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Pressestimmen 1


Volksstimme - Berichte vom 02.11.

DFB-Pokal: Magdeburg besiegte in einer historischen Partie Bayern München nach Elfmeterschießen 5:3

Im Spiel des Jahres schafft der FCM die Sensation: Bayern rausgeworfen

Der große Traum hat sich erfüllt, die Sensation ist perfekt: Fußball-Oberligist 1. FC Magdeburg besiegte gestern Abend nach einem spannungsgeladenen Spiel im DFB-Pokal nach Verlängerung und Elfmeterschießen den haushohen Favoriten FC Bayern München mit 5:3 Toren.

Von Rudi Bartlitz
Magdeburg. Im Ernst-Grube-Stadion lieferten die Schützlinge von Trainer Eberhard Vogel in ihrem Spiel des Jahres vor 27 000 Zuschauern dem Meister eine beherzte Begegnung, über die noch Generationen reden werden. Nachdem die Gastgeber durch Ofodile (64.) in Führung gegangen waren, glich Salihamidzic 14 Minuten später aus. Mit diesem Remis ging es auch in die Verlängerung, in der keinem Team ein weiteres Tor gelang. Dann die Sensation: Während FCM-Torhüter Dreszer die Elfmeter von Jeremies und Elber hielt, verwandelten für die Gastgeber Schmidt, Ivanovic, Golombek und Hannemann. Das Stadion stand anschließend minutenlang Kopf. Der FCM betrieb mit dieser leidenschaftlichen Vorstellung vor einem Millionenpublikum, das diesen Knüller live in der ARD verfolgte, Eigenwerbung. Nicht nur für die Spieler war es ein denkwürdiger Abend, sondern auch für 22 Kinder, die in einer Volksstimme-Aktion aus mehr als 2 725 Bewerbern ermittelt worden waren und ihre Stars aufs Feld begleiten durften. 

DFB-Pokal: Vogel-Schützlinge boten Meisterteam 120 Minuten beherzt Paroli

Dreszer entnervt München – FCM nach Elfer-Pokalkrimi sensationell weiter

Einen hochdramatischen Pokalkampf erlebten gestern Abend 27 000 Zuschauer im ausverkauften Grubestadion. Der gastgebende Oberligist 1. FC Magdeburg bezwang den deutschen Rekordmeister Bayern München nach Verlängerung und Elfmeterschießen sensationell mit 5:3 (1:1 - 1:1,0:0). Bayern-Manager Uli Hoeneß meinte: „Kompliment. Die haben gekämpft wie die Wahnsinnigen."

Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. Jubelnd lagen sich die Pokalhelden in den Armen, konnten ihr Glück kaum fassen. Vor allem Torwart Miroslav Dreszer, der im Elfmeterschießen die Bälle von Jeremies und Elber meisterte, wurde von seinen Mitspielern fast erdrückt. Vergessen war bei allen Beteiligten der Zwischenfall, zu dem es bei der Ankunft der Gäste im Stadion kam. Hooligans gingen auf den Bayer-Bus los, traten Beulen in ihn hinein und beschädigten zwei Scheiben. FCM-Präsident Rüdiger Deumelandt war fassungslos: „Idioten, Idioten!". Bayern-Pressechef Markus Hörwick: „Das ist zwar sehr ärgerlich. Wir wollen das Ganze jedoch nicht dramatisieren." Zum Spiel: Der FCM, der ohne die verletzten Franz, Papic und auch Maslej (Bänderdehnung beim Abschlusstraining am Dienstagabend) legte furios los, holte in den ersten zwei Minuten gleich zwei Eckbälle heraus. Beim zweiten Versuch flog der Ball durch den Fünf-Meter-Raum an Freund und Feind vorbei ins aus - Glück für die Gäste. Dann aber unterstrich der FC Bayern sogleich seine Gefährlichkeit. Wiesinger kam auf der rechten Seite frei zum Schuss, verfehlte das Ziel nur knapp (5.). Mit zunehmender Dauer übernahm dann der hohe Favorit zwar das Kommando, besaß vor allem spielerisch die zu erwartenden Vorteile. Der Club hatte jedoch vor allem seine Kampfkraft in die Waagschale zu werfen. Und das Konterspiel. So wie in der 21. Minute, als Ofodile nach einem Steilpass auf und davon ging, sein Schuss dann aber doch weit über den Kasten flog. Diese Aktion hatte zumindest für kurze Zeit Signalwirkung. Die Blau-Weißen, immer frenetisch angefeuert, sorgten für einige turbulente Szenen im Bayern-Strafraum. Insgesamt entwickelte sich im ersten Abschnitt ein packender Fight, wobei sich der Club das 0:0 zur Pause redlich verdiente. Ein Sonderlob galt Koc und Rozgonyi, die Jancker bzw. Zickler aufmerksam bewachten.
Zweite Hälfte: Der FCM knüpfte nahtlos an die ersten 45 Minuten an, hatte längst jeglichen Respekt abgelegt. Und dann brachen alle Dämme: Nach einem Gewühl im Bayern-Strafraum, stocherte Ofodile das Leder im Fallen zum 1:0 über die Linie (64.). Spätestens jetzt machten die Gäste richtig ernst. Schon im Gegenzug rettete Zani im letzten Moment auf der Linie. Die Abwehrschlacht begann. In der 78. Minute war es dann so weit, Salihamidzic glich mit einem Flachschuss zum 1:1 aus. Im weiteren Verlauf lag der Siegtreffer für die Hitzfeld-Truppe zwar förmlich in der Luft, doch der Club rettete sich in die Verlängerung. Auch in der Nachspielzeit hielt Dreszer seinen Kasten sauber. Jetzt kam es zum Elfmeter-Schießen. Und da triumphierte erneut Dreszer.

Volksstimme - Berichte vom 03.11.

8,6 Millionen sahen FCM-Sensation - Baustart für neues Stadion im April?

Der Sensations-Erfolg des 1. FC Magdeburg im DFB-Pokal über den deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München (5:3 nach Verlängerung und Elfmeterschießen) hat eine ganze Region elektrisiert. Auch die Pläne für den Umbau des Grubestadions erhalten dadurch neuen Aufwind.

Von Rudi Bartlitz und Jens-Uwe Jahns
Magdeburg. Als die Bayern gestern 0.38 Uhr - deprimiert und ausgelaugt - von Cochstedt aus den Heimflug antraten, erreichten die Jubelfeiern in Magdeburg gerade ihren Höhepunkt. Die Pokalhelden feierten ausgelassen im Festzelt des Grubestadions, in der Stadt beherrschten blau-weiße Fahnen und Schals die Szene. Die TV-Einschaltquoten erreichten Länderspiel-Niveau. 8,6 Millionen Zuschauer verfolgten in der Spitze die Begegnung. In Sachsen-Anhalt hatte die Übertragung sogar einen Marktanteil von über 55 Prozent. Mit Spannung richtet sich jetzt der Blick auf Sonntag: Dann wird in der ARD-Sportschau (ab 18.08 Uhr) der nächste Gegner des FCM ausgelost. „Ein immenser Imagegewinn für unsere Stadt", freute sich Oberbürgermeister Willi Polte. Ministerpräsident Reinhard Höppner wertete es als, „ein hoffnungsvolles Signal für den sportlichen Wiederaufstieg". Beim FCM quoll das Faxgerät über: Glückwünsche aus allen Himmelsrichtungen, darunter auch aus dem Ausland. Selbst Gäste-Trainer Ottmar Hitzfeld reihte sich in die Gratulantenschar ein: „Ein historischer Sieg für Magdeburg und die Region.“ „Kompliment die haben gekämpft wie die Wahnsinnigen", zollte auch Manager Uli Hoeneß Respekt. Der sportliche Höhenflug beflügelt unterdessen auch die Pläne, das Ernst-Grube-Stadion umzubauen. Bis 2005 soll das Areal für 60 Millionen Mark zu einer Fußballarena mit bis zu 30000 Plätzen umgestaltet werden. Ziel ist es, zum DFB- Bundestag im April 2001 in Magdeburg den Grundstein zu legen. Nach Informationen der Volksstimme hat die Landesregierung signalisiert, das Projekt mit 50 Prozent der Gesamtkosten, maximal 30 Millionen Mark, zu fördern. Der Leiter des Magdeburger Sportamtes, Helmut Hönel, glaubt, dass das Bayern-Spiel in den Köpfen der Landesregierung einen gewaltigen Ruck" gegeben habe. Hönel: „Nie waren die Chancen für ein neues Stadion größer als jetzt.“ Für das Team um Trainer Eberhard Vogel, das dem Vernehmen nach eine Prämie von insgesamt etwa 100 000 Mark erhalten soll (Präsident Deumeland: „Zahlen nenne ich nicht, es ist aber eine dem Erfolg angemessene Prämie"), war es eine kurze Nacht. Für 10 Uhr hatte der Coach für die Pokalhel den bereits wieder Training angesetzt. 

FCM-Pokaltriumphe machen das Land großzügig

Noch ein Traum wird wahr: Bis 2005 moderne Fußballarena

Die jüngsten Pokaltriumphe des 1. FC Magdeburg gegen Köln und München könnten zur letzten Initialzündung für den seit Jahren geplanten Stadionumbau werden. Die Fußballbegeisterung hat um auch die Landesregierung erfasst - sie signalisiert Fördermittel in Höhe von 30 Millionen Mark. Das neue Stadion soll bis 2005 am alten Standort fertig sein.

Von Jens-Uwe Jahns
Magdeburg. „Nie waren die Chancen für ein modernes Fußballstadion größer als jetzt", sagte Sportamtsleiter Helmut Hönel gestern gegenüber der Volksstimme. Spätestens seit dem Grundsatzbeschluss des Stadtrates vom 9. September 2000, nachdem das Grubestadion von Grund auf saniert werden soll, nimmt der Traum realistische Züge an. In Vier-Augen-Gesprächen zwischen Stadt und Land will Magdeburgs Sportbeigeordneter Dr. Rüdiger Koch herausgehört haben, dass das Land bereit ist, 50 Prozent der Sanierungskosten, maximal 30 Millionen Mark, locker zu machen. Insgesamt 60 Millionen würden ausreichen, um an der Stelle des alten Stadions eine moderne Mehrzweckarena ohne Leichtathletikbahnen zu schaffen. Auch private Beteiligungen, zum Beispiel durch Marketingfirmen, die dann ihrerseits an der Werbung im Stadion verdienen, seien vorstellbar. Damit könnte die Stadt ihren Anteil drücken. Im VIP-Zelt übertrug sich am Mittwochabend jedenfalls die Begeisterung auf Innenminister Püchel, Kultusminister Harms und Sozialministerin Kuppe. Dr. Koch nutzte am Biertisch die Gunst der Stunde clever aus: „Jetzt nein zu sagen, wäre doch landespolitisch höchst unklug, oder?" Unterdessen bastelt Magdeburgs Hochbauamtsleiter Rüdiger Jahnel schon an der Ausschreibung für die Vorplanung. 156 Architekturbüros aus ganz Europa hatten sich für den Auftrag interessiert. Unlängst waren zehn ausgewählte Büros in Magdeburg, stellten ihre ersten Ideen vor. Bis Ende November dieses Jahres, so Jahnel, soll der Planungsauftrag ausgelöst werden - sofern der Stadtrat zustimmt. Bis April 2001 - dann tagt in Magdeburg der DFB-Bundestag -will er die Fördermittelzusage vom Land in der Tasche haben. Helmut Hönel: „Unser Ziel ist es, zum DFB-Bundestag, den Grundstein für den Stadionumbau zu legen." 2005 soll das Stadion fettig sein. Hönel: „Der Termin ist wichtig, weil wir noch etwas vom WM-Kuchen abbekommen möchten. Am Rande der WM 2006 in Deutschland suchen die Nationen Trainingslager und Austragungsorte für Freundschaftsspiele." Jahnel hat klare Vorstellungen vom neuen, alten Stadion: „Ich möchte die vorhandenen Flutlichtmasten einbeziehen, weil sie ja ein Stück östliche Stadtsilhouette ausmachen." Um Varianten auszuloten und um Fehler zu vermeiden, hatten sich Jahnel und Hönel in den vergangenen Monaten die Stadien in Arnheim, Gelsenkirchen, Leverkusen und Rostock vor Ort angesehen. Jahnel: „Da haben wir viel gelernt." So sei fast überall der Fehler gemacht worden, bei den Neu- oder Umbauten zwar den VIP-Gästen Komforttribünen vor die Nase zu setzen, dabei aber habe man den Rasen sträflich vernachlässigt. „Überdachte Stadien haben den Nachteil, dass sie dem Rasen nehmen, was er unbedingt braucht: Sonne und Luft." In Arnheim müsse der komplette Rasen aus dem Stadion auf eine riesige Wiese gezogen werden, damit er Sonne und Luft bekommt. Die Kosten sind gigantisch. Jahnel: „Das könnten wir uns gar nicht leisten. Wir brauchen ein Stadion, das dem Rasen Luft zum Atmen lässt."  

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld nach FCM-Sensationssieg im DFB-Pokal ein fairer Verlierer

„Magdeburg hat Geschichte geschrieben“

„So ein Tag, so wunderschön wie heute...“ Mit Stimmungsliedern, Champagnerduschen und  Freudentänzen feierten die Oberliga-Kicker des 1. FC Magdeburg ausgelassen den historischen 5:3 (1:1, 0:0)-Erfolg nach Verlängerung und Elfmeterschießen in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen Titelverteidiger und Rekordmeister FC Bayern München. Die Kabine des Clubs - sie glich einem Tollhaus.

Von Uwe Tiedemann und Rudi Bartlitz
Magdeburg. Der Sieg hatte deswegen historischen Wert, weil es zuvor noch nie gelungen war, den großen, scheinbar übermächtigen FC Bayern zu bezwingen. Zweimal zog man im Europacup den kürzeren, dreimal in Freundschaftsspielen.
Die meisten Pokalhelden dürften wie Bodo Schmidt eine recht kurze Nacht gehabt haben. Zumal es bis nach Mitternacht noch zahlreiche Interviewwünsche zu erfüllen galt und gestern vormittag um 10 Uhr schon wieder Training angesagt war. „Nach einem solchen Erlebnis findet man so leicht keinen Schlaf. Der Adrenalinspiegel ist einfach noch zu hoch. Nach ein paar Bierchen geht's dann aber ...“, beschrieb der Kapitän einen der denkwürdigsten Abende im legendären Grubestadion.
„Kompliment an die Magdeburger, die Geschichte geschrieben haben. Vor allem die Abwehr stand kompakt. Sie haben an den Sieg geglaubt, alles gegeben und letztlich verdient gewonnen. Ich bin natürlich maßlos enttäuscht. Wer zu wenig für die Offensive tut und es innerhalb von zwei Stunden nicht schafft, mehr als ein Tor zu schießen, baut automatisch den Gegner auf,“ zeigte sich Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld als fairer Verlierer. Und auch die von Schmidt beschriebene Szene war gentleman-like: „Ich habe ja unter Hitzfeld und seinem Assistenten Michael Henke fünf Jahre bei Borussia Dortmund gespielt. Sie kamen zu unserer Kabine, haben sich beide nett von mir verabschiedet." Als der Mannschaftsbus eine Viertelstunde vor Mitternacht das Stadiongelände wieder verließ, saßen Hitzfeld, Hoeneß und Co. aber wie versteinert auf ihren Plätzen.
Währenddessen ebbte der Jubel auf Magdeburger Seite nicht ab. Als „Vater des Erfolges“ gilt in erster Linie Trainer Eberhard Vogel. Der 57-jährige Fußball-Lehrer hatte es verstanden, seine Jungs optimal einzustellen. Und das, obwohl mit Franz, Maslej und Papic gleich drei Leistungsträger verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen.
„Dieser Sieg über die Bayern ist der wichtigste Erfolg für den Magdeburger Fußball seit dem Europacup-Sieg 1974 - er ist das größte seit Jahrzehnten. Aber jetzt ist es ebenso wichtig, dass wir unser Hauptziel, den Aufstieg in die Regionalliga, nicht aus dem Auge verlieren.“ Und mit einem Glas Bier in der Hand, ergänzte der DDR-Oberligarekordspieler (440 Einsätze): sehr nachdenklich: „Man sieht, auch Träume gehen manchmal in Erfüllung. Jetzt werde ich mindestens einen Tag benötigen, um das alles zu verdauen."
Den gestrigen Donnerstag verbrachte Vogel in Jena im Kreise seiner Familie (das morgentliche Training leitete Martin Hoffmann). Auch weil Gattin Angela, die am Mittwoch mit nach Magdeburg gekommen war, um das Bayern-Spiel zu erleben, Geburtstag hatte („Von einem Geburtstagsgeschenk in Form eines Sieges war nicht die Rede„).
Wer waren aus seiner Sicht die besten Spieler? Vogel sprach von einer geschlossenen Mannschaftsleistung, fügte dann nach einigem Zögern hinzu: „Dreszer, Schmidt, dann vielleicht Holz. Generell war ich mit der gesamten inneren Deckung sehr zufrieden.“
Dass es trotz des Sensationssieges keinen Tag „Sonderurlaub“ für seine Truppe gab, begründete Vogel so: „Da darf kein Schlendrian einreißen. Am Wochenende haben wir ein wichtiges Spiel in Dessau. Die Vorbereitung darauf ist ohnehin schwieriger als auf das Bayern-Spiel.“ Und was bedeutet der Sieg über Bayern generell? „Ich sehe darin auch einen Erfolg für den Fußball im Osten. Es darf keine Sache der Gewöhnung werden, dass Traditionsvereine wie Magdeburg und Dynamo Dresden heutzutage in der 4. Liga spielen. Das ist eine Katastrophe, das muss sich so schnell wie möglich ändern.“  

Pokal-Spielfilm

Um 23.10 Uhr war die Sensation perfekt - 5:3

Magdeburg (tn). Die Höhepunkte des DFB-Pokal-Dramas am Mittwoch im Grubestadion zwischen dem FCM und Bayern München zeichnet die Volksstimme noch einmal nach:
2. Minute: Der Club erwischt einen guten Start, holt gleich zwei Eckbälle heraus.
4. Minute: Bayern greift gefährlich über die rechte Seite durch Wiesinger an - vorbei.
21. Minute: Ofodile (FCM) läuft auf Kahn zu, schließt aber zu überhastet ab.
24. Minute: Sergio verfehlt das FCM-Tor nur um Zentimeter.
30. Minute: Der Club hält noch immer ein 0:0 - der erste Achtungserfolg.
31. Minute: Lücke (FCM) kommt aus 18 Metern volley zum Schuss - drei Meter zu hoch.
45. Minute: Schiri Jansen (Essen) pfeift zur Pause. Tosender Beifall für den FCM.
55. Minute: Die FCM-Fans stimmen die La-Ola-Welle an.
64. Minute: Gewühl vorm Bayern-Tor. Ofodile kommt im Fallen zum Schuss, der Ball wird noch abgefälscht, trudelt zum 1:0 über die Linie.
71. Minute: Zani rettet in höchster Not auf der Linie. Mancher Bayern-Akteur hatte den Ball schon im Tor gesehen.
78. Minute: Der eingewechselte Salihamidzic gleicht zum 1:1 aus.
92. Minute: Jansen pfeift ab Verlängerung.
112. Minute: Foul an Salihamidzic im FCM-Strafraum. Jansen drückt beide Augen zu - kein Elfer. Riesenglück für den FCM.
118. Minute: Zani köpft bei der größten Chance des FCM in der Verlängerung knapp vorbei.
120. Minute: Abpfiff und damit Elfmeterschießen. Die Spannung steigt ins Unermessliche.
1:2 Sergio
2:2 Schmidt
Jeremies scheitert an Dreszer
3:2 Ivanovic
Dreszer pariert in toller Manier auch seinen zweiten Elfmeter von Elber - Die Fans toben.
4:2 Golombek
4:3 Sagnol
5:3 Hannemann - die vorzeitige Entscheidung zu Gunsten des FCM (Zani muss als fünfter Schütze nicht mehr ran). Die Stadionuhr zeigt 23.10 Uhr die Pokal-Sensation ist perfekt.  

FCM-Torhüter Dreszer wehrte zwei Elfmeter ab

„Das war das beste Spiel meiner Karriere“

Von Uwe Tiedemann
Magdeburg. Miroslav Dreszer war gestern gegen 14 Uhr leicht genervt: „Es ist nicht zu glauben. Seit zwei Stunden hat meine Frau Mariola das Mittagessen fertig. Aber ständig klingelt unser Telefon.“ Kein Wunder, dass der 35-jährige Torhüter des 1. FC Magdeburg plötzlich so im Rampenlicht steht. Mit zwei gehaltenen Elfmetern hatte „Miro“ maßgeblichen Anteil am 5:3-Sensationssieg des Oberligisten in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern München. „Ich bin jetzt 24 Jahre dabei. Das war das beste Spiel meiner Karriere“, befand der Schlussmann, der fast immer gut gelaunt ist, bei den FCM-Fans unangefochten als Publikumsliebling gilt und stets einen lockeren Spruch auf Lager hat. Nach einem solchen Verlauf natürlich erst recht. „Unsere Fans waren unser 12. Spieler. Da mussten die Bayern ja verlieren.“ Oder: „Der zweite Elfmeter war sehr gut geschossen, die Leistung des Torhüters aber Weltklasse.“ Oder: „Der Trainer hatte mir vorm Elfmeterschießen den Tipp gegeben: Rechter Fuß, rechte Ecke.“ Diese entscheidenden Minuten kurz nach 23 Uhr, als zunächst Jeremies, dann auch Elber an Dreszer gescheitert waren, schildert der FCM-Torhüter so: „Komisch, aber ich war ganz ruhig und traute mir zu, einen Ball halten zu können. Dass ich dann gleich zwei Elfmeter abgewehrt habe, war natürlich ein Traum.“ Mit seinem Gegenüber Oliver Kahn sprach er nur ganz kurz: „Wir haben uns alles Gute gewünscht, das war's“, so Dreszer, dessen Wunsch, das Trikot von Kahn zu ergattern, aber nicht in Erfüllung ging. „Die Bayern waren alle ziemlich böse und dann schnell verschwunden. Schade, aber eine normale Reaktion.“ Doch nicht nur in Deutschland war die denkwürdige Begegnung im Fernsehen zu sehen, auch in Dreszers Heimatland Polen lief die Partie, wenn auch zeitversetzt, über den Bildschirm. Es gab also reichlich Gelegenheit, sich von Dreszers Fähigkeiten zu überzeugen. Da könnte es durchaus Angebote von anderen Klubs geben. Doch hier winkt Dreszer sogleich ab: „Ich habe meinen Vertrag bis 2003 verlängert, bleibe in Magdeburg, weil es meiner Familie und mir gut gefällt. Ich möchte meine Karriere hier beenden, vorher natürlich so schnell wie möglich aufsteigen.“ Und da ist er dann mit seinen Gedanken sogleich beim nächsten Auswärtsspiel am Sonntag (14 Uhr) in Dessau. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich unsere Euphorie ablegen. Es wird trotzdem schwer genug.“ Dreszer geht sogar soweit, dass er sagt: „Vor den Bayern hatte ich Respekt. Vor Dessau habe ich sogar ein bisschen Angst.“  

Kinowelt-Chef Michael Kölmel im Volksstimme-Interview:

„Entscheidung für den FCM hat sich als richtig erwiesen“

Erstmals sass bei einem Spiel des 1. FC Magdeburg der Vorstandschef des Medienunternehmens Kinowelt, Michael Kölmel, auf der Tribüne. Kinowelt-Tochterfirma Sportwelt ist der wichtigste Finanzier des FCM. Mit Kölmel sprach Rudi Bartlitz.

Volksstimme: Oberliga-Tabellenführer, im Pokal jagt eine Sensation die andere sportlich müssten Sie mit Ihrem Partner FCM doch sehr zufrieden sein.
Kölmel: Das bin ich auch. Es beweist zudem, dass unsere damalige Entscheidung für den FCM als einen wichtigen Traditionsklub im Osten richtig war und sich langsam auszuzahlen beginnt, zumindest sportlich.
Volksstimme: Was erwarten Sie denn in dieser Saison von Ihrem Partner, sportlich?
Kölmel: Der Erfolg über die Bayern ist sensationell, einfach ein Traum, Ich habe von Anfang an gesagt, ich fahre nach Magdeburg, um mitzuerleben, wie der FC Bayern gestürzt wird.
Volksstimme: Aber der Pokal ist nur das eine.
Kölmel: Natürlich. Die Mannschaft hat das Ziel, den Aufstieg in die Regional-liga zu schaffen. Dem sollte alles untergeordnet werden. Am besten wäre es deshalb, schon einige Spiele vor Saisonschluss das Klassenziel erreicht zu haben, damit man sich dann voll auf die noch anstehenden Qualifikations-Begegnungen vorbereiten kann. Bei der jetzigen Überlegenheit in der Oberliga muss man allerdings auch in Rechnung stellen, dass der FCM zweifellos den hoch karätigsten Kader besitzt.
Volksstimme: Zum wesentlich Schwierigeren, dem Finanziellen.
Kölmel: Sicher war die Trennung von Manager Lamm für den Klub und uns eine Nagelprobe. Nebenbei: Das hat auch uns einiges gekostet. Prinzipiell sind wir jetzt aber in einer Entwicklungsphase, wo es langsam wieder aufwärts gehen könnte. Dazu muss sich der Verein aber zu der Erkenntnis durchringen, dass ein Budget dazu da ist, eingehalten zu werden. Auf jeden Fall sind wir gewillt, zu unseren finanziellen Zusicherungen zu stehen.
Volksstimme: Welche Lehren ziehen Sie aus all dem?
Kölmel: Natürlich haben die Vereine im Nordosten einen Standortnachteil. Der muss ausgeglichen werden. Das geht aber nur über vernünftiges Wirtschaften. Es geht aber meist dann schief, wenn einstige Nachteile in einer Weise kompensiert werden sollen, die dann doch sehr an finanzielle Großmannssucht erinnern.

Stimmen

Jürgen Mahncke, Sprecher des FCM-Partners Sportwelt: „Die Reputation des FCM ist deutschlandweit unheimlich angestiegen. Auch finanziell wird sich die Situation durch das Weiterkommen im Pokal entspannen.“
Marcel Maltritz, Ex-FCM-Kicker und jetzt in Diensten des VfL Wolfsburg: „lch bin gleich nach unserem Sieg gegen Hertha zum Fernseher gestürzt. Eine Riesensensation. Es freut einen doch, wenn eine unterklassige Mannschaft einen Bundesligisten aus dem Rennen wirft - erst recht, wenn die unterklassige Mannschaft mein ehemaliges Team ist.“
Hans-Georg Moldenhauer, DFB-Vizepräsident: „Fantastisch. Eine sensationelle Leistung des FCM. Vor allem auch deswegen, weil er nicht nur mit dem Rücken zur Wand stand, sondern voll dagegengehalten hat.“
Dirk Stahmann, FCM-Verwaltungsratsmitglied: „Hut ab vor unserer Mannschaft. Sie soll den Triumph feiern, sich dann aber so schnell wie möglich wieder auf den Alltag konzentrieren.“
Oliver Kahn, Bayern-Torwart: „Ich möchte ganz sachlich feststellen, ohne den Sieg der Magdeburger schmälern zu wollen: Wir sind auch in diesem Spiel in einer entscheidenden Szene, nämlich beim Foul an Salihamidzic in der 112. Minute, klar benachteiligt wurden.“
Andreas Golombek, FCM-Akteur: „Unser Trainer hat uns Mut gemacht und gesagt: Jeder Bayern-Spieler hat auch nur zwei Füße. Aber im Ernst: Er besitzt entscheidenden Anteil am Sieg, weiß ganz genau, wie er sich gegenüber den einzelnen Spielern mit völlig verschiedenen Charakteren zu verhalten hat. Genau das macht eine gute Mannschaft aus, nicht etwa die Millionen.“ 

Splitter

AUSLOSUNG: Die Paarungen des DFB-Pokal-Achtelfinales werden am kommenden Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau (ab 18.08 Uhr) ermittelt. Glücksfee ist der Kölner Regisseur Sönke Wortmann. Der 1. FC Magdeburg hat als einziger verbliebener Oberligist auf jeden Fall Heimrecht. Die dritte Runde findet am 28./29. November statt.

SONDERPRÄMIE: Der Sieg gegen Bayern zahlt sich für die FCM-Kicker in barer Münze aus. Der amtierende Präsident Rüdiger Deumelandt wollte die Summe von 100 000 Mark zwar weder bestätigen noch dementieren, sagte aber: „Wir werden den Erfolg angemessen honorieren. Allerdings sollte ein Verein, der noch vor nicht allzu langer Zeit am Tropf hing, den Ball flach halten.“

BRUSTSPONSOR: Durch das Börsen-Fachblatt „Euro am Sonntag“ auf dem Trikot der Spieler konnten sich Club und FCM-Partner Sportwelt über eine weitere lukrative Einnahmequelle freuen (knapp 100000 Mark). Diesbezüglich gab es auch Überlegungen, mit dem gerade angelaufenen Kinowelt-Film zu werben. „Der Titel lautet ,Sex oder stirb'. Das hätte für einige aber vielleicht doch zu Missverständnissen geführt“, flachste Sportwelt-Sprecher Jürgen Mahncke.

ANZEIGE: Nach der Beschädigung des Bayern-Mannschaftsbusses (Kosten rund 15 000 Mark) beim Einparken auf dem Stadiongelände stellte das Münchner Busunternahmen noch am Mittwoch Strafanzeige. Damit ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft gegen „Unbekannt“. Bayern-Pressechef Markus Hörwick zu diesem Zwischenfall: „Die Hauptursache ist sicherlich die veraltete Bausubstanz des Stadions. Es ist ein Unding, wenn ein Mannschaftsbus an Tausenden von Fans vorbeifahren muss.“ Ansonsten gab es aus Sicht der Polizei um das Spiel keine „besonderen Vorkommnisse“. (tn) 


 

Letzte Aktualisierung Freitag, 03.11.2000 21:57