Polizei stoppte daraufhin den Zug und nahm die rund 150 Fans in Gewahrsam.
Auch während des Spiels kam es im Gästeblock des Stadions zu schweren
Störungen durch bis zu 200, zum Teil stark alkoholisierte BFC-Anhänger.
Sie bestiegen Zäune, entfernten Sicherheitsdraht, warfen Leuchtkörper
und griffen Beamte an.
Wie das Lagezentrum der Polizei gestern auf Anfrage mitteilte, flauten die Auseinandersetzungen
nach 20 Uhr ab. Die Anzahl der BFC-Fans in Magdeburg wurde auf etwa 2500 beziffert.
Stimmen
Der in der 83. Minuten eingewechselte und in der 84. mit dem 4:2 erfolgreiche
David Mydlo: "Ich habe darauf gewartet, einen Konter gehen zu können.
Der zweite war dann schon erfolgreich. Der lange Pass von Ronny Scholze war
maßgerecht. Trotz dieses Erfolges werde ich wohl den 1. FC Magdeburg verlassen."
BFC-Teamkapitän Jörn Lenz: "Bei den entscheidenden
Aktionen waren wir ungeordnet und haben so das 3:2 und 4:2 kassiert."
FCM-Mittelfeldmann Sören Holz: "Wir haben unsere Aufgabe
erledigt. Jetzt sind andere dran, um den Aufstieg des 1. FCM zu sichern. Schade,
dass die Sportwelt uns so einfach fallen lässt. Es war ja heute zu sehen,
welches
Potenzial in der Mannschaft steckt. Doch vielleicht finden sich in der Region
Leute, Firmen und andere, die dem Präsidium helfen, das durch die Sportwelt
hervorgerufene finanzielle Problem zu lösen."
Splitter
HOCHZEIT: Martin Hoffmann feierte am Sonnabend
nach dem Spiel nicht lange im Kreis der Mannschaft. Der Co-Trainer machte sich
auf den Weg nach Gommern, denn sein Sohn Maik heiratete an diesem Wochenende
in der Heimatstadt.
TORWAND: Vor dem Spiel im Grubestadion konnten sich die Fußball-Fans
an einer Torwand der Volksstimme im sicheren Schuss üben.
GESICHTER: Viele der FCM-Fans erschienen zu dem Spiel nicht nur
mit blau-weißen Schals sondern auch Gesichtern. Ein Teil - vor allem vom
angeblich schwachen Geschlecht begnügte sich mit blau-weißen Streifen
auf den Wangen.
Reifezeugnis für die Profiliga
l. FCM erreichte mit toller Leistung
den sportlichen Aufstieg
Magdeburg (alf/eb). Gestern schlug für den 1. FC Magdeburg
die Stunde der Wahrheit. Im Rückspiel gegen den BFC Dynamo (Hinspiel 0:0)
ging es um den Aufstieg in die Regionalliga. Bereits im Vorfeld wurde dieses
Match von einer Hiobsbotschaft überschattet. Laut FCM-Präsident Lutz
Trümper sei fraglich, ob der Verein die Lizenz für die dritte Liga
erhalte. Der Vermarkter Kinowelt sei bislang nicht bereit, wie vertraglich zugesagt,
vier Millionen Mark zu zahlen. Der Fußballbund fordere aber bis Dienstag
eine Bürgschaft über diese Summe. Trümper wollte nach dem Spiel
direkt mit Kinowelt-Chef Kölmel verhandeln. Die Stadt könne allerdings
nicht einspringen, so der Präsident und künftige Magdeburger Oberbürgermeister.
Auch die anderen Kinowelt-Vereine, in der Regionalliga stehen vor dem Aus. Der
FC Sachsen Leipzig, Rot-Weiß Essen und Fortuna Düsseldorf warten
ebenfalls auf die dringend benötigten Bankbürgschaften von dem Sportrechtevermarkter.
Ungeachtet der finanziell unsicheren Zukunftsaussichten ging es gestern für
die Blau-Weißen um den sportlichen Erfolg. Die 20.600 Zuschauer im Ernst-Grube-Stadion
sahen eine gutklassige Partie zweier engagiert spielender Mannschaften. Dem
FCM gelang in der 16. Minute die frühe Führung durch Petr Maslej.
Mitte der ersten Halbzeit kam der BFC Dynamo dann besser ins Spiel, glich in
der 30. Minute durch Silvian Cristescu aus. Nach dem Ausgleich waren die Berliner,
vor allem im Mittelfeldspiel, die bessere Mannschaft. Doch die Mannen von Trainer
Eberhard Vogel kamen gestärkt aus der Kabine. Wiederum war es Maslej, der
die Elbestädter in der 50. Minute erneut in Führung brachte. Unmittelbar
nach dem Tor hatte Zani das 3:1 auf dem Fuß, konnte die Chance jedoch
nicht nutzen. Statt dessen glich der BFC in der 57.Minute erneut aus, diesmal
durch Koslov. In der 73. Minute war es Josef Ivanovic, der mit einem Gewaltschuss
die Magdeburger wieder in Front brachte. Knapp zehn Minuten später machte
Mydlo dann mit dem 4:2 (neun Sekunden nach seiner Einwechslung) alles klar für
den FCM. Buchstäblich in der letzten Sekunde erhöhte Armando Zani
sogar noch auf 5:2. Sportlich gesehen ist also der FCM in die Regionalliga aufgestiegen.
Was der Sieg angesichts der Finanzmisere letztendlich wert is bleibt abzuwarten.
Da auch der BFC Geldsorgen hat, erklärte NOFV-Präsident Moldenhauer,
dass möglicherweise eine neue Relegation zwischen den beiden Staffelzweiten
der Oberliga, dem VfB Leipzig und den Amateuren von Hertha BSC, angesetzt wird.
Allerdings ist auch der VfB Leipzig ein von Sportwelt unterstützter Verein,
der im Falle eines Aufstiegs eine Bürgschaft in Millionenhöhe hinterlegen
muss.
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Letzte Aktualisierung Dienstag, 19.06.2001 17:38 |